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23.10.10 / Menzel als Vorbild / Berliner Galerie zeigt Werke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-10 vom 23. Oktober 2010

Menzel als Vorbild
Berliner Galerie zeigt Werke von Franz Skarbina und seinem Umfeld

Im Mittelpunkt einer Ausstellung der Berliner Galerie Barthelmess & Wischnewski steht der Maler Franz Skarbina. Neben Werken des Impressionisten sind Gemälde und Graphiken von so unterschiedlichen Künstlern und Künstlerinnen wie Elisabeth Büchsel und Heinrich Zille zu sehen.

Franz Skarbina war einer der wenigen Berliner Künstler der vorigen Jahrhundertwende, der auch einmal über seinen Tellerrand hinausgeblickt hatte. 1849 als Sohn eines aus Agram (heute Zagreb) eingewanderten Goldschmieds in Berlin geboren, war er in Paris fast ebenso zuhause wie in seiner Heimatstadt Berlin. Nach dem Studium bei Julius Antonio Schrader an der Berliner Akademie hatte er schon als ganz junger Künstler Italien bereist.

Sein bewundertes Vorbild wird jedoch Adolph von Menzel, der sicherlich nicht unmaßgeblich daran beteiligt gewesen war, dass Skarbina schließlich die moderne französische Malerei in Paris kennenlernen wollte, als kaum irgendjemand in Berlin das Wort Impressionismus überhaupt gehört hatte.

Wie seine Freunde und Malerkollegen Max Liebermann und Walter Leistikow versuchte auch Skarbina die offizielle, in Berlin geförderte Kunst mit modernen Tendenzen zu vereinbaren. 1888 zum Professor der Akademie der Künste ernannt, wurde er wegen seiner Liberalität und Toleranz schon bald zu einem bei den Studenten überaus geschätzten Lehrer. Dennoch wagte er es zusam- men mit Liebermann, Leistikow, Hans Hermann und sieben weiteren Kollegen im Jahr 1892, die unabhängige und sich offen zur Moderne bekennende Gruppe der „XI“ zu gründen und nun eigene Gruppenausstellungen auch außerhalb des offiziellen, mit der Akademie verbundenen Berliner Kunstbetriebs durchzuführen. Die private Galerie Schulte sollte hierbei auf Jahre hinaus eine Vorreiterrolle übernehmen. Natürlich wurden Skarbinas Aktivitäten äußerst misstrauisch verfolgt, da Anton von Werner – der dem Kaiser auch persönlich nahestehende Direktor der Akademie – gegenüber den all-gemein um sich greifenden Neuerungen weniger aufgeschlossen war. Zum Eklat kam es 1893, als Anton von Werner gegen den Protest einer großen Zahl von Künstlern – darunter auch Franz Skarbina – eine Ausstellung des norwegischen Malers Edvard Munch wegen „mangelnder künstlerischer Qualität“ kurzerhand schließen ließ.

Aus Protest traten schließlich Skarbina und zwei weitere Kollegen aus der Akademie aus. Es war dies das Fanal, das ankündigte, dass sich in Berlin eine eigene moderne Bewegung zu etablieren begann. Dennoch dauerte es noch weitere sechs Jahre, bis sich schließlich 1899 die Berliner Secession formierte, an deren Gründung Skarbina abermals maßgeblich beteiligt war. Nachdem Skarbina seine gut dotierte Anstellung als Professor an der Akademie aufgegeben hatte, unterrichtete er an der Malschule des Vereins Berliner Künstlerinnen, einer der ersten Malschulen für Frauen in Deutschland, da diesen ja noch bis in die 1920er Jahre hinein der ungehinderte Besuch einer Kunstakademie verwehrt war.

Auch dort wies er seine Schülerinnen, darunter Käthe Kollwitz, Paula Modersohn-Becker oder auch Elisabeth Büchsel, immer wieder darauf hin, dass sie Paris besuchen sollten, um die moderne Malerei kennenzulernen.

Sich selbst nicht als Revolutionär einschätzend, vor allem aber aus der Erkenntnis, die Entwick-lung der Kunst vor allem als Lehrer mitbestimmen zu können, söhnte sich Skarbina 1904 mit dem offiziellen Kunstbetrieb aus und nahm seine Lehrtätigkeit an der Akademie wieder auf. 1909 wurde er anlässlich seines 60. Geburtstages mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Völlig überraschend starb er am 18. Mai 1910 an einem Nierenversagen. gbw

Die Ausstellung „Berlin – Skarbina – Paris“ in der Galerie Barthelmess & Wischnewski, Giesebrechtstraße 10, Berlin, ist bis zum 13. November montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr, sonnabends von 11 bis 15 Uhr geöffnet.


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