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02.10.10 / Neuordnung der Macht / Kenia spielt Schlüsselrolle beim Zerbrechen des Sudan

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-10 vom 02. Oktober 2010

Neuordnung der Macht
Kenia spielt Schlüsselrolle beim Zerbrechen des Sudan

Der 9. Januar 2011 gilt als Tag der Entscheidung. Dann werden die Karten in Nordafrika neu gemischt. Nach den blutigen Massakern und dem Bürgerkrieg im Südsudan, der Ermordung von 3,5 Millionen Christen und schwarzen Animisten seit 1955 durch muslimische Reiterhorden sowie dem Elend der Flüchtlingslager in Darfur steht die Teilung des größten Flächenstaates in Afrika (siebenmal größer als Deutschland) in eine nördliche und muslimische Diktatur und eine südliche autonome Region kurz bevor.

Salva Kiir Mayardit, Präsident des südlichen Sudans, strebt mit einem Referendum im Januar die Unabhängigkeit seiner Region von der muslimischen Schreckensherrschaft in der Hauptstadt Khartoum an. Bereits im Oktober soll die Erfassung der Wähler beginnen. Als Regierungszentrum des Südens ist die Stadt Juba vorgesehen.

Eine Schlüsselstellung bei dieser Neuordnung des größten Staatsgebildes auf afrikanischem Boden fällt dabei dem benachbarten Kenia zu. Der geplante Ausbau des nordkenianischen Fischerstädtchens Lamu zu einem internationalen Tiefseehafen würde die neue Republik mit ihren Ölausfuhren unabhängig von der bisherigen, 1400 Kilometer langen Pipeline nach Port Sudan an das Rote Meer machen. Denn ohne die neue Verbindung einer 1000 Kilometer langen Ölleitung nach Lamu würde der Süden durch den muslimischen Norden erpressbar bleiben. Die tägliche Fördermenge liegt bei einer halben Million Barrel, gegenüber den zehn Millionen Barrel der Saudis eine vergleichsweise geringe Menge, doch für die Entwicklung der armen Landesteile ein Segen.

Kenias zuständiges Transportministerium gab am 13. September die Bieterschlacht um den Ausbau Lamus frei, das bislang als unberührte Touristenidylle und Geheimtipp am Indischen Ozean galt. Zudem ließ die Behörde verlauten, dass auch Bieter für die Pipeline und eine Raffinerie bei Lamu gesucht werden. Die japanische Firma Toyota Tsusho Corp. gab bereits ein Gebot ab. Japan ist nach China der zweitgrößte Abnehmer des sudanischen Öls.

Das jetzt bei einem Besuch von Salva Kiir Mayardit in Washington angekündigte Referendum fußt auf drei Säulen: ethnische Unterschiede der überwiegend schwarzen Bevölkerung im Süden zu den arabischen Menschen des Nordens, religiöse Differenzen des christlichen Südens mit dem muslimischen Norden und Schlüsselstellung des Ölbusiness im mit dem „schwarzen Gold“ reich gesegneten Südsudan.

Ein Zeichen für diesen Prozess setzte Mitte September Simon Deng, ehemaliger Sklave, früherer Schwimmchampion des Landes und Führer der Menschenrechtsbewegung des Sudan. Er begann einen 350-Kilometer-Marsch von den UN in New York bis nach Wa-shington, um in Kirchen und bei Kundgebungen die Unterstützung des US-Präsidenten Obama für das Referendum einzufordern. Bereits 2006 hatte er mit einer ähnlichen Demonstration Ex-Präsident

George W. Bush und Hillary Clinton auf sein Anliegen und die gewaltsame Islamisierung seiner Landsleute aufmerksam gemacht.

Der mit internationalem Haftbefehl belegte General und Präsident des Sudan, Omar Bashir, hatte nach seiner Machtübernahme 1989 die südlichen Ölfelder unter seine Kontrolle gebracht, und so wird der Erfolg des Referendums – wie US-Beobachter betonen – auch davon abhängen, wie viel Zugeständnisse in diesem Millionengeschäft an den Norden gemacht werden.           Joachim Feyerabend


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