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18.09.10 / »Trotzkisten« sickern ein / Lucy Redlers Parteibeitritt löst Unruhe bei der Linken-Führung aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-10 vom 18. September 2010

»Trotzkisten« sickern ein
Lucy Redlers Parteibeitritt löst Unruhe bei der Linken-Führung aus

Die Berliner Linke hat mit Lucy Redler stadtprominenten Zulauf bekommen. Doch nicht alle Genossen freuen sich darüber. In Berlin hatte sich Redler lange dem Zusammenschluss von WASG und Linkspartei widersetzt und sogar bei den jüngsten Wahlen 2006 zum Berliner Abgeordnetenhaus in Konkurrenz zur Linkspartei eine eigene Liste aufgestellt, die immerhin fast drei Prozent erreichte. In sieben von zwölf Bezirken schaffte ihre WASG-Nachfolgetruppe sogar den Sprung in die Regionalparlamente.

Der Schaden für die Linken war zählbar, besonders weil das Wahlergebnis 2006 für die Postkommunisten in Berlin mit 13,4 Prozent verhältnismäßig schlecht ausfiel. Seit Redler anscheinend erkannt hat, dass sie mit ihrer Formation keinerlei politischen Einfluss ausüben kann, bemühte sie sich um Aufnahme in die zuvor bekämpfte Partei. Das dauerte zwei Jahre. Ein erster Aufnahmeantrag scheiterte, der zweite auch, nun wurde die bekennende Trotzkistin doch aufgenommen. Der Co-Vorsitzende der Bundes-Linken, Klaus Ernst, der bereits in der WASG erste Erfahrungen mit Redler gemacht hatte, versuchte das noch zu verhindern – vergebens.

Im Kreisverband Neukölln trifft Redler auf die Abgeordnete Evrim Baba, der eine Nähe zu gewalttätigen Demonstranten nachgesagt wird. Auch Baba soll trotzkistischem Gedankengut nahestehen. Der Kreisverband im Westteil der Stadt unterliegt nicht der Kontrolle der gut disziplinierten ehemaligen SED-Kader. So ist es hier vergleichsweise einfach, Einfluss zu gewinnen.

Redler, die auch Bundessprecherin der trotzkistischen „Sozialistischen Alternative“ (SAV) ist, will für ein Ende der Beteiligung der Linken am Berliner Senat kämpfen. „Es ist wichtig, den Kapitalismus zu bekämpfen, statt ihn in Regierungen mit der SPD zu verwalten“, so Redler, die in früheren Jahren vergeblich für linksextreme Splittergruppen in Hamburg kandidiert hatte. Ihre Mitstreiter Sascha Stanicic (ehemaliger Chefideologe der SAV) und Holger Dröge gehören nun auch zum Bezirksverband Berlin-Neukölln.

Gesine Lötzsch, neben Ernst die zweite Parteivorsitzende, hofft, dass Redler nicht durch parteiinternen Krawall auffällt: „Ich gehe davon aus, dass Lucy Redler sich in der Linken für die Ziele der Linken einsetzt.“ Kenner des trotzkistischen Klüngels glauben das nicht.             Hans Lody


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