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25.09.10 / Schon 1969 ausdiskutiert / Vererbt sich Intelligenz? – Wissen, das einfach nicht durchdringt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

Schon 1969 ausdiskutiert
Vererbt sich Intelligenz? – Wissen, das einfach nicht durchdringt

Die gegenwärtige IQ-Debatte in Deutschland fand nahezu identisch schon im Jahre 1969 in den USA statt. Damals wurde dort offensichtlich: „Kompensierende Bildung [für schwächere Schülergruppen] ist in massivem Umfang für etliche Jahre und ... (mit) beispiellosem Einsatz von Bundesmitteln versucht worden, und sie ist offenkundig gescheitert“ (A. R. Jenson). In der Folge musste selbst die Bürgerrechtskommission der USA zugeben: „Tatsache bleibt, dass offenbar keines der Programme die Leistungen der beteiligten Schüler im Gruppendurchschnitt signifikant angehoben hat.“

Der bekannte Bildungspsychologe Professor Arthur R. Jenson, (Universität Berkeley) hat im „Harvard Educational Review“ seine diesbezüglichen Forschungsergebnisse unter dem Titel „In welchem Umfang können wir IQ und Schulerfolg durch Förderung steigern?“ veröffentlicht. In der selben Ausgabe bezogen sieben andere Professoren vorwiegend kritisch, Stellung gegen seine Befunde. Wegen des großen Interesses der Öffentlichkeit an dem Thema wurde Jensons Artikel in einer zweiten Auflage dieser Zeitschrift unverändert nachgedruckt, nun unter dem Titel „Umwelt, Vererbung und Intelligenz“, wiederum mit sieben kritischen Stellungnahmen diverser „Milieutheoretiker, der Linken und der Egalitären“. Daran anschließend konnte Jenson all diesen Kritikern ausführlich antworten. Das Kapitel „Punkte des Missverstehens“ beginnt er wie folgt: „Der verbreitetste Punkt von Verwirrung bei etlichen Diskutanten betrifft die Unterscheidung zwischen allgemeinen Umweltfaktoren, die den Bevölkerungsdurchschnitt betreffen, und solchen Faktoren, die individuelle Abweichungen von diesem Durchschnitt verursachen. Sowohl genetische als auch Umweltfaktoren haben Einfluss auf beide (Bevölkerungsdurchschnitt vs. individuelle Abweichung von diesem), aber nicht unbedingt im selben Umfang...“

Im Zusammenhang der damaligen Diskussion, die heute eine Neuauflage erlebt, hieß das im Klartext: Eine Politik der Unterschichtenförderung wird es immer wieder schaffen, bei einzelnen Schülern Leistungssprünge zu bewirken, es ist jedoch außerordentlich schwierig, damit den Leistungsdurchschnitt der ganzen Gruppe nennenswert anzuheben.

Jenson beendete seine Replik mit dem Satz: „Die gesamte Gesellschaft hat den größten Nutzen, wenn Wissenschaftler und Pädagogen diese Probleme im Geist wissenschaftlicher Untersuchung behandeln und nicht wie ein Schlachtfeld, auf dem diese oder jene Ideologie obsiegen könnte.“

Der Appell an Mäßigung und Vernunft ging ins Leere: Ähnlich wie Thilo Sarrazin im Jahre 2010 vom Vorstand der Bundesbank, von der Bundesregierung sowie vom Staatspräsidenten wurde auch Jenson 1969 nach Protesten und sogar Todesdrohungen streng gemaßregelt: Die Universitätsleitung von Berkeley verbot ihm, seine Thesen weiter zu verbreiten oder auch nur die vielen Beschwerdebriefe öffentlich zu beantworten.       R. Gnauck/ K.B.


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