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06.11.10 / Ankara zeigt sein Gesicht / Israel wird Feind und Europas Fundamente türkisch verändert − Sarrazin über Wulff

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-10 vom 06. November 2010

Ankara zeigt sein Gesicht
Israel wird Feind und Europas Fundamente türkisch verändert − Sarrazin über Wulff

Die türkische Führung ist offenbar dabei, die strategische Ausrichtung des Landes nachdrücklich zu verschieben. Wie israelische Medien berichten, entschied der nationale Sicherheitsrat in Ankara, Israel künftig als „Gefahr“ für die Türkei einzustufen. Demgegenüber würden laut dem Rat Iran, Syrien und Armenien nicht mehr als gefährlich angesehen. Erstmals wird islamischer Fundamentalismus nicht mehr als Bedrohung der nationalen Sicherheit gedeutet. Dem Gremium sitzt der türkische Präsident Abdullah Gül vor.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu, der seit Jahren als Hauptstratege von Ankaras Außenpolitik gilt, gab zudem Erhellendes über die Europa-Politik der Türkei preis. In der englischsprachigen türkischen Zeitung „Turkish Review“ sagte er grundlegende Umwälzungen für den Fall eines türkischen EU-Beitritts voraus.

Dieser Beitritt würde die „zivilisatorischen Fundamente“ Europas verändern, weg von der „streng westlichen Identität“ hin zu mehr Religion und „Monotheismus“. Europa müsse dann seine eigenen Grundlagen infrage stellen, damit würde auch das europäische Christentum „islamischer“. Hintergrund: Strenge Muslime lehnen die christliche Dreifaltigkeit als „Vielgötterei“ ab und fordern ihre Abschaffung.

Unterdessen äußerte Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin scharfe Kritik an der Türkei-Reise von Christian Wulff. In der Türkei werde das Christentum bestenfalls geduldet, sagte er der „Bild am Sonntag“. Der Anteil der Christen an der türkischen Gesamtbevölkerung sei seit 1914 von 25 Prozent auf 0,2 Prozent gefallen, diese Zahlen sprächen für sich. An der deutschen Schule in Istanbul sei Deutschunterricht in den unteren Klassen seit einigen Jahren verboten. Der Bundespräsident habe über diese wenig erfreulichen Zustände eine „Harmonie-Kitsch-Soße“ gegossen.

Die Äußerung Wulffs, der Islam gehöre zu Deutschland, wies Sarrazin zurück. Die deutsche Kultur sei weitgehend ohne Bezug auf den Islam entstanden. Daran änderten auch die Muslime in Deutschland nichts mehr. Amüsiert zeigte sich Sarrazin über die „Gleichheit der Reaktionen in Union und SPD“ auf sein Buch. Er sei gespannt, ob den jüngsten forschen Äußerungen von Politikern über Integrationsunwillige Taten folgten oder ob es sich nur um opportunistische Anpassung an die Volksmeinung gehandelt habe.Hans Heckel


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