28.03.2024

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16.10.10 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-10 vom 16. Oktober 2010

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Eierlauf / Wie Merkel Seehofers Rücken fand, warum Rassismus deutsch bleiben muss, und warum niemand die grünen Kettensägen hört

Von den Grünen hat die Union gelernt, dass es nicht gut ankommt, wenn man sich immerzu streitet. Deshalb hat CDU-Chefin Merkel keine Minute gezögert, um ihrem CSU-Chefkollegen den Rücken zu stärken, als alle über den Bayern herfielen wegen eines bösen Missverständnisses in der Zuwanderungsdebatte.

Als Zuschauer waren wir vor allem überrascht, wie Merkel den Rücken von Horst Seehofer so schnell gefunden hat. Dafür    musste sie schließlich erst mal dessen Standort ausmachen, was uns einigermaßen schwerfiel.

Dem „Focus“ hatte der CSU-Vorsitzende gesagt: „Es ist doch klar, dass sich Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen, wie aus der Türkei und arabischen Ländern, insgesamt schwerer tun. Daraus ziehe ich den Schluss, dass wir keine Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen brauchen.“ Frage des „Focus“: „Zu diesen Kulturkreisen zählen Sie auch die Türkei?“ Seehofer: „Ja.“

Danach tobten alle los wie üblich: Türkensprecher und Grünenpolitiker, Merkels Integrationsbeauftragte und so weiter überboten sich in ihrer Entrüstung. Dagegen verteidigte sich Seehofer, er habe doch nur davon gesprochen, dass man erst deutsche Arbeitslose qualifizieren solle, bevor man Fachkräfte von draußen hole. Und überhaupt: Das Wort „Zuwanderungsstopp“ habe er nie in den Mund genommen.

Mit Letzterem hat er genau genommen Recht. In gleicher Weise aber könnten sich auch Männer herausreden, die sich vor den Unterhaltszahlungen für ihre aussortierte Gattin drücken wollen: „Ja, gut, vor dem Standesbeamten habe ich vielleicht ,Ja, ich will!‘ oder so gesagt. Das Wort ,Ehe‘ habe ich aber nie in den Mund genommen! Deshalb waren wir eigentlich auch nie verheiratet.“

Also nur die fremden Facharbeiter, die will Seehofer fürs erste nicht mehr. Der Familiennachzug soll hingegen, darauf legt er Wert, weiterhin gestattet sein. Sprich: Die orientalische Zweitfrau mit vier Jahren Grundschule ist herzlich willkommen, den ägyptischen Ingenieur wollen wir dagegen solange nicht bei uns sehen, wie wir noch langzeitarbeitslose Dachdecker haben, die man doch schließlich zum Ingenieur ... meinte er das? Dann sind wir schon auf einem ganz guten Weg: Wie gemeldet wird, strebten von den 20000 Türken, die 2009 eingewandert sind, nur 1000 auf den deutschen Arbeitsmarkt.

Seehofers Richtigstellung tat der Empörung allerdings keinen Abbruch. Claudia Roth beruhigt sich nur ungern, wenn sie mal in Fahrt ist. „Brandstifterischen Rechtspopulismus“ haut sie dem CSU-Chef um die Ohren; Seehofer bürgere Millionen Menschen praktisch aus, so Roth. Da sei ja der „normale Fußballfan“ schon weiter. Damit habe sie auf den deutschen Jubel für den türkischstämmigen Mesut Özil beim Länderspiel Deutschland–Türkei in Berlin hingewiesen, vermuten die Medien.

Ach ja richtig. Nur dass der „normale Fußballfan“ dort in der Mehrheit türkisch war und dem armen Mesut mit Wut, ja blankem Hass begegnete, weil der sich integriert hat. Wie viele von diesen „normalen Fußballfans“ wohl einen deutschen Pass unter ihrem türkeiroten Fan-Trikot trugen? Frau Roth, haben die sich jetzt „praktisch selber ausgebürgert“?

Pfui, was für Fragen. Aber wie soll man auch mit diesem Thema umgehen, ohne sich die Finger zu verbrennen? Einfach wegblenden, das gelingt nicht mal mehr der stramm linken „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW). Die „Zeit“ berichtet über eine Tagung des „Multikulturellen Ausschusses“ der GEW in Berlin, der sich an die „Deutschenfeindlichkeit“ an deutschen Schulen heranpirschen wollte.

Deutschenfeindlichkeit, also Rassismus gegen Deutsche? So etwas gab es für die GEW gar nicht, bis vor einem Jahr zwei Lehrer im Verbandsblatt einen Erfahrungsbericht dazu veröffentlichten. Deutsche Schüler werden von migrantischen Mitschülern demnach aufs Übelste rassistisch beschimpft und heftig bedrängt, sogar Lehrer müssen sich hüten. In der GEW brach daraufhin eine Debatte los, die nun zu dieser Tagung führte.

Nach dem Bericht der „Zeit“ muss es dort zugegangen sein wie beim Eierlaufen auf Stelzen: Womöglich spielt man ja der irrationalen „Islamophobie“ in die Hände, wenn man türkische und arabische Rassisten als „Rassisten“ bezeichnet. Die Anwesenheit von Rassismusexperten, Migrantenvertretern und Bildungsforschern sollten die Furcht mildern, man könne über die Debatte selbst unter Rassismusverdacht geraten. Man operierte sozusagen unter Aufsicht einer ganzen Kohorte von Chefärzten, die jederzeit eingreifen würden, falls etwas aus dem Ruder läuft.

Das taten sie auch: Die „Zeit“ schreibt, eine „Professorin für Rassismusforschung“ habe den geschlauchten Pädagogen erklärt, dass die „strukturell benachteiligten Schüler“ arabischer und türkischer Herkunft per definitionem gar nicht zum Rassismus fähig seien, weil sie ja eine machtlose Minderheit darstellten. Falsch, konterte eine Lehrerin: „Die waren noch nie in einer Minderheitensituation“ – wie auch, bei 80 Prozent Ausländerkindern an ihrer Schule.

Der Hinweis half ihr nicht: Das sei bloß „Rückgabe erlebter eigener Diskriminierung“, wird die Lehrerin belehrt. Und sie bekommt gleich noch einen Rüffel mit: Vielleicht sei sie ja einfach nicht „kultursensibel“ genug.

Siehe: Man muss eben nur lange genug an der Sache herumbiegen, irgendwann hat man die deutsche Täterschaft und ihre fremdländischen Opfer schon wieder in Reih und Glied. Am Ende gibt sich die Pädagogin denn auch geläutert: Sie könne den politisierten Begriff der Deutschenfeindlichkeit nicht mehr hören, und es sei ein „Verbrechen“, wie das Potenzial dieser Kinder verschwendet werde. Sie meint damit die orientalischen Schulhof-Rambos, nicht deren deutsche Opfer, versteht sich.

Ob das auch die Leute außerhalb der weltanschaulichen GEW-Idylle verstehen, bleibt abzuwarten. Für die Politik ist das aber nicht unwichtig, weshalb ihr die seit Monaten köchelnde Zuwandererdebatte mehr als lästig ist. Könnte man doch einfach das Thema wechseln! Kann man ja: Über den Feuern von „Stuttgart 21“ köcheln SPD und Grüne mit Wonne ihr Süppchen. Wer die Tunke probieren will, sollte allerdings nicht allzu anspruchsvoll sein.

In der SPD-Brühe schwimmt nämlich die ranzige Erinnerung an 20 Jahre herum, 20 Jahre, in denen die Sozialdemokraten steile Verfechter des Bahnhofsprojekts waren. Jetzt fordert Sigmar Gabriel – ohne fleckig zu werden – eine Volksabstimmung, von der er weiß, dass sie rechtlich völlig wirkungslos wäre.

Die grüne Pampe hat einen penetranten Beigeschmack von Alsterwasser. In Stuttgart posiert Parteichef Cem Özdemir am Absperrzaun als heroischer Beschützer von 280 Bäumen, die für das Verkehrsprojekt weichen sollen. In Hamburg lässt derweil die grüne Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk die Kettensägen ölen, um für ihr Lieblingsvorhaben, eine neue Straßenbahn, genau – jaaa! – 280 Bäume niedermähen zu lassen.

Solche Manöver rauben den übrigen Parteien schier den Schlaf. Wie machen die Grünen das bloß? Heucheln, dass der Juchtenkäfer lacht, und das Volk liebt sie dafür auch noch! Na ja, nicht alle, aber mehr denn je. Die Grünen stünden derzeit eben unter einem „günstigen Stern“, resignieren ihre Konkurrenten. Nun, mit Sternen hat das wohl weniger zu tun, mit Konstellationen schon mehr: In Hamburg sitzen sie mit der CDU auf der Regierungsbank, weshalb die Elb-Schwarzen ihnen die kleinen Schäbigkeiten beim Baumschutz kaum hinterhertragen möchten. In Baden-Württemberg dagegen strebt die SPD nach Rot-Grün. Daher verkneifen sich auch die Roten den Fingerzeig gen Küste. So stehen ausgerechnet die beiden großen Parteien Schmiere, damit die Grünen mit ihrem kleinen Schwindel durchs Unterholz entkommen können.


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