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06.11.10 / »Selbstpolonisierung« mit deutschem Steuergeld / Vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit vorgeschlagener Referent wollte vor deutscher Volksgruppe nur Polnisch sprechen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-10 vom 06. November 2010

»Selbstpolonisierung« mit deutschem Steuergeld
Vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit vorgeschlagener Referent wollte vor deutscher Volksgruppe nur Polnisch sprechen

Eine Zeitreise in das Oberschlesien der bewegten Nachkriegsjahre 1918 bis 1922 brachte unlängst viel Leben in die DFK-Begegnungsstätte der deutschen Volksgruppe im oberschlesischen Alt Poppelau. Für diese vom Bundesinnenministerium finanziell ermöglichte Veranstaltung empfahl das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit einen Referenten, der nur Polnisch referieren wollte.

Die Veranstaltung in der von Piotr Szafranski geleiteten Begegnungsstätte war möglich geworden, nachdem das Bundesinnenministerium den Deutschen in der Republik Polen sogenannte „Frischmittel“ in Höhe von 850000 Euro für das Jahr 2010 zur Verfügung gestellte hatte. Mit Hilfe dieser Gelder sollen vor allem Projekte finanziert werden, die der besonderen Förderung von Deutsch als Muttersprache der Deutschen in der Republik Polen dienen. Umrahmt wurde die Veranstaltung passend von der Ausstellung „Die Grenze“ des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusam­men­arbeit (HDPZ).

Bedauerlicherweise mussten, bis der Vortrag stattfinden konnte, einige Klippen umschifft werden. Auf Anfrage von Robert Kampas, des Projektbetreuers zur Verwaltung der Frischmittel für die Gemeinden Alt Poppelau, Groß Döbern, Bad Carlsruhe und Namslau, hatte das HDPZ den Vorschlag unterbreitet, einen Historiker des Instytut Śląski (Universität Oppeln) mit dem Vortrag zu betrauen. Dieses Institut hat in der Zeit der Volksrepublik Polen eine eher unrühmliche Rolle bei der „Erforschung“ der „wiedergewonnenen Westgebiete“ der (Volks-)Republik Polen gespielt. Sprichwörtlich in letzter Minute stellte sich jedoch heraus, dass der vorgesehene Referent lediglich Fragen auf Deutsch beantworten wollte, den eigentlichen Vortrag trotz vorhandener Sprachkenntnisse aber auf Polnisch zu halten gedachte.

Dass es am Ende anders kam, ist dem Präsidenten des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), Bernard Gaida, zu verdanken. Er intervenierte kurzerhand beim Projektkoordinator für den Bezirk Oppeln, nachdem er benachrichtigt worden war. Auf Vermittlung der Menschenrechtsorganisation AGMO e.V. in Bonn konnte deren stellvertretender Vorsitzender Tobias Körfer als neuer Referent gewonnen werden.

Die Nachricht verbreitete sich schnell und so kamen geschichtsinteressierte Zuhörer nicht nur aus den umliegenden Dörfern, sondern auch aus Oppeln, den Kreisen Krappitz und Groß Strehlitz, aus Knurow und sogar Warschau. Der große Zuspruch bestätigt die schnelle Entscheidung von Bernard Gaida. Als Plädoyer für die deutsche Muttersprache besitzt sie richtungsweisenden Charakter für jene Ortsgruppen, die sich einer „Selbstpolonisierung“ (Bruno Kosak) unterwerfen und damit einer wirklichen Belebung widersetzen.

Der Vorgang, so erfreulich er auch endete, zeigt jedoch, wie viel auch innerhalb der Vereinigungen der deutschen Volksgruppe noch umgedacht werden muss, bis man von einer sich kulturell selbsttragenden Gemeinschaft der Deutschen in der Republik Polen wird sprechen können. Dass gerade das HDPZ in Gleiwitz es war, welches Referenten anbietet, die sich weigern, auf Deutsch zu sprechen, stimmt wenig optimistisch für die deutsche Volksgruppe. Um so besser, wenn solche Entscheidungen schnell und unbürokratisch korrigiert werden können. EB/PAZ


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