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25.09.10 / Eiertänze auf dünnster Wissensbasis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

Eiertänze auf dünnster Wissensbasis

Der deutschen Diskussion um die Vererblichkeit fehlt es oft an Grundkenntnissen. Beispielsweise schrieb Thilo Sarrazin in seinem vieldiskutierten Buch, Kinder erbten „gemäß den Mendelschen Gesetzen die intellektuelle Ausstattung ihrer Eltern“ (S. 175). Das von Sarrazin erkennbar Gemeinte stimmt vermutlich: Intellektuelle Fähigkeiten vererben sich zu einem bedeutenden Teil, was jede realistische Zuwanderungs- und Bildungspolitik berücksichtigen sollte. Und doch folgt diese Vererbung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerade nicht den Mendelschen Gesetzen.

Viele Untersuchungen wurden durchgeführt, welche Eigenschaften in den beiden Varianten dominant und rezessiv „nach Mendel“ vererbt werden und welche Merkmale anderen Regeln folgen. Die Ergebnisse sind oft verblüffend: So simple und unzweideutig genetisch bestimmte Eigenschaften wie die menschliche Haar- und Augenfarbe folgen nicht den Mendelschen Gesetzen. Dies hängt damit zusammen, dass mehrere Gene die entsprechende Information tragen, womit die simple Statistik der Mendelschen Regeln nicht mehr anwendbar ist. Für die ungemein komplexe Eigenschaft der menschlichen Intelligenz gilt das selbe umso mehr.

Dagegen vererben sich angewachsene Ohrläppchen (rezessiv) nach Mendel, ebenso Albinismus (rezessiv), Sommersprossen, Grübchen und ein spitzer Haaransatz über der Stirn (alle drei Merkmale dominant). Mit politisch heißen Eisen hat das wenig zu tun, aber es belegt doch, wie dünn die Wissensbasis oft ist, auf der Politik und Medien in Deutschland viele ihrer Eiertänze und Schlammschlachten austragen.      K.B.


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