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09.10.10 / Immer größere Wasserwege / Die Tanker werden immer größer – und mit ihnen die Kanäle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-10 vom 09. Oktober 2010

Immer größere Wasserwege
Die Tanker werden immer größer – und mit ihnen die Kanäle

Die Ehre wurde der „Glückspflaume“ zuteil. Der chinesische Frachter mit diesem lyrischen Namen durchquerte im September als millionstes Schiff den vor fast 100 Jahren gebauten Panamakanal. Doch viele Containerriesen der neuen Generation können die Passage – trotz gegenwärtig laufender Kanal-Verbreiterung – nicht mehr wagen, sie sind zu groß. Und somit scheinen die goldenen Tage der berühmten Wasserstraße durch den mittelamerikanischen Isthmus gezählt zu sein.

Denn es gibt längst mehrere ernst zu nehmende Pläne, der 81,6 Kilometer langen Verbindung vom Atlantik zum Pazifik den Garaus zu machen. Trotz der Verbreiterung der wegen der Höhenunterschiede nötigen Schleusen von 34 auf 55 Meter und einer Verlängerung von 305 auf 427 Meter, die bis 2015 abgeschlossen sein soll, können Schiffe wie die 345 Meter lange „Queen Mary II“ die Rinne nicht mehr benutzen. Sie sind zu Umwegen um Kap Hoorn gezwungen oder – bei anhaltender Erderwärmung – können sie eines Tages eventuell die dann frei werdende Nordwest-Passage benutzen.

Schiffstypen, die mehr als 13000 Container befördern können, werden bereits als Postpanamax-Klasse bezeichnet und stoßen schon auf Schwierigkeiten, die Elbe bis Hamburg zu bewältigen. Für sie soll der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven errichtet werden. Ähnliches gilt für die großen Öltanker, die wie die „TI Asia“ 380 Meter lang und 68 Meter breit sind, einen Tiefgang von satten 24,5 Meter aufweisen und 442000 dwt (dead weight tonnage) tragen. Der längste je gebaute Tanker war die „Jahre Viking“ mit 458 Metern Länge und 68 Metern Breite. Auch sogenannte Dockschiffe (halbtauchende Frachtschiffe) wie die holländische „Blue Marlin“ mit ihrer Breite von 63 Metern können den Panamakanal nicht mehr benutzen. Die teuerste Passage der Wasserstraße bezahlte das Containerschiff „MSC Fabienne“ 2008 mit 317142 US-Dollar, die billigste mit 36 Cent der Schwimmer Richard Halliburton. Nach acht Tagesetappen hatte er es geschafft.

Bereits Spaniens König Karl V. hatte 1523 den Bau eines Kanals angeregt, der erste Durchstichversuch erfolgte allerdings erst 1869 durch die französische Gesellschaft Société Civile Internationale du Canal Interocéanique. Der 73-jährige Ferdinand de Lesseps, der Erbauer des Suezkanals, fungierte als Präsident. Nach Malariaseuchen und dem Tod von 22000 Arbeitern wurde das Projekt eingestellt. Zuletzt landete das Projekt für 40 Millionen US-Dollar bei den Amerikanern. Auch sie hatten zwischen 1906 und 1914, dem Jahr des Durchstichs, noch 5600 Tote zu beklagen.

Diese Entwicklung zu immer größeren Schiffseinheiten lässt mittlerweile in verschiedenen Ländern Mittelamerikas Pläne gedeihen, einen neuen Durchstich zwischen den beiden Weltmeeren ins Auge zu fassen. Erwogen wurden bislang Durchstiche in Mexiko, Nicaragua/Costa Rica, in Panama selbst und in Kolumbien. In all diesen Fällen käme der milliardenschwere Neubau ohne die zeitraubenden Schleusen aus. Trotz einer größeren Länge eines neuen Kanals (Mexiko 241 Kilometer, Nicaragua 270, Panama neu 97 und Kolumbien 153 Kilometer) rechnet es sich für die Schifffahrt, da die zeitaufwendigen Schleusenmanöver in den zwölf Kammern entfallen. Die Bauzeit für ein solches Projekt ist auf fünf bis zehn Jahre veranschlagt.        Joachim Feyerabend


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