19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.10.10 / Bloß nicht! / Zum EU-Beitritt der Türkei

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Bloß nicht!
Zum EU-Beitritt der Türkei

Zwar ist der Titel des Buches „Die Türkei in Europa – Gewinn oder Katastrophe?“, doch der Autor Roberto de Mattei lässt keinen Zweifel daran, dass ein EU-Beitritt der Türkei für ihn viel mehr Katastrophe als Gewinn wäre. Da der an der Universität Europea die Roma lehrende Autor aber mit dem Titel den Eindruck vermittelt, er wäge Pro und Contra miteinander ab, verstimmt er jene Leser, die von ihm Vor- und Nachteile eines EU-Beitritts der Türkei hören wollen. Passender und für den Leser weniger irreführend wäre der Titel „Warum die Türkei nicht in die EU gehört“ gewesen.

Gründe dafür nennt der Autor viele. Bei seiner Argumentation fängt er in der Vergangenheit an. Er weist darauf hin, dass das einst durchaus auch von Christen geprägte heute fast ausschließlich muslimische Land sich der Christen entledigte und dabei bis heute wenig Toleranz gegen Andersgläubige zeigte. Heute spüre man nur wenig, dass die Türkei „Heiliges Land der Urkirche“ gewesen ist, wie Papst Johannes Paul II. das Land mal nannte. Und während die EU sich immer mehr von ihren christlichen Wurzeln distanziere (siehe fehlender Gottesbezug im Lissabon-Vertrag), würde die Türkei immer selbstbewusster ihre muslimische Seite ausleben, so de Mattei. Dies sei für Europa unheilvoll, denn wenn die Türkei der EU beitrete, bestünde die Gefahr, dass sie mit ihrem neu erstarkten religiösen, aber auch national-türkischen Sendungsbewusstsein versuche, die EU in ihrem Sinne zu formen.

De Mattei kommt auch auf das starke wirtschaftliche Gefälle zwischen der EU und der Türkei zu sprechen. So läge das Bruttoinlandsprodukt der Türkei nur bei knapp über 6000 Euro, das der EU aber inzwischen bei 22000 Euro (die Zahlen sind von 2003, laut Wikipedia waren es 2009 rund 6300 zu 26000 Euro).

Leider schreibt der Italiener auch trotz seiner großen Vorbehalte, die er gegenüber der Türkei hegt, ziemlich hausbacken, so dass sein Buch auch für jene, die gegen einen EU-Beitritt der Türkei sind, keine leichte Lektüre ist.     Bel

Roberto de Mattei: „Die Türkei in Europa – Gewinn oder Katastrophe?“, Resch, Gräfeling 2010, broschiert, 145 Seiten, 13,50 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren