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11.09.10 / Gesichter des Dschihad / Polemikfreie Analyse des Islam

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-10 vom 11. September 2010

Gesichter des Dschihad
Polemikfreie Analyse des Islam

In der Debatte um die Wirklichkeit des Islam sind klare Analysen selten, die sich gleichermaßen deutlich von Verschwörungstheorien wie von der gängig politisch korrekten Rede vom Islam als einer „friedlichen Religion“, die letztlich „dasselbe“ wolle wie das Christentum, unterscheiden.

Umso mehr ist das jüngst erschienene Buch von Manfred Kleine-Hartlage zu begrüßen. Kleine-Hartlage ist von Haus aus nicht Islamwissenschaftler, sondern So-zialwissenschaftler. Prägnant zeigt er zunächst, dass in den westlichen Gesellschaften, vor allem aber im heutigen Deutschland, ein kulturrelativistischer, letztlich infantiler und politisch korrekter Aberglaube vorherrscht, der daran hindere, Eigenheit und Andersartigkeit des Islam überhaupt wahrzunehmen. Für den Islam nämlich kann Religion nicht, wie in der müden westlichen Moderne selbstverständlich, Privatsache sein. Seiner Identität nach muss er auf die Einheit von Religion und Politik zielen. Noch mehr: Das „Dschihadsystem“ im weitesten Sinn, also der Kampf gegen nichtislamische Religionen, Völker und politische Systeme, ist Teil des Wesens des Islam. Kleine-Hartlage begründet dies im zentralen Mittelteil seines Buches durch eine konzise Themenanalyse des Koran. Dabei deutet er ihn, was islamischem Selbstverständnis vollständig entspricht, als geschlossenes Gedankensystem, das als unmittelbares Diktat des definitiven Wort Gottes höchste Bindekraft beansprucht.

Kleine-Hartlage zeigt, wie eng der Prädestinationsglaube und der unbedingte Monotheismus des Islam mit der Zuweisung schwerster Strafen gegenüber Ungläubigen verbunden ist. Diese theologischen Grundlagen werden in den Mekka-Suren ausgesprochen. In den Medina-Suren nimmt der Koran dann offen die Gestalt einer politischen Religion an, mit dem militärischen Kampf gegen die Ungläubigen und der unbedingten Gehorsamspflicht gegenüber dem Propheten im Zentrum.

Ein weiteres Kapitel zeichnet die bedrückende Realgeschichte des Dschihad in Mittelalter und Neuzeit nach, wobei deutlich wird, dass die „Dhimmitude“, die Schutzpflicht des Islam gegen-über Juden und Christen, den „Schriftbesitzern“, selbst ein wirksames Islamisierungsinstrument gewesen ist – und keineswegs ein Mittel der Einhegung der Islamisierung.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen Kleine-Hartlages kluge Überlegungen über die heutigen Instrumente des Dschihad: vom Moscheebau über Umdeutungen der Geschichte bis zu der verdeckenden Rhetorik des Euro-Islam, der, wie eine genaue Lektüre der einschlägigen Texte (etwa von Tariq Ramadan) zeigt, weniger auf eine Modernisierung des Islam als vielmehr auf eine Islamisierung der säkularisierten Moderne zielt. 

Der Dschihad hat viele Gesichter, sanftere und grausame. Kleine-Hartlages These ist aber eindeutig: Ein dauerhaft auf Frieden und Moderne zielender Islam gäbe sich selbst auf. Dieses Buch kommt ohne jede Polemik aus. Seine Analysen sind unbestechlich, von scharfer logischer und analytischer Kraft. Natürlich bewegt man sich mit einem solchen Buch auf vermintem Gelände. Dies ist dem Verfasser deutlich. Man kann aber, wenn man den Islam und damit eine Wirklichkeit in Europa verstehen will, an seinen Einsichten nicht vorbeigehen. Harald Seubert

Manfred Kleine-Hartlage: „Das Dschihad-System – Wie der Islam funktioniert“, Resch, Gräfelfing 2010, geb., 292 Seiten, 19,90 Euro


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