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09.10.10 / Kassandra von rechts / Thorsten Hinz sieht Deutschland am »Schuldkult« verenden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-10 vom 09. Oktober 2010

Kassandra von rechts
Thorsten Hinz sieht Deutschland am »Schuldkult« verenden

Thorsten Hinz ist eine der wichtigsten Stimmen der konservativen oder rechten Publizistik in Deutschland. Hinz war zwei Jahre als Kulturredakteur der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ tätig und arbeitet heute als freier Autor, auch unter dem (mittlerweile gelüfteten) Pseudonym Doris Neujahr. 2004 wurde er mit dem Gerhard-Löwenthal-Preis für Journalisten ausgezeichnet. In seinem neuen Buch „Die Psychologie der Niederlage“, das verschiedene Aufsätze enthält, führt er aus, dass er das „Niederlage-Denken“ beherrschend und für Gesellschaft, Staat und Nation konstituierend betrachtet.

In seinen Artikeln vergleicht Hinz die Bundesrepublik häufig mit der DDR im Endstadium. Züge der Dekadenz seien nicht von der Hand zu weisen: „Der Staat weicht auf Kosten seiner angestammten Bewohner zurück, deren staatsbürgerliche Privilegien sich in dem Maße verringern, wie ihre Steuer- und Abgabenbelastung steigt.“ Deutschland erscheint dem Autor weniger als Agens der Weltpolitik, sondern eher als deren Opfer.

Der oft düstere Ton des Autors, der wenig Hoffnung auf Besserung unserer Lage verspricht, erschließt sich beispielsweise in folgendem Zitat: „Nun, da die Gewichte sich verschoben haben und die Selbstbehauptung der europäischen Staaten nur gemeinsam möglich ist, sollte ein seelisch krankes Herzland nicht länger im Interesse der Nachbarn liegen. Diese Einsicht könnte einen Mentalitätswechsel in Deutschland erleichtern. Erschwerend wirkt inzwischen aber, dass weitere europäische Länder angefangen haben, sich ihrer Selbstinteressen zu begeben, wenigstens im Verhältnis zu den außereuropäischen Kulturen und Religionen. Insofern steht das mentale Problem Deutschlands modellhaft für ein europäisches Problem.“

Ob es allerdings der seelischen Gesundung der Deutschen wirklich dient, wenn man gebetsmühlenartig von deren Opferrolle schreibt, mögen andere beurteilen. Der „Sound“ der Hinzschen Prosa trifft jedenfalls ein bestimmtes Publikum, das begierig zu seinen Büchern greift. Andere – nicht weniger konservative – Zeitgenossen werden hingegen nüchtern sagen, dass es in Deutschland durchaus auch Positives gibt, dass nicht nur dem „Schuldkult“ gefrönt wird, sehr wohl Unterschiede zwischen der DDR und dem jetzigen Deutschland bestehen und die Deutschen durchaus hin und wieder zur Wahrung ihrer Interessen in der Lage sind. Thorsten Hinz schreibt als eine Art Kassandra von rechts die Dinge manchmal schlimmer, als sie sind. Ansgar Lange

Thorsten Hinz: „Die Psychologie der Niederlage – Über die deutsche Mentalität“, Junge Freiheit Verlag, Berlin 2010, gebunden, 206 Seiten, 19,80 Euro


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