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04.09.10 / Petersdom-Kopie in Elfenbeinküste / Vor 20 Jahren weihte Papst Johannes Paul II. »Notre-Dame-de-la-Paix von Jamussukro« ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Petersdom-Kopie in Elfenbeinküste
Vor 20 Jahren weihte Papst Johannes Paul II. »Notre-Dame-de-la-Paix von Jamussukro« ein

Seit zwei Jahrzehnten gibt es nicht nur das Original des Petersdoms in Rom, sondern auch eine nicht viel kleinere Kopie in Westafrika. Ihr Grundstein wurde am 10. August 1985 gelegt. Nach dreieinviertel Jahren Bauzeit wurde die Kirche fertiggestellt. Geweiht wurde die Basilika allerdings erst am 10. September 1990 durch Johannes Paul II. im Rahmen seiner damaligen Afrika-Reise. Der große zeitliche Abstand wird damit begründet, dass der Heilige Vater seine Teilnahme an der Zeremonie von der Zusage abhängig gemacht habe, dass in der Nähe des Gotteshauses ein Krankenhaus errichtet würde. Mit dessen Bau wurde aber ein Jahrzehnt später begonnen.

Der reiselustige Pontifex hat den Dom der Gottesmutter geweiht. „Notre-Dame-de-la-Paix“ (Unsere Liebe Frau des Friedens) ist sein Name. Der Standort des imposanten Prachtstückes ist das weniger imposante Jamussukro. Die Ursache für die Wahl Jamussukros zum Standort wie auch zur Hauptstadt liegt darin begründet, dass die 248 Kilometer nördlich der Vorgängerin Abidjan gelegene Stadt der Geburtsort des von 1960 bis 1993 autokratisch regierenden ersten Präsidenten der Elfenbeinküste, Felix Houphouet-Boigny, ist. Wahrscheinlich 1905 erblickte der Angehörige der dortigen lokalen Häuptlingsfamilie, der sich später zum Herren der gesamten französischen Ex-Kolonie aufschwang, das Licht der Welt.

Ungeachtet der damals herrschenden niedrigen Preise für die Hauptexportgüter seines Landes, Kaffee und Kakao, zeigte sich das Staatsoberhaupt großzügig, als es darum ging, seinen 1989 von ihm zur Hauptstadt erhobenen Geburtsort standesgemäß auszubauen. Neben den Büropalästen der Regierung wurden auch noch ein Polytechnisches Institut und ein internationaler Flughafen aus dem Boden gestampft. Und eben „Notre-Dame-de-la-Paix“.

Die Basilika ist mit zirka 8000 Quadratmetern eines der größten Kirchengebäude der Christenheit. Ihre Kuppel ist zwar etwas niedriger als die des Petersdomes, aber dafür ist das darauf montierte Kreuz höher. Der Petersdom hat 15000 Quadratmeter Grundfläche, in Jamussukro hat man das Doppelte. Allerdings ist das Kirchengebäude selbst kleiner, mit 7000 Sitz- und 11000 Stehplätzen – in den Petersdom gehen 20000 Menschen hinein. Der Baustein ist italienischer Marmor. Von den Fenstern sind 7000 Quadratmeter mit in Frankreich gefertigten Glasmosaiken geschmückt. Eins der Fenster zeigt den Präsidenten zusammen mit Jesus und seinen zwölf Aposteln. Das wirkt blasphemisch, entspricht aber Vorbildern in der mittelalterlichen Kunst Frankreichs, wo der König auf gleicher Augenhöhe mit Christus dargestellt wird.

Die Kirche ist unter der Leitung eines libanesischen Architekten und mit einer französischen Baufirma aufgezogen worden. Maßgeblich waren Ausländer beteiligt, hauptsächlich aus dem benachbarten Burkina Faso, dem früheren Obervolta, was vom Präsidenten sehr gefördert wurde, um sich mit den dankbaren „Gastarbeitern“ eine Klientel zu sichern. Die Fremden machen inzwischen etwa ein Viertel der gesamten Bevölkerung der Elfenbeinküste aus.

Das „pharaonische“ Unternehmen ist umso bemerkenswerter, als der Prestigebau noch nicht einmal den Status einer Diözesan-Kathedrale hat und die Christen in der mehrheitlich von Moslems und Animisten bewohnten Elfenbeinküste nur eine Minderheit von 27,5 Prozent darstellen. Zu seiner Verteidigung hat der Präsident angeführt, dass er die Kosten von umgerechnet über 200 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen beglichen habe. Bedenkt man, dass er auf Schweizer Konten mindestens sieben Milliarden US-Dollar angehäuft hat, könnte das sogar stimmen.

Inzwischen ist das Gotteshaus auch sein Mausoleum. Im Dezember 1993 starb er an Krebs, am 7. Februar 1994 fand seine Begräbnisfeier statt, an der vom französischen Präsidenten François Mitterrand abwärts die halbe politische Elite der ehemaligen Kolonialmacht, als deren Musterschüler er galt, teilnahm. Bernd Rill/PAZ


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