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11.09.10 / Aufgefressen von den Pflichten / Autorin berichtet über die Gefahr, seine eigenen Wünsche zu verdrängen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-10 vom 11. September 2010

Aufgefressen von den Pflichten
Autorin berichtet über die Gefahr, seine eigenen Wünsche zu verdrängen

Die Amerikanerin Joan Anderson will anderen Frauen durch ihre eigenen Erfahrungen neue Impulse geben, sich selbst zu finden. In ihrem ersten Buch „Ein Jahr am Meer“ erzählte sie von der Veränderung, welche sie mit Mitte 50 durchlaufen hat, als ihre zwei erwachsenen Söhne das Haus verließen und sie ausgebrannt vor leeren Kinderzimmern und einer schal gewordenen Ehe stand. So verließ sie ihren Mann, um sich selbst und ihre eigenen Wünsche zu erforschen.

In ihrem neuen Buch mit dem Titel „Zurück ans Meer“ berichtet die Autorin, was zehn Jahre nach Erscheinen des ersten Buches aus ihren guten Vorsätzen geworden ist, wie sie selber von dem Weg, den sie anderen Frauen ans Herz legte, abgekommen ist.

Der Spagat zwischen den Pflichten als Autorin, Ehefrau, mehrfacher Großmutter, Schwiegermutter und Pflegerin der eigenen alternden Mutter ist nur auf Kosten der eigenen Freizeit möglich. Als ihre Freundinnen sich beschweren, dass sie kaum mehr Zeit für entspannte Gesprächsabende habe und auch ihre Internistin ihren immer weiter steigenden Bluthochdruck anmahnt, bemerkt Joan, dass sie sich selbst in ein neues Korsett gezwängt hat, um ihren selbst auferlegten Pflichten nachkommen zu können.

Anderson geht in ihrem Buch darauf ein, wie wichtig der Austausch von Frauen untereinander ist. Denn nicht selten werden erst im offenen Gespräch mit Gleichgesinnten die Konflikte, die einen umgeben, offengelegt. Und auch wenn die Ratschläge einer Freundin nicht sofort die Lösung des Problems beinhalten, so helfen Trost und Unterstützung doch häufig, den ersten Vorstoß zu wagen, das Übel an der Wurzel zu packen.

In „Zurück ans Meer“ beginnt jedes Kapitel mit einem tiefgründigen Sprüchlein. So zum Beispiel folgendes von William Shakespeare „Dies über alles; sei dir selber treu, und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage, Du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen.“

Und so wie die Sprüche, so ist auch das Buch. Wer hier nach viel äußerer Handlung sucht, der wird enttäuscht werden, denn das Wesentliche geschieht in diesem Buch zwischen den Zeilen. Es liegt in der Bedeutung der Gedanken der Autorin und was diese wiederum im Leser auslösen können.

„Zurück ans Meer“ ist somit ein sehr persönliches Buch. Joan Anderson spricht offen über ihre Fehler, um den Leser wachzurütteln, ihn auf eigene Baustellen im Leben aufmerksam zu machen. Denn Andersons Botschaft in „Zurück ans Meer“ ist ganz klar. Sie lautet, dass es nie zu spät ist, das Ruder noch herumzureißen, den Kurs, den das Leben genommen hat, noch zu ändern.      Vanessa Ney

Joan Anderson: „Zurück ans Meer“, dtv, München 2010, 220 Seiten, 8,95 Euro


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