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25.09.10 / Er erließ die Pragmatische Sanktion / Karl VI. wollte seiner Tochter Maria Theresia sein Reich vermachen – Vor 325 Jahren wurde der Kaiser in Wien geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

Er erließ die Pragmatische Sanktion
Karl VI. wollte seiner Tochter Maria Theresia sein Reich vermachen – Vor 325 Jahren wurde der Kaiser in Wien geboren

Am 1. Oktober 1685 wurde der spätere Kaiser Karl VI. geboren. Dass man als jemand, der mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wird, durchaus nicht dafür prädestiniert ist, immer nur Glück zu haben, dafür ist der Vater der berühmten Maria Theresia (1717–1780) ein deutliches Beispiel.

Während Karls älterer Bruder Joseph Nachfolger des Vaters an der Spitze des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation werden sollte, sollte Karl den Thron Spaniens besteigen, auf dem noch der kinderlose Habsburger Carlos II. saß. Aber Karl hatte das Pech, dass der König von Spanien nicht ihn, sondern einen Mann aus dem französischen Hochadel testamentarisch zum Nachfolger eingesetzt hatte. Mit dem Tod von König Carlos im Jahre 1700 war ein Konflikt vorgezeichnet, der sich dann auch prompt in einem langandauernden Krieg entlud, in den ganz Europa einbezogen wurde. Dieser Spanische Erbfolgekrieg dauerte bis 1713 und endete damit, dass die Bourbonen – wenn auch mit Unterbrechungen – Spaniens Könige stellen.

Das lag auch daran, dass Karls Bruder Joseph im Jahre 1711 verstorben war, ohne einen Sohn zu hinterlassen, so dass alles auf ihn als neuen Kaiser hinauslief. Eine erneute Personalunion zwischen Spanien und dem Reich wie zu Zeiten Karls V. war in der internationalen Staatengemeinschaft mit ihrer Gleichgewichtspolitik jedoch nicht durchsetzbar. So wurde Karl „nur“ Kaiser des Heiligen Reiches.

Bereits am 1. August 1708 hatte Karl die Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel Elisabeth Christine (1691–1750) geheiratet. Mit ihr hatte er neben drei Töchtern auch einen Sohn, der aber bereits 1716 starb. Als hätte Karl geahnt, dass er nach Leopold Johann keinen männlichen Erben mehr zeugen würde, hatte er schon am 19. April 1713 ein Hausgesetz, die sogenannte Pragmatische Sanktion, erlassen, der zufolge die Habsburgische Erblande  unteilbar waren und die sekundäre Nachfolge auch für Frauen galt. Nutznießerin hiervon sollte Karls älteste Tochter Maria Theresia sein.

Karl brachte ungeheure Summen auf, um die Zustimmung der wichtigen Personen in den Habsburgischen Erblanden und im Reich für seine Nachfolgeregelung zu gewinnen. Auch der damalige preußische Kronprinz Friedrich (1712–1786), welcher Maria Theresia später so viel Ärger machen sollte, wurde in das Geflecht der Schmiergelder, Versprechungen und diplomatischen Aktivitäten einbezogen. Immerhin verwandte sich Kaiser Karl für den späteren Friedrich II. bei dessen Vater, nachdem dieser am 5. August 1730 mit Hans Hermann von Katte aus dem Land des Soldatenkönigs zu fliehen versucht hatte.

Außer um die Nachfolge in den Erblanden machte sich Karl auch Gedanken um seine Nachfolge im Reich. Aufgrund der „Goldenen Bulle“ von 1356, einer Art Verfassung des Reiches, war es unmöglich, dass Maria Theresia Kaiserin wurde. Karl musste also zusehen, dass er für seine Tochter einen Gatten fand, der für die Nachfolge auf den Kaiserthron infrage kam. Ihn fand er in Herzog Franz III. von Lothringen (1708–1765), mit dem Maria Theresia 16 Kinder zeugte. 1745 wurde Maria Theresas Ehemann als Franz I. Stephan tatsächlich zum Kaiser gewählt. Maria Theresia selbst wurde nie zur Kaiserin gesalbt, wurde aber aus Höflichkeit stets als „Kaiserin-Königin“ bezeichnet.

Am 20. Oktober 1740 starb Karl VI. Ob er geahnt hat, dass die diversen Verträge zur Absicherung seiner Nachfolgeregelung mit den Fürsten des Reiches und Europas das Papier nicht wert waren, auf dem sie geschrieben standen?

Seine Tochter, deren Persönlichkeit erst noch in Europa bekannt werden musste, sah sich jedenfalls nicht nur von Preußen, sondern auch von Frankreich und Bayern in schwerer Bedrängnis. Immerhin brachte sie es fertig, fast alle Gebietsforderungen, die an Sie gestellt wurden, abzuwehren. J.Z./M.R.


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