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02.10.10 / Die Legende vom falschen Wechselkurs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-10 vom 02. Oktober 2010

Die Legende vom falschen Wechselkurs

Zu den offenbar unausrottbaren Legenden der Vereinigung von 1990 gehört, dass damals die Mark der DDR insgesamt im Verhältnis 1:1 in D-Mark umgewechselt worden sei und dass eben dies ein Problem für den Aufbau Ost dargestellt hätte.

Tatsächlich wurden aber nur kleine Sparguthaben bis zu 6000 Mark der DDR pro Person sowie alle laufenden Zahlungen wie etwa Löhne, Renten und Mieten in diesem Verhältnis umgestellt. Für größere Vermögen und für alle Verbindlichkeiten galt der Kurs 1:2. Im Durchschnitt wurde das DDR-Geldvermögen deswegen mit einem Kurs von 1:1,8 umgewechselt. „Wir haben uns einen Kurs von 1,9 gewünscht und 1,8 bekommen“, resümierte der damalige Chef-Unterhändler der Deutschen Bundesbank Hans Tietmeyer deswegen im Rückblick zufrieden − ohne mit dieser Klarstellung die 1:1-Legende überwinden zu können. Tatsächlich hätte die Umstellung im Verhältnis 1:1 einen gewissen (einmaligen) Teuerungsschub auslösen können, weil die DDR-Geldmenge nicht durch marktfähige Waren oder ein entsprechendes Produktionspotenzial realwirtschaftlich gedeckt war. Mit dem Satz 1:1,8 gab es das Problem nicht – die D-Mark blieb hart.

Ein ganz anderes Problem war, dass bald nach der Währungsunion vom 1. Juli 1990 die bis dahin niedrigen Ostrenten fast auf einen Schlag auf Westniveau hinaufkatapultiert wurden. Löhne und Gehälter folgten rasch, wenn auch nicht ganz im selben Tempo. Da die Produktivität bei weitem nicht so hoch war, waren die neuen Bundesländer plötzlich der Standort mit den höchsten Lohnkosten der Welt – Massenarbeitslosigkeit war die unvermeidliche Folge.         K.B.

 

Zeitzeugen

Roman Herzog – Mit dem umstrittenen „Bodenreformurteil“ von 1991 trug Herzog als Präsident des Bundesverfassungsgerichts mit dazu bei, dass die zwischen 1945 und 1949 in der SBZ enteigneten Immobilien nicht zurückgegeben wurden. Im Jahre 2009 erklärte er – inzwischen Bundespräsident a.D. – er bedauere, dass es nicht trotz des Urteils zur Restitution gekommen sei.

Michail Gorbatschow – Von 1990 bis 1991 Präsident der Sowjet-union und Generalsekretär der KPdSU, war er maßgeblich an der Wiedervereinigung und der Beendigung des Kalten Krieges beteiligt. Namhafte Teilnehmer an den sogenannten „Vier-plus-zwei-Gespräche“, darunter auch Gorbatschow selbst, bestreiten, dass die UdSSR darauf insistiert habe, dass Berlin das in der SBZ enteignete Land nicht zurückgeben dürfe.

Richard Schröder – Der in Berlin lebende Philosoph und Theologe mit SPD-Parteibuch gilt als einer der kenntnisreichsten Beobachter der Entwicklungen zur Frage der inneren Einheit Deutschlands. 2007 erschien sein Buch „Die wichtigsten Irrtümer über die deutsche Einheit“. Schröder weist des öfteren auf SED-Kontinuitäten in der „Linkspartei“ hin und meldet sich zu politischen und religiösen Themen zu Wort. In der DDR geriet der evangelische Christ mit der Staatsmacht aneinander.

Hubertus Knabe – Der promovierte Historiker und Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen nimmt Stasi-Unrecht und Verirrungen der 68er-Bewegung mit spitzer Feder aufs Korn. Besonders hart geht er mit westlichen Stasi-Agenten ins Gericht, denn diese standen anders als die DDR-Bewohner nicht unter dem Druck eines Unrechtsregimes.

Arnold Vaatz – In der DDR war Vaatz als Oppositioneller umtriebig, unter anderem im „Neuen Forum“. Seit 2002 ist der Dresdner Mathematiker CDU-Bundestagabgeordneter. Vaatz drängt auf die Aufklärung von Stasi-Verstrickungen im Westen, insbesondere in Institutionen wie Gewerkschaften und Kirchen sowie im intellektuellen Milieu. Auch gehört er maßgeblich zu den Initiatoren der SED-Opferrente, die schließlich 2007 in Kraft trat.


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