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06.11.10 / Steigende Preise / Wachsende Inflationsangst überschattet den Immobilienmarkt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-10 vom 06. November 2010

Steigende Preise
Wachsende Inflationsangst überschattet den Immobilienmarkt

Die Preise für Wohneigentum und die Mieten in deutschen Großstädten steigen schnell. Noch vor zwei Jahren galt Deutschland, so der Immobilienverband IVD, im europäischen Vergleich als günstig. Das Ende dieser Situation ist zumindest in den Ballungsgebieten absehbar. Zuletzt stiegen die Preise  für gebrauchte Eigentumswohnungen um 5,3 Prozent im Jahr.   Da in den Statistiken nur Durchschnittspreise genannt werden, liegen die tatsächlichen Steigerungen oft weit über diesen Werten. Tatsächlich machten in attraktiven Stadtteilen die Mieten bei Neuverträgen Sprünge um bis zu 25 Prozent.

Dass der Wohnraum in Großstädten immer knapper wird, merken besonders Wohnungssuchende. Für 50 Quadratmeter in mittlerer bis guter Lage wird in Hamburg oder München bis zu 1000 Euro Warmmiete fällig. Bei Neuvermietungen in Großstädten kommt es zu den erwähnten großen Sprüngen bei den Mieten. Galten noch vor einigen Jahren 35 Prozent des Nettoeinkommens als Grenze für eine Warmmiete, werden heute bereits über 40, in teuren Großstädten über 50 Prozent fällig. So bleibt immer weniger zum Leben übrig.

Daher versuchen derzeit viele Mieter eine Eigentumswohnung zu kaufen. Bei den historisch niedrigen Hypothekenzinsen verspricht der Eigentumserwerb eine günstigere Lösung, sofern man 20 bis 30 Prozent Eigenkapital mitbringt. Im Vergleich zu Nachbarländern hat Deutschland hier Nachholbedarf. da nur 43 Prozent der Bundesbürger Immobilieneigentum besitzen.

Doch so einfach ist der Erwerb nicht. Die an der Spitze der Preisskala liegenden Städte München, Stuttgart, Düsseldorf, Köln und Hamburg weisen Kaufpreise (für eine Eigentumswohnung in mittlerem Wohnwert) von 1480 bis 2200 Euro pro Quadratmeter aus. Doch für diese Preise sind Wohnungen oft kaum mehr zu bekommen. Der Markt ist leergefegt, wie Makler berichten. Bei Zwangsversteigerungen spielen sich auf den Amtsgerichten tumultartige Szenen ab. Schnäppchenjäger haben dort schon lange keine Chance mehr. Für eine renovierungsbedürftige 50-Quadratmeter-Wohnung in Hamburg-Winterhude interessierten sich kürzlich über 120 Bieter. Die renovierungsbedürftige Wohnung ging schließlich für 182000 Euro an einen neuen Eigentümer und lag damit 48 Prozent über dem amtlich festgestellten Verkehrswert. Das ist kein Einzelfall, berichten Rechtspfleger, die diese Versteigerungen vorbereiten.

Die Gründe für diese Entwicklung liegen zum einen darin, dass sich der Staat aus der Wohnungsbauförderung weitgehend zurückzog. Zum anderen lässt sich billiger Wohnraum wegen der hohen Umweltauflagen kaum noch rentabel bauen. Weitere Faktoren sind immer mehr Single-Haushalte und die wachsende Angst vor Inflation. Die Vermögensumschichtung in die Sachwerte ist zwar noch keine Flucht. Sie hat aber in großem Stil eingesetzt und nach dem Boom bei den Rohstoffen nun auch den Immobilienbereich erfasst.        HEB


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