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23.10.10 / Das Problem, das nicht existieren darf / Die Deutschenfeindlichkeit vieler junger Türken ist kaum zu bestreiten – Suche nach den Gründen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-10 vom 23. Oktober 2010

Das Problem, das nicht existieren darf
Die Deutschenfeindlichkeit vieler junger Türken ist kaum zu bestreiten – Suche nach den Gründen

Kaum war das Thema Deutschfeindlichkeit in der öffentlichen Diskussion angekommen, berichteten Lehrer auch schon aus ihrem Berufsalltag. Nur mit mäßigem Erfolg gelang es der GEW und linken Politikern, die Debatte in die rechtsextreme Ecke zurückzudrängen.

Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening (SPD) holt in seiner Not den giftigsten Pfeil aus seinem Köcher. In der Zeitung „Neues Deutschland“ warnt er: „Die Verwendung des Begriffs ,Deutschenfeindlichkeit‘ halte ich für sehr problematisch. ,Deutschenfeindlichkeit‘ stammt aus dem rechtsextremen Vokabular.“

Auch die linke „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) lehnt den Begriff ab. Antideutsche Ausfälle vor allem türkischer und arabischer Jugendlicher seien Folge der „strukturellen Ausgrenzung“, welcher die Immigrantenkinder selber ausgesetzt seien – also Schuld der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Der Hannoveraner Kriminologe und Ex-SPD-Landesinnenminister von Niedersachsen, Christian Pfeiffer, erklärt die Deutschenfeindlichkeit als Folge von „enttäuschter Liebe“. Eigentlich suchten die Ausländerkinder die Anerkennung der Deutschen: „Wenn wir ihnen die kalte Schulter zeigen, kriegen wir es richtig zurück.“

Solche Versuche, die aufgeflammte Debatte über Deutschenfeindlichkeit an deutschen Schulen zu unterbinden, scheinen jedoch zu verpuffen. Nachdem Familienministerin Kristina Schröder (CDU) das Problem selbst aufgegriffen hat, füllt es die Medien.

Harte Zahlen liefert gar das „Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen“ (KFN), das Pfeiffer selbst leitet. Laut einer KFN-Studie geben 31,3 Prozent der befragten jungen Türken zu, schon einmal Deutsche wegen deren Volkszugehörigkeit beschimpft zu haben. Unter allen Ausländerkindern in Westdeutschland waren es immerhin 24 Prozent, und fast fünf Prozent räumten sogar offen ein, einen Deutschen wegen dessen Nationalität geschlagen zu haben.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hält die Klagen über wachsende Deutschenfeindlichkeit dennoch für „überdramatisiert“. Der Berliner Philologenverband wirft ihm deshalb Verharmlosung vor. Und obschon die GEW heftig bemüht ist, die Diskussion abzuwürgen, so sind es auch zahlreiche in der Gewerkschaft organisierte Lehrer, darunter insbesondere Frauen, die über Erlebnisse mit Antigermanismus berichten. „Schweinefresser“, „Kartoffel“ oder „Christ“ seien die üblichen Beschimpfungen. Bei Frauen komme häufig „deutsche Schlampe“ hinzu.

Deutsche Schüler würden schon im Kindergarten lernen, sich „unsichtbar“ zu machen. Eine Pädagogin berichtet darüber, dass ihre deutschen Schüler darum baten, in der Pause im Klassenzimmer bleiben zu dürfen. Der Weg über den Schulhof war für sie zum rassistischen Spießrutenlauf geworden.

Die Debatte kommt für das Multikulti-Lager zur absoluten Unzeit. Gerade war die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung mit einer Studie an die Öffentlichkeit getreten, um die Richtung der Diskussion, die seit Sarrazin in eine gänzlich unerwünschte läuft, endlich zu drehen. Darin will der Medizin-Soziologe Elmar Brähler eine „dramatische Trendwende“ hin zu mehr Ausländer- und Islamfeindlichkeit belegen. So habe die Mehrheit der befragten Deutschen dem Satz zugestimmt: „Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben“ – für Brähler ein Ausdruck von wachsendem „Chauvinismus“. Dabei widerspricht Brähler in seinen Schlussforderungen sogar seinen eigenen Zahlen. Seit 2002 fertigt er jährlich Untersuchungen zum „Rechtsextremismus“ an. Danach ist die Zahl derer, die eine Diktatur befürworten, von 2002 bis 2010 von 7,7 auf 5,1 Prozent zurückgegangen. Von einer „dramatischen Trendwende“ dürfte also keine Rede sein. Bei weitem nicht die einzige Schwachstelle, denn wie er nur gut 20 Jahre nach Ende der DDR jedwede Diktaturfreundlichkeit pauschal als „rechtsextrem“ einordnen kann, das beantwortet Brähler gar nicht. Der Versuch, die Aufmerksamkeit von Islamisten, Deutschenfeinden und Integrationsverweigerern wieder auf das Thema „deutscher Rechtsextremismus“ umzuleiten, wird mit derartigen „Studien“ kaum Erfolg haben.

Allerdings kann sich Pfeiffers These von der „enttäuschten Liebe“ durchaus auf Zahlen stützen. Sowohl laut KFN als auch nach einer Studie von Infratest-Dimap wohnt rund die Hälfte der Türken gern neben deutschen Nachbarn. Umgekehrt mag unter den Deutschen nur ein Bruchteil gern neben Türken leben, bei der KFN gerade einmal 9,2 Prozent. Auf einer Skala anderer ethischer Gruppen sollten Jugendliche der KFN sagen, welche fremde Gruppe sie am sympathischsten finden: Bei den Türken rangierten die Deutschen an der Spitze, bei den Deutschen waren die Türken dagegen Schlusslicht. Das Ende der Sympathieskala bei den Türken bildeten die Juden.

Vor dem Hintergrund des hohen rassistisch motivierten Gewaltpotenzials unter jungen Türken muss allerdings gefragt werden, ob das Ressentiment der Deutschen gegen Türken umstandslos als „deutscher Rassismus“ gedeutet werden kann – oder ob nicht Befürchtungen dahinterstehen könnten, die auf Erfahrungen beruhen.

Insgesamt fällt auf, dass die politische Linke bei der Debatte um Deutschenfeindlichkeit ganz andere Maßstäbe ansetzt als bei der Diskussion um deutschen Rassismus. Aggressiver deutscher Rassismus ist danach regelmäßig „aus der Mitte der deutschen Gesellschaft“ gekommen, und sie trägt auch die Schuld daran. Türkischer oder arabischer Rassismus hingegen stellt bloß ein Randproblem dar, selbst wenn es sich dabei weit eher um ein Massenphänomen handelt als beim deutschen Pendant. Und die Schuld trägt nicht etwa die Masse der Türken und Araber in Deutschland, sondern abermals die Deutschen – „strukturelle Ausgrenzung“ oder sogar „enttäuschte Liebe“ lauten die Stichworte.    Hans Heckel


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