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09.10.10 / Ein Künstler mit einzigartiger Handschrift / Vor 100 Jahren wurde der Maler und Grafiker Heinrich Bromm geboren – Vorbild an der Königsberger Kunstakademie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-10 vom 09. Oktober 2010

Ein Künstler mit einzigartiger Handschrift
Vor 100 Jahren wurde der Maler und Grafiker Heinrich Bromm geboren – Vorbild an der Königsberger Kunstakademie

Wir waren zusammen auf der Kurischen Nehrung“, erinnert sich Eduard Bischoff 1968 an den Maler Heinrich Bromm. „Ich erkannte damals, dass Bromm eine ganz eigene Art von der Darstellung einer Landschaft besaß, selbst wenn er seine Staffelei draußen im Freien aufgestellt hatte, wo er sozusagen wörtlich abmalen konnte, was er sah. Er hielt sich nicht an das bestimmte Motiv, sondern malte ganz frei aus seiner Farbvorstellung und aus seinem musikalischen Gefühl heraus.“ Und in einem Nachruftext stellte Bischoff über seinen Meisterschüler fest: „Dem Einfluss Deiner Künstlerpersönlichkeit konnte sich wohl niemand in der Königsberger Kunstakademie entziehen.“

Vor 100 Jahren, am 7. Oktober 1910, wurde im ostpreußischen Mühlhausen, Kreis Preußisch Holland, der Maler und Grafiker Heinrich Bromm geboren. Obwohl ihm nur ein kurzes Leben beschieden war, da er bereits am 19. Juli 1941 als Soldat am Dnjepr fiel, zählt er zu den herausragenden Künstlern Ostpreußens.

Keine vier Monate nach seinem Tod wurde ihm im Königsberger Schloss eine große Gedächtnisausstellung gewidmet, eine Ehre, die keinem Kollegen seiner Generation der ostpreußischen Künstlerschaft zuteil wurde.

Die Zerstörung Königsbergs in den Bombennächten Ende August 1944 und das Kriegsende haben den Verlust eines großen Teils der Werke von Heinrich Bromm zur Folge gehabt. Die fliehende Familie konnte 1945 nur einen Bestand von knapp 200 Aquarellen und einige wenige Gemälde retten. Glücklicherweise blieb so vor allem das erhalten, wofür Bromm schon zu Lebzeiten vor allem gerühmt wurde: seine Aquarelltechnik.

Sein enger Freund, der Maler Norbert Dolezich (1906–1996), schrieb über Heinrich Bromms sorgfältige Kunstausübung: „Er bevorzugte Malpapiere, die nicht gilbten, abwaschbar und sogar radierfest waren. Die Farbtuben, die er allein zum Aquarellmalen benutzte, behandelte er sorgsam, lichtempfindliche Farbtöne galten ihm nichts; drei, vier Größen Borstenpinsel genügten – und ein feiner, dünner Schlepper für zarte Striche. Er ging mit allem spontan und frei um, benutzte das sonst verpönte Deckweiß, mischte dieses vorsichtig mit anderen Farben und erreichte dennoch den transparenten, duftigen Aquarellcharakter. Wie er, frei von allen Konventionen, offenbar einem Bedürfnis anderer Kunstschüler entgegenkam, ging daraus hervor, dass viele Maler in der Kunstakademie seine Malweise übernahmen.“

Heinrich Bromm wuchs ab 1920 in Königsberg auf, in der Altstädtischen Langgasse nahe dem Kaiser-Wilhelm-Platz. Schon im Königsberger Stadtgymnasium fiel seine starke künstlerische Begabung auf. Ab 1929 besuchte der die Königsberger Kunstakademie, nebenher studierte er an der Universität Biologie und Geografie als weitere Fächer für den auf Wunsch des Vaters angestrebten Lehrerberuf. Zu seinen Begabungen gehörte zudem die Musik. Er spielte Orgel, Cello und Geige. An der Kunstakademie nahm er seine Studien sehr ernst. Er lernte bei Fritz Burmann (1892–1945) Figurenmalerei, bei Richard Pfeiffer (1878–1962) Wandmalerei, bei Franz Marten (1898–1970) angewandte Grafik. Im Sommer 1932 führte ihn eine Studienreise nach Südwestdeutschland, Frankreich und in die Schweiz. Auf dieser studierte er unter anderem Werke seines schon in der Jugend verehrten Vorbilds Mathias Grünewald. 1933 erbrachte eine lange Norwegenreise besondere künstlerische Erträge in Aquarellen. Auf dieser Fahrt besuchte er auch das Anwesen Edvard Munchs.

Von 1932 bis 1934 setzte Bromm sein Studium in Berlin vor allem bei Willy Jaeckel fort und schloss mit dem Staatsexamen für das künstlerische Lehrfach ab. Es folgte ein Einschnitt in der Ausbildungszeit durch den Militärdienst, den er 1935/36 in Insterburg bei der Reitenden Artillerie absolvierte. In dieser Zeit malte er freilich im Frühjahr 1936 im Olympischen Dorf in Berlin auch das Haus „Tilsit“ aus. 1936 kehrte Bromm an die Königsberger Kunstakademie zurück und wurde Meisterschüler bei Eduard Bischoff (1890–1974). Zugleich gab er die geplante Lehrerlaufbahn auf und ging ganz zur freien Malerei über. Durch rege Ausstellungsbeteiligungen stieg seine Bekanntheit rasch. Es stellten sich bald Aufträge für Wand- und Glasmalereien ein, so in Königsberg, Insterburg, Allenstein und Stuhm. In seinem Atelier, das er von seinem früheren Lehrer Burmann in der Akademie hatte übernehmen dürfen, entstanden viele Gemälde. Daneben nutzte Bromm jedoch jede Gelegenheit, um in die Natur zu fahren und dort zu aquarellieren.

Ihm blieben nur noch wenige Jahre, um seine künstlerische Entwicklung voranzubringen. Hatten seine Gemälde immer noch die stilistische Grundlage der Neusachlichen Richtung, die Fritz Burmann, sein wichtigster Lehrer bis 1932, vertrat, so zeigen seine Aquarelle von der Norwegenreise 1933, angeregt von der kargen Landschaft der Fjälls und Berge dort, eine Richtung zum Expressiven, in der Abstraktion zum Expressionistischen. Es mag der Einfluss Eduard Bischoffs ab 1936 sein, dass dies sich mit einer leicht romantisierenden Note verband, woraus schließlich die einzigartige Handschrift des Künstlers entstand. Jörn Barfod

Nach längerer Zeit wird eine größere Zahl von Werken Heinrich Bromms wieder einmal zu sehen sein: ab Februar 2011 in einer Ausstellung des Ostpreußischen Landesmuseums im Museum Stadt Königsberg in Duisburg. Die Monografie über den Maler aus dem Jahr 1995 ist ebenfalls noch im Ostpreußischen Landesmuseum, Ritterstraße 10, 21335 Lüneburg, erhältlich (6 Euro inkl. Versand).


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