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02.10.10 / Entwurzelt / Danziger Jugenderinnerungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-10 vom 02. Oktober 2010

Entwurzelt
Danziger Jugenderinnerungen

„Ich überreiche dieses Buch dem auf dieser Welt etwas vernachlässigten Wort Wahrheit“, verkündet der 73-jährige Kurt Paul Pahlke schon auf der ersten Textseite seines Buches „Danzig, der Krieg und ich“. Allerdings versteckt sich der Autor dann hinter seinem zehnjährigen Ich und lässt dieses 1944/45 die schrecklichsten Erlebnisse, tapfersten Heldentaten, unglaublichsten Abenteuer und knappesten Rettungen absolvieren, was dann doch ein wenig an Harry Potter als Danziger Dittchen erinnert. Dabei findet der hosenmatzige Ich-Erzähler immer noch Zeit und Anlässe zu scharfsinnigen Beobachtungen, tiefgreifenden Betrachtungen und reifesten Reflexionen.

Auf der hinteren Umschlagseite des Buchs heißt es: „Heute widmet sich der Autor der Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen“, was leider nirgendwo näher erläutert ist. Wobei die Polen der Vergangenheit bei Pahlke nicht gut wegkommen, erheblich schlechter als Russen, die nur anfänglich brutale Vergewaltiger und versoffene „Halbtiere“ sind. Doch am Ende erkennt der Autor, „dass sich Russen und Polen nicht mochten. Im Zustand besoffener Elemente gingen die ursprünglich so engen Freunde aufeinander los, da spielte auch der Tod keine Rolle mehr.“

Deutsche werden von Pahlke vorwiegend als Opfer geschildert, daneben aber auch als charakterlose Kollaborateure, die plötzlich ihre polnischen Vorfahren entdecken, um unbehelligt zu bleiben. Wenn sie nicht gleich für Russen die „Gefängnisaufseher“ spielen und deutsche Mitbürger wie eine „Viehherde“ vor sich hertreiben.

Ein „Platz, der von deutschen Kommunisten verwaltet wurde“, ist der schlimmste Ort, weshalb die Familie danach strebt, „aus dem Stück Deutschland herauszukommen, in dem die Russen ihre Verwaltung aufbauten“. Mit der Ankunft im Lager Friedland gelingt das, und sein Buch beschließt Autor Pahlke mit einem Aufschrei: „Ja, ihr großen Männer in den Uniformen des Deutschen Reiches, das war ein Krieg, den ihr dankenswerterweise nicht gewonnen habt.“       Wolf Oschlies

Kurt Paul Pahlke: „Danzig, der Krieg und ich“, Books on Demand GmbH, Norderstedt, broschiert, 116 Seiten, 12,90 Euro


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