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30.10.10 / Treffen mit deutschen Brombergern und Graudenzern / Bundessprecher der Landsmannschaft Weichsel-Warthe besuchte mit zuständiger Mitarbeiterin Bernd Neumanns das Posener Land

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-10 vom 30. Oktober 2010

Treffen mit deutschen Brombergern und Graudenzern
Bundessprecher der Landsmannschaft Weichsel-Warthe besuchte mit zuständiger Mitarbeiterin Bernd Neumanns das Posener Land

Der Bundessprecher der Landsmannschaft Weichsel-Warthe, Martin Sprungala, und Magdalena Oxfort sind ein zweites Mal in das Posener Land gereist. Frau Oxfort arbeitet für den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann,  als Kulturreferentin für Westpreußen, das Posener Land, Mittelpolen, Galizien und Wolhynien.

Den Auftakt der Fahrt des Bundessprechers und der Kulturreferentin machte der Besuch des Museumsfestes des „Wolhynier-Umsiedlermuseums“ in Linstow. Im Anschluss daran ging es weiter in die Republik Polen. Hier fand eine Vielzahl an Gesprächen und Begegnungen mit Vertretern der örtlichen Presse und Kulturschaffenden aller Bereiche sowie der Lehrerschaft statt.

Die Reise führte in viele Orte mit deutschen Wurzeln; so wurden beispielsweise die Städte Unruhstadt (Kargowa), Fraustadt (Wschowa), Schlawa (Sława), Wollstein (Wolsztyn), Lissa (Leszno), Reisen (Rydzyna), Rawitsch (Rawicz) und Glogau (Glogów) besichtigt. Neben dem Robert-Koch-Museum in Wollstein, das vom Heimatkreis Wollstein unterstützt wird, wurden das Regionalmuseum in Lissa und in Fraustadt sowie das Glogauer Museum mit seiner archäologischen Sammlung im sogenannten Hungerturm besichtigt.

Gespräche wurden mit dem Vorsitzenden des historischen Vereins in Schlawa und dem Herausgeber der Zeitung „Nasza Sława“, Alfred Rösler, geführt, weiterhin mit der Doktorandin und Kunsthistorikerin Marta Małkus, die zu einer ersten Stiftungsversammlung für die Wiederherstellung der evangelischen Kirche „Kripplein Christi“ im sogenannten Polnischen Turm, dem ehemaligen Kirchturm und heutigen Kunstausstellungsraum, einlud. Es waren junge Wissenschaftler und Studenten anwesend sowie der Bürgermeister von Fraustadt, Krzysztof Grabka.

Am dritten der insgesamt neun Reisetage nahmen Oxfort und Sprungala an der Eröffnung der Ausstellung „800 Jahre Ober Pritschen“, dem Kämmereidorf von Fraustadt, teil. Dort sprachen sie mit dem ehemaligen Zeitungsherausgeber Andrzej Szczudło, dem Wissenschaftler Zdzisław Włodarczyk  von der Pädagogischen Hochschule Wielun sowie dem Lehrer und Publizisten Przemysław Zielnica.

Ein eher entspannender Teil der Begegnungen war die vom ehemaligen Ortsvorsteher Josef Gorzelniak gebotene Kutschfahrt durch Mauche (Mochy), Kreis Wollstein Richtung Vincenthorst (Wincentowo) und Schwenten (Swietno) sowie Kiebel (Keblowo).

Den Höhepunkt und Hauptteil der Studienfahrt bildete die Begegnung mit der deutschen Volksgruppe in Bromberg unter der Leitung von Jan Gill und Graudenz unter der Leitung von Klemens Grabowski, die mit einem Bus nach Schlawa angereist waren. Am ersten Tag fand durch die Kunsthistorikerin Marta Małkus eine fachkundige Führung durch das Lapidarium statt, die Grab­steinsammlung des ehemaligen evangelischen Altstädter Friedhofs von Fraustadt. Auch die Medien waren mit einer Kamera dabei und interviewten die beiden Veranstalter.

Nach einer Führung der Gruppe durch die Stadt und ihre markanten Gebäude mit ihrer wechselseitigen deutsch-polnischen Geschichte war noch Zeit zum Kennenlernen und für Gespräche. Auch die Assistentin des Instituts für Auslandsbeziehungen (IfA) Teresa Grauer nahm an dieser Veranstaltung teil und knüpfte Kontakte mit den Veranstaltern.

Am folgenden Tag wurde die schlesische Grenzstadt Schlawa besucht. Der Grundherr des frühen 16. Jahrhunderts, der 1537 verstorbene Hans v. Rechenberg, galt als persönlicher Freund Luthers und führte hier sehr früh die Reformation ein. Auch in Schlawa gab es eine Stadtführung.

Zum Abschluss der Begegnung wurden die ehemaligen Außenlager des schlesischen Konzentrationslagers Groß Rosen Schlesiersee I und II, besucht. Dort waren ab 1944 halbjüdische Frauen interniert, um sinnlose Arbeiten zu verrichten. Bei Kriegsende wurden diese Lager geräumt und die Insassen parallel zur Flucht der deutschen Bevölkerung dieser Region auf verschlungenen Pfaden gen Westen abgeführt. Erschießungen säumten die Marschstrecke.

Von den ehemaligen Vorwerken Bänisch-Vorwerk und Neu-Vorwerk ist nichts erhalten geblieben. Auch ein offizielles Gedenken in Form eines Mahnmals gibt es hier nicht. Józef Wojciech aus Weine (Wijewo) hat vor Jahren hier ein kleines Gedenkkreuz aus Birkenstämmen aufgestellt, wohl wissend, dass dies ein christliches Symbol ist, doch er sieht das Kreuz auch als Symbol des Leidens, des Mitleidens und der christlichen Nächstenliebe.          M.S.

Józef Wojciech aus Weine (Wijewo), Kreis Lissa referierte über das Thema und berichtete, dass eine der Frauen nach Weine fliehen konnte und seine Mutter sie aufnahm, pflegte und versteckte. Als Dank dafür wurde sie in den 70er Jahren nach Yad Vashem, der „Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust“ in Jerusalem, eingeladen und geehrt.

Anschließend referierte Sprungala über die lange Geschichte von Fraustadt an der schlesischen Grenze, die als Folge der Zweiten Teilung Polens 1793 preußisch wurde.


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