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25.09.10 / Tabakkonsum kann Leben retten / Friedrich der Große schnupfte nicht nur das schwarze Kraut, er verdiente auch daran

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

Tabakkonsum kann Leben retten
Friedrich der Große schnupfte nicht nur das schwarze Kraut, er verdiente auch daran

Heutzutage kennen wir Tabakkonsum fast nur noch in der Form des Rauchens, das nicht nur die Gesundheit gefährdet, sondern auch das Leben kosten kann. Friedrich der Große, der als Kronprinz in einem Brief an den Minister Fried­rich Wilhelm von Grumbkow vom 18. April 1733 das Tabak­rauchen als eine Art Exorzismus bezeichnet hat, lernte die Qualmerei im Tabakskollegium seines Vaters, des Soldatenkönigs, in einer für ihn unangenehmen Weise kennen. Er schnupfte das schwarze Kraut lieber. Damit stand er beileibe nicht allein. So wurden in seinem Jahrhundert, dem 18., noch 90 Prozent des gewonnenen Tabaks zu Schnupftabak verarbeitet. Diesen „tabac en poudre“ bewahrte er in wertvollen Dosen auf, die er als Zeichen seiner Gunst auch gern verschenkte. Eine dieser Dosen rettete ihm sogar in der Schlacht bei Kunersdorf am 12. August 1759 das Leben, als eine Kugel in ihr stecken blieb. Heute gehört diese Dose zu den bekanntesten Exponaten der Burg Hohenzollern.

Der Preußenkönig konsumierte jedoch nicht nur Tabak, er verdiente auch daran. Am 17. Juli 1765 verkündete er per Edikt die Gründung einer General-Tabaks-Pachtungs-Kompanie (GTPK). Auf die Idee, ein Tabakmonopol zu errichten, brachte ihn ein Abenteurer, der es auch verstanden hat, ihm die Einführung der staatlichen Lotterie in Preußen einzureden: Gian Antonio di Calzabigi. Dieser windige Zeitgenosse hatte ursprünglich die Absicht gehabt, der Tabakshandelsgesellschaft durch Aktien auf die Sprünge zu helfen, die dann ihre Gewinne in Form von Papiergeld ausschütten sollte. Genau das war das Prinzip des Finanzspekulanten John Law (1671–1729) gewesen, das Fried­rich kannte und verurteilte. So bekamen Calzabigi und seine Hintermänner nur einen Pachtvertrag mit strengen Reglementierungen für den Pächter. Diese reichten von den Arbeitsbedingungen der Pflanzer bis hin zu den Preisen für die Endverbraucher, um Wucher wie in Frankreich zu verhindern. Trotz dieser staatlichen Reglementierungen erinnert die weitere Geschichte der damaligen Tabaksgesellschaft an heutige Pleiteunternehmen mit ihrer Selbstbedienungsmentalität der höheren Chargen. Einer überhöhten Anzahl an Direktoren mit selbst genehmigten überhöhten Gehältern stand ein völliges Desinteresse an den Belangen der Aktionäre und der Beschäftigten gegenüber. Bereits am 18. April 1766 ging die GTPK in Liquidation. Ähnlich wie heute bei den Banken sprang der Staat ein. Fried­rich garantierte den Aktionären den Bestand des eingezahlten Kapitals und ließ die GTPK in der allgemeinen Finanzverwaltung aufgehen. Jürgen Ziechmann

Foto: Tabakdose von Kunersdorf


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