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16.10.10 / Berlin bei Magdeburg? / Flughafen-Name erzürnt die Hauptstädter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Berlin bei Magdeburg?
Flughafen-Name erzürnt die Hauptstädter

Der Berliner Großflughafen BBI bei Schönefeld ist noch lange nicht fertig, da fürchtet die Hauptstadt bereits Konkurrenz aus Sachsen-Anhalt. Genauer: aus dem kleinen Städtchen Cochstedt. Der Ort liegt 40 Kilometer entfernt von Magdeburg und 180 Kilometer von Berlin. Seit 1957 gibt es dort einen Flughafen. Den hatte die russische Besatzungsmacht erbaut.

Nach der Vereinigung sollte der Flughafen zivil genutzt werden. Doch das Projekt stand jahrelang unter keinem guten Stern: 1994 wurde dem Flughafen eine Betriebsgenehmigung für uneingeschränkten Tag- und Nachtbetrieb erteilt. Dann passierte lange wenig. Jahre später verhandelte die Fluggesellschaft Ryanair mit der Betreibergesellschaft, um verschiedene Urlaubsorte ab 2007 anzufliegen. Auch daraus wurde nichts. 2008 wollte das Land Sachsen-Anhalt den Flughafen für neun Millionen Euro an einen Investor aus Abu Dhabi verkaufen. Nachdem dieser mit der ersten Rate in Verzug geraten war, schlug schließlich ein dänischer Betreiber zu. Für nur noch 1,5 Millionen gehört das Areal seit März 2010 der „Airport Development“ aus Kopenhagen. Seit dem 21. Juli liegt auch eine Betriebsgenehmigung vor.

Die cleveren Dänen haben sich einen hübschen Werbegag ausgedacht. Der Provinzflugplatz soll nicht mehr Flughafen Cochstedt/Magdeburg, sondern „Airport Magdeburg-Berlin International“ heißen. Das sei eine Mogelpackung, schimpft Ralf Kunkel, der Sprecher der Berliner Flughäfen. „Offensichtlich sollen hier Verbraucher bewusst getäuscht werden. Wir prüfen daher, ob wir juristische Schritte einleiten.“ Er hofft, dass Verbraucherschützer und Rechnungshöfe der Konkurrenz, die noch gar keine ist, Ärger machen.

Tatsächlich könnte die verspätete Fertigstellung des BBI dazu führen, dass sich die Dänen  Marktanteile im Berliner Urlaubsverkehr sichern. Der Sprecher des Flughafens Magdeburg/Cochstedt gibt das offen zu: „Wir wollen künftig auch Passagiere aus dem Großraum Berlin gewinnen.“

Die Berliner Drohungen hingegen stehen auf tönernen Füßen. 100 Kilometer von Frankfurt am Main entfernt ist auf dem ehemaligen US-Militärflugplatz Hahn der „Airport Frankfurt-Hahn“ entstanden. Hahn hat sich für den eigentlichen Frankfurter Flughafen allerdings nicht als tödliche Konkurrenz erwiesen, sondern als gute Ergänzung.             Hans Lody


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