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04.09.10 / Starke Frau in der Hansezeit / Ein atmosphärischer Unterhaltungsroman entführt ins 14. Jahrhundert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-10 vom 04. September 2010

Starke Frau in der Hansezeit
Ein atmosphärischer Unterhaltungsroman entführt ins 14. Jahrhundert

Nach mehreren in der Wikingerzeit spielenden Romanen scheint sich die Historikerin und Meeresarchäologin Catharina Sundberg nun auf Romane spezialisiert zu haben, welche im 14. Jahrhundert zur Zeit der Hanse spielen. Nach „Die Handelsherrin“ und „Gebrandmarkt“ bleibt die Autorin mit ihrem neuen Roman „Die Kupferhändlerin“ ihrer neuen Linie treu. Erneut steht hier die Handelsherrin Anne Persdotter im Mittelpunkt des Romans.

Anne Persdotter hat nach dem Tod ihres Mannes dessen Handelshaus übernommen und führt seitdem erfolgreich seine Geschäfte weiter. Als die Macht der Hanse auch in Stockholm Einzug hält, muss Anne ihr Handelshaus schließen, da die Hanse eine Ausbildung fordert, die sie nicht durchlaufen hat und als Frau überhaupt nicht absolvieren darf. So muss sie ihre beiden Kinder bei ihrer treuen Freundin Valborg in Stockholm zurücklassen, um beruflich neu Fuß zu fassen.

Sundberg stellt Anne Persdotter als zugegeben übertrieben starke, selbstständige und vor allem unabhängige Frau dar, die nicht nur den attraktiven venezianischen Kaufmann Leonardo, sondern auch den grausamen Piraten Klaus Störtebeker durch ihre Klugheit und Gerissenheit um den Finger wickelt.

Als der gefürchtete Pirat Annes mit Kupfer beladenes Schiff kapert, bietet sich Anne wagemutig als Geisel an. Von ihrem Mut und ihrer Dreistigkeit beeindruckt, willigt der grobschlächtige Alptraum der Hanse ein. „Der gefürchtete Seeräuber saß in grüner Hose und einem braunen Mantel hinter einem schlichten Holztisch. ,Spielt ihr Schach, Jungfer?‘ ,Das hab ich schon einige Male gespielt, ja.‘ … ,Setzt Euch!‘, befahl er … Anne spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Der Umgang mit ihm war schwierig, er war so gewalttätig und unberechenbar, während sein scharfer Verstand sie gleichzeitig zwang, ständig aufmerksam zu bleiben. Er lockte wie das Verbotene und gab ihr Kraft. Sie wischte sich ein paar Schweißperlen von der Oberlippe. Nachdem er das Brett in die Mitte geschoben hatte, stellte er die Figuren auf und nickte ihr zu, damit sie begann.“

Catharina Sundberg erzählt die Geschichte einer so starken und tapferen Frau, dass man sie manchmal fast schon als zu tollkühn und abgebrüht bezeichnen könnte. Die Tatsache, dass sie ihre zwei Kinder zurückgelassen hat, scheint Anne zeitweise völlig auszublenden.

„Die Kupferhändlerin“ ist ein leichter Unterhaltungsroman mit viel Liebe zum Detail. Die anschaulichen, authentischen Beschreibungen der Landschaft, der Städte und der Menschen laden den Leser ein, Zeit und Raum zu vergessen, um ganz in das Geschehen des 14. Jahrhunderts, das Zeitalter einer mächtigen Hanse und noch mächtigerer Piraten, einzutauchen. Vanessa Ney

Catharina Sundberg: „Die Kupferhändlerin“, Piper, München 2010, broschiert, 336 Seiten, 9,95 Euro


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