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04.09.10 / Namensgeber von Raketen wie Panzern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Namensgeber von Raketen wie Panzern

Die meisten, die Kalten Krieg und Friedensbewegung noch miterlebt haben, werden sich noch an die Debatte um die Stationierung der „Pershing“ erinnern, diese als Pendant zur sowjetischen SS-20 gedachte nukleare Mittelstreckenrakete. Die Älteren werden auch noch mit dem „Per­shing“, dem schwersten Kampfpanzer der US-Armee im Zweiten Weltkrieg, der auch noch im Koreakrieg Verwendung fand, mehr oder weniger leidvolle Erinnerungen verbinden. Hingegen hochbetagt muss schon sein, wer den Namensgeber von beiden US-Waffensystemen, General John J. Pershing, in seiner bekanntesten Funktion erlebt hat. Die hatte „Black Jack“ nämlich im Ersten Weltkrieg als Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Truppen an der Westfront.

Am 13. September 1860 kam der US-Amerikaner in Missouri zur Welt. Er absolvierte die Militärakademie Westpoint und hatte in den späten 80er Jahren als Kavallerieoffizier noch Anteil am Völkermord an den Indianern. Er kam 1899 auf die Philippinen, wo er Krieg gegen die Zivilisten führte, die sich mit der Okkupation ihrer Heimat nicht abfinden wollten. 1916 überschritten US-Truppen unter seiner Führung die Grenze zu Mexiko, um den Freiheitskämpfer Pancho Villa zu bekämpfen.

Am 6. April 1917 erklärten die USA dem Deutschen Reich den Krieg. 52 Tage später ernannte Präsident Woodrow Wilson ihn zum Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Streitkräfte in Europa.

 Im Spätsommer 1918 griff die „American Expeditionary Force“ erstmals mit einer eigenständigen Offensive in das Kriegsgeschehen ein. Zwischen dem 12. und 15. September 1918 trafen Pershings Truppen bei St. Mihiel auf deutsche Einheiten, die im Begriff waren, sich zurückzuziehen und denen daher Artillerieunterstützung fehlte. Als die deutschen Truppen ihre neuen ausgebauten Stellungen erreicht hatten und wieder unter dem Schutz der eigenen Artillerie standen, war auch der amerikanische Vormarsch beendet. In der gemeinsam mit den Franzosen ab dem 26. September 1918 geführten Maas-Argonnen-Offensive verloren die angreifenden Amerikaner 125000 Mann. Selbst am letzten Kriegstag – der Waffenstillstand sollte um 11 Uhr wirksam werden – ließ Pershing seine Truppen noch unter Verlusten angreifen.

Trotzdem wurde Pershing nach Kriegsende in seiner Heimat als Held verehrt und war sogar einige Zeit als Präsidentschaftsbewerber im Gespräch. Er blieb bis 1924 im Militärdienst und veröffentlichte 1931 seine Erinnerungen, für die er den Pulitzer-Preis erhielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er in öffentlichen Auftritten für einen Kriegseintritt seines Landes analog zum Ersten eintrat, starb der US-Militär hochbetagt am 15. Juli 1948 bei Washington. Hans Lody


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