25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.09.10 / Die Bakterienfalle / Die Erkältung wartet auch im Wartezimmer  

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-10 vom 25. September 2010

Die Bakterienfalle
Die Erkältung wartet auch im Wartezimmer  

Gestern im Wartezimmer meines Arztes. Es war voll bis auf den letzten Platz und die Atmosphäre geladen. Mit Bakterien. Hier schniefte es, dort hustete es. Mein Nachbar hielt sich die Nase zu, weil sie triefte. Entschuldigend blickte er mich an. Ich beruhigte ihn: „Habe es selbst. Macht nichts!“

Zwischen alle diesem Niesen, Krächzen und Naseputzen hörte ich ab und zu Blätterrascheln. Die Leute vertieften sich in die herumliegenden Zeitschriften. Ich nicht. Denn ich stellte mir lebhaft vor, wie die Bakterien fröhliche Urständ hielten, wie man früher so schön sagte. Jeder Erkältete, ob Männlein, Weiblein oder Kind, schnupfte mehr oder weniger fröhlich in sein eh schon nasses Taschentuch, nieste womöglich in die Zeitschrift und legte sie dann irgendwann wieder zurück auf den Tisch. Der nächste Leser durfte sich dann mit den lieben Grippebakterien anfreunden.

Oh nein, nicht mit mir! Obwohl es egal gewesen wäre, denn ich hatte sie längst, diese unangenehme Krankheit, die jeden Winter ihr Unwesen treibt.

So ein Wartezimmer ist wirklich die reinste Bakterienfalle. Man tappst hinein, ob man will oder nicht!

Ich wartete ergeben auf den Aufruf meines Namens, stattdessen kicherte die Stimme einer Arzthelferin: „Hallo? Da klingelt ein Handy in einer Manteltasche. Es spielt das ,Lied vom Tod‘!“

Das passte! Auch wenn im Augenblick noch keiner in den letzten Zügen lag. Ich grinste. Die meisten Kranken stierten weiterhin grämlich in die Runde. Die konnte aber wirklich gar nichts mehr erheitern. Schade!

Endlich im Sprechzimmer empfing mich mein Arzt, indem er mir mit spitzen Fingern Flusen von meinem Pullover entfernte. „Ach, Sie entlausen mich erst einmal?“, fragte ich lachend. Er grinste. „Auf schwarzen Pullovern sieht man einfach alles. Wissen Sie, wenn man Kinder hat, sieht man ja immer zu, dass sie ordentlich aus dem Haus gehen. Ich weiß noch, dass ich meinen Süßen sehr oft das hinten vorwitzig herauslugende Schildchen zurücksteckte.“

„Sie haben völlig Recht, aber meins ist sowieso abgeschnitten“, erwiderte ich.

Er setzte sich. „Neulich war ich versucht, einer Patientin, der ein besonders großes Preisschild aus dem Kragen guckte, abzumachen, aber ich habe es dann doch gelassen, weil diese Frau ein bisschen schwierig ist. Wer weiß, vielleicht hätte sie mir noch eine geklebt.“

Auf seine Frage erzählte ich ihm, wie oft ich schon an meinen Knochen operiert worden bin. „Zweimal“, meinte ich trübsinnig, „und das wird noch nicht alles sein.“ „Ooch, das bisschen“, lachte er, „ich musste schon achtmale unters Messer. Und wie Sie sehen, lebe ich immer noch. Ich habe mir am Neujahrstag vorgenommen, mich viel mehr zu freuen und viel weniger zu ärgern. Das Leben ist doch so schön!“

„Guter Spruch“, meinte ich, „aber ob dieser Vorsatz immer durchführbar ist.“

Das ist mein Arzt. Man geht lachend aus seinem Sprechzimmer, obwohl er einem so richtig gar nicht helfen konnte. Nun gut, das Antibiotikum wird hoffentlich bald wirken, und die Schmerztabletten werden es auch, aber ob man damit 100 wird – ich weiß nicht.

Ich hoffe trotzdem, dass man mir das Lied vom Tod noch lange nicht spielen muss.     Gabriele Lins

Foto: Ein Zeichen der Verbundenheit mit den Vertriebenen hat der Freistaat Bayern zum 60. Jahrestag der Verkündung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen gesetzt: Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Sozialstaatministerin Christine Haderthauer (Bild unten im roten Kleid) empfingen die Landesvorsitzenden der Landsmannschaften zu einem festlichen Abendessen im Prinz Carl Palais. Bei dem Essen, das bereits am 29. Juli stattfand, würdigte Seehofer die „Charta“ und bekräftigte die Solidarität der Staatsregierung mit den Vertriebenen und ihren Anliegen. Oben im Bild von rechts nach links: Friedrich-Wilhelm Böld, Schatzmeister der Landsmannschaft Ostpreußen sowie bayerischer Landesvorsitzender der Ost- und Westpreußen; der Sprecher der Sudetendeutschen und Europaabgeordnete Bernd Posselt, Ministerpräsident Seehofer und Christian Knauer, der bayerische Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen. Knauer ist auch Mitglied im Stiftungsrat des in Berlin geplanten Zentrums gegen Vertreibungen.           PAZ


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren