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02.10.10 / Tauziehen der Bischöfe / Kontroversen um Missbrauch, Zölibat und um eine Zeitung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-10 vom 02. Oktober 2010

Tauziehen der Bischöfe
Kontroversen um Missbrauch, Zölibat und um eine Zeitung

Nach tagelangen Beratungen der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in der letzten Woche konnte Erzbischof Robert Zollitsch als Vorsitzender nur wenige Ergebnisse bekanntgeben. Er präsentierte ein „Präventionskonzept“ gegen sexuellen Missbrauch und das Ende der katholischen Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“.

Deutlicher als bisher gaben die Bischöfe zu verstehen, dass sie Missbrauchsopfer auch finanziell entschädigen wollen. Wie, in welcher Höhe und woher das Geld kommen soll, blieb mit dem Argument weiter unklar, man wolle sich erst mit den anderen Organisationen am runden Tisch der Bundesregierung abstimmen. Ein Präventionskonzept soll Missbrauch in Zukunft verhindern. Jedes Bistum muss dafür eine Stelle schaffen; Kirchenmitarbeiter müssen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

Unzufrieden über die Ergebnisse äußerten sich Organisationen von Missbrauchsopfern. Sie kritisieren, das sei alles zu wenig und zu schwammig. Auffällig oft sprach Zollitsch von „kontroversen Diskussionen“ bei der Vorstellung der Bilanz der Beratungen. Offenbar haben die 27 deutschen Bistumsleiter bei vielen Themen keine gemeinsame Position finden können. Während die einen sich zu Unrecht von einer Missbrauchs-Medienkampagne getrieben sehen, plädieren andere laut und öffentlich dafür, auch verheiratete Männer zum Priesteramt zuzulassen, so der Fuldaer Bischof Josef Algermissen. Sein Münchner Kollege Reinhard Marx findet dagegen, man müsse „die Ehelosigkeit der Priester als einen wertvollen geistlichen Schatz der Kirche wiederentdecken“.

Von der DBK bestätigt wurde der Verkauf des „Rheinischen Merkur“ an die Wochenzeitung „Die Zeit“. Der Pressesprecher der DBK bestätigte gegenüber „kath.net“, dass keine Kirchensteuergelder mehr für die aufgegebene Wochenzeitung bezahlt werden sollen, deren Auflage von einst über 200000 auf zuletzt etwa 64000 gesunken war. Bestätigt wurde auch ein alternatives Kaufangebot durch die konservative Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Dafür machte sich der prominente katholische Publizist und Sozialethiker Wolfgang Ockenfels stark. Im Gegensatz zur „Zeit“, die „ihre vorgeschobene Liberalität zur antikatholischen Ausfällen missbraucht“, lasse die „Junge Freiheit“ „eine gewisse Nähe zu katholischen Positionen“ erkennen.

Die kirchliche publizistische Landschaft befindet sich derzeit im Umbruch. Nach Aufgabe des evangelischen „Sonntagsblattes“ ist nun auch der katholische „Rheinische Merkur“ – trotz jährlichen Zuschüssen in Höhe von sieben Millionen Euro – gescheitert. Ockenfels schreibt dies dessen „verwaschener Position“ zu. Das Blatt sei an der „eigenen Langeweile und Belanglosigkeit“ zu Grunde gegangen. Auch „mittige“ Bistumszeitungen oder das linksgerichtete „Public Forum“ litten unter starken Auflageverlusten. Dagegen seien profiliert-konservative Titel wie die katholische Tageszeitung „Die Tagespost“,  Internet-Portale wie „kath.net“ oder „kreuz.net“ sowie das in Rom erscheinende „Vatican magazin“ im Aufwind, so der Chef der katholischen Nachrichtenagentur (KNA), Ludwig Ring-Eifel. Hinrich E. Bues


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