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06.11.10 / Kirchenstürmer bleiben stur / Magdeburg will St. Ulrichskirche wieder aufbauen – Linke startet Volksbegehren dagegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-10 vom 06. November 2010

Kirchenstürmer bleiben stur
Magdeburg will St. Ulrichskirche wieder aufbauen – Linke startet Volksbegehren dagegen

Den Bombenterror hatte die Magdeburger St. Ulrichskirche einigermaßen intakt überstanden. Doch in ihrer kirchenfeindlichen Raserei ließen die Sozialisten sie 1956 sprengen. Nun stemmt sich die Linkspartei gegen einen Ratsbeschluss, das Gotteshaus bis 2017 wiederaufzubauen.

Nun sollen die Magdeburger per Volksabstimmung entscheiden, ob die am 5. April 1956 von den damaligen SED-Machthabern gesprengte St. Ulrichskirche im Zentrum der Landeshauptstadt wiederaufgebaut wird. Das Gotteshaus hatte die Luftangriffe gegen die Wohnquartiere der Stadt relativ unbeschadet überstanden – das Dach war zerstört, der Innenraum schwer beschädigt; sie waren im März 1945 ein Raub der Flammen geworden. Doch das Gemäuer hielt der Verwüstung stand. Sieben weitere Kirchen ließen die kommunistischen Aktivisten des Kirchenkampfes aus dem Stadtbild tilgen. St. Ulrich war nach Meinung vieler Einwohner aber die bedeutendste, sie war immerhin rund 1000 Jahre alt.

Am 31. Oktober 2007 gründete eine Gruppe engagierter Magdeburger das Kuratorium zum Wiederaufbau der Kirche. Seitdem sammelt das Kuratorium Spenden. Das Gotteshaus soll zum 31. Oktober 2017, dem 500. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag, als „Dokumentationszentrum des Protestantismus“ wiedereröffnen. Am 23. Oktober kamen 25 Mitglieder des Kuratoriums zusammen, um Gehwegplatten entlang des Grundrisses der Ulrichskirche auf dem Ulrichsplatz (er wurde 1998 so benannt) zu verlegen.

Die vom Stadtgartenbetrieb genehmigte Aktion lockte zahlreiche neugierige Passanten an, von denen viel Zuspruch für den Wiederaufbau kam. So wurden immerhin schon die Umrisse sichtbar. Die Platten werden bis zum Frühjahr 2011 liegen bleiben, so dass sich die Magdeburger schon mal ein realistisches Bild davon machen können, wo die Kirche einst stand. Zudem ist ein Modell des Gotteshauses in Bahnhofnähe zwischen den trostlosen Wohnbauten aus den frühen Tagen der SED-Herrschaft zu sehen.

Die Mehrheit des Stadtrates, getragen von CDU, FDP, SPD, Grüne, begrüßte des Unterfangen und reservierte das Grundstück für die kommenden zehn Jahre für den Wiederaufbau. Das war im Juni 2010. Seither formierte sich – initiiert von der Linkspartei −  Widerstand. Eine undurchsichtige Rolle spielte dabei der von der SPD gestellte Oberbürgermeister Lutz Trümper. Die Aktivisten der Linkspartei und andere Gegner des Kirchenwiederaufbaus sammelten Unterschriften unter dem Motto „Demokratie wagen – Bürger fragen!“ 16000 Unterschriften – bei zirka 230000 Einwohnern – kamen zusammen und erzwangen damit die Abhaltung einer Volksbefragung. „Es gibt bereits viele Kirchen in Magdeburg, die für Konzerte oder sogar als Gaststätte genutzt werden“, sagt Bettina Faßl, eine Sprecherin der Initiative. Die örtliche Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Rosemarie Hein, befand, die Initiative gegen die Kirche sei ein „Gewinn für die direkte Demokratie“, was eine empörte Kritikerin zu dem sarkastischen Kommentar veranlasste, die Täter von damals versuchten ihr damaliges Tun heute demokratisch verbrämt zu rechtfertigen.

Auch die aggressive Art der roten Unterschriftensammlung fand mitunter offene Ablehnung. Auf einer Internetplattform beschwerte sich Björn Bonath: „Die Methoden zur Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren werden immer radikaler! Kurze Story dazu: Letzte Woche hatte ich eine Unterschriftenliste gegen die UK [Ulrichskirche, d. Red.] in meinem Briefkasten (obwohl ein „Keine Werbung“ Aufkleber daran klebt), mit dem kurzen Hinweis ,kopieren und überall unterschreiben lassen!‘ Dasselbe bei meinen Nachbarn und einigen Freunden von mir, denen das Projekt Rekonstruktion UK größtenteils egal ist. Alle waren über die Methoden sehr erschrocken! Sie meinten zu mir, dass sie im Falle einer Abstimmung jetzt auf jeden Fall hingehen und für die Rekonstruktion stimmen werden!“

Anstatt nun aber unverzüglich die geforderte Abstimmung abhalten zu lassen, will Oberbürgermeister Trümper das Bürgervotum nun zusammen mit der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 20. März 2011 durchführen lassen. Kritiker des Stadtoberhauptes behaupten, dass Trümper als heimlicher Gegner des Wiederaufbaus den Termin bewusst gewählt habe: Die dann zu erwartende höhere Wahlbeteiligung geht ihrer Meinung nach eher zu Lasten der Kirche. Hans Lody


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