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23.10.10 / Ein malender Komponist / Das Gerhart-Hauptmann-Haus würdigte Rudolf Halaczinsky mit einer großen Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-10 vom 23. Oktober 2010

Ein malender Komponist
Das Gerhart-Hauptmann-Haus würdigte Rudolf Halaczinsky mit einer großen Ausstellung

Der gebürtige oberschlesische KünstlerRudolf Halaczinsky schuf aus Bild und Klang eine schöpferische Einheit. Eine Ausstellung im Gerhart-Hauptmann-Haus von Düsseldorf zeigte eine interessante Retrospektive.

„Beziehungen“ lautete der Titel der Ausstellung im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus, die dem − 1920 im oberschlesischen Radlin Emmagrube / Kreis Rybnik geborenen und 1999 im Bensberg / Bergisch Gladbach verstorbenen − vielseitigen Künstler Rudolf Halaczinsky gewidmet war. Wer der Vernissage beiwohnen konnte, hat von der seltenen Gelegenheit profitiert, Malereien und Musikstücke im Rahmen einer in sich stimmigen Veranstaltung zu erleben. Nikolai Halaczinsky führte in die Ausstellung ein, Lothar Halaczinsky wiederum bot Einblicke in das rund 100 Werke umfassende kompositorische Schaffen seines Vaters.

Die künstlerische Begabung wurde Rudolf Halaczinsky in die Wiege gelegt. Sein Vater spielte Geige, malte und bastelte. 1940 begann er ein Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Graz in den Fächern Klavier, Komposition und Dirigieren, wurde jedoch bald danach zum Wehrdienst einberufen. Nach dem Krieg war Halaczinsky als Korrepetitor, Kapellmeister und Hauskomponist am Stadttheater Augsburg tätig. Nach einem weiteren Studium an der Akademie der Tonkunst München wirkte er als Kantor der Herz-Jesu- Kirche Rheydt, als Musikerzieher in Mönchengladbach und folgte von 1971 bis 1984 einer Berufung als Dozent für Musiktheorie an die Universität Köln.

Der Musiker Rudolf Halaczinsky fand 1955 in einer Umbruchzeit des Suchens und Reifens in der Malerei zu einer weiteren Dimension künstlerischen Gestaltens, die ihm eine zweite Ausdrucksebene eröffnete. Als Autodidakt eignete er sich verschiedene Maltechniken an und hat seine Arbeiten in zahlreichen Einzelausstellungen u.a. in Düsseldorf, Köln, Hamburg, Stuttgart, Bochum, Mitassil und Oppeln O/S sowie in Gruppenausstellungen vorgestellt.

Mehrere seiner Kompositionen und Bilder sind in einer korrespondierenden Wechselwirkung entstanden. Beispiele dafür sind die Poèmes „Lumière imaginaire“ und „Lumière sonnante“ für großes Orchester und Tonband sowie das Poème „Tönende Sonne“ für Klavier zum gleichnamigen Bild und das daraus erwachsene Konzert für Klavier und Orchester.

Die Vorstellung von der Landschaft als „musikerfülltem Raum“, von der Welt, „die aus dem Klang entsteht“, letztendlich die Verschmelzung von Musik und Malerei wurde zu einer Leitidee seines Schaffens.

In seinen Arbeiten finden sich die vielfältigen Phänomene menschlicher Existenz ebenso wieder wie ihre Konflikte, Divergenzen und Hoffnungen. Für den Synästhetiker Halaczinsky galt, ein Thema mit den Mitteln der Malerei und der Musik darzustellen, zu ergründen und damit eine tiefere Wahrnehmungsmöglichkeit und Erkenntnis zu gewinnen.

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung scheinen für den Betrachter die Grenzen zwischen Bildern und Kompositionen sowie zwischen Malerei und Musik weitgehend zu verschwimmen. Die Weite des Kosmos und die Faszination des Lichtes bestimmen thematisch das gesamte künstlerische Schaffen. Auf der Leinwand einerseits mit ausdrucksvollen Farben und Motiven experimentierend, andererseits aber zugleich der Zartheit eines Aquarells folgend, beherrschte der Künstler in seinen Kompositionen auch die musikalische Bandbreite von der Spätromantik bis zur 12-Ton-Musik.

Zu den zahlreichen ausgestellten Kunstwerken gehören Ölgemälde wie „Und es ward Abend“, „Und die Sonne …“, „Flammendes Feuer“, „Roter Farbklang“ und „Urlicht“, die Aquarelle „Weiden am Bachlauf“ und „Bergsee“ sowie die Mischtechnikarbeiten „Dunkler Farbklang“ und „Inferno“. In Vitrinen waren mehrere Kompositionsblätter zu sehen, darunter auch das letzte, unvollendete Werk „Adagio“ op. 88 datiert vom 15. Juli 1999. Aus dem facettenreichen kompositorischen Schaffen des Künstlers finden auch Orchester-, Chor-, Orgel-, Klavier-, Kammer- und Kirchenmusik Erwähnung, die national wie international mehrfach ausgezeichnet wurden. Eines der Höhepunkte ist die preisgekrönte symphonische Musik für das Poème symphonique „Lumière imaginaire“ für großes Orchester.

Rudolf Halaczinsky sinnierte kurz vor seinem Tod über die essentiellen Fragen seines künstlerischen Schaffens: „Von allem, was ich in meinem Leben, in der Musik, der Malerei und auch in meinen schriftstellerischen Arbeiten versucht habe zu leisten oder versuche noch zu schaffen, was wird davon Bestand haben, was wird nicht umsonst gewesen sein, was habe ich schöpferisch zustande gebracht, was werde ich in meiner mir noch verbleibenden Zeit von dem, was in mir vorhanden ist, zu Wege bringen? Ist es überhaupt wichtig, dass es geschaffen wurde, noch geschaffen wird, in der Schöpfung, in der bereits schon alles vorhanden ist beziehungsweise bereits alles geschaffen wurde.“ Dieter Göllner

Übrigens: Als Maler gehört Rudolf Halaczinsky zu den weltweit wenigen Künstlern, deren Werke auf ultraleichtem Spezialpapier im Original verewigt, im Raumschiff „Mir“ um die Erde kreisten.


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