© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-10 vom 13. November 2010

Weniger Spenden
Berlins Karitative leiden unter Skandalen

Seriöse karitative Organisationen wie die „Berliner Kältehilfe“ oder die „Tafel“ klagen über einen Rückgang ihres Spendenaufkommens. „Das ist immer so, wenn solche fürchterlichen Katastrophen passieren“, wie die Flut in Pakistan, klagt Uwe Sievert, Chef der Suchthilfe „Synanon“. Sie lenken die Aufmerksamkeit der Spender auf weit entfernte Ziele.

Darüber hinaus lasten hässliche Schlagzeilen auf den Berliner Helfern. Der Fall der „Treberhilfe“ hat wochenlang die Presse beschäftigt (die PAZ berichtete). Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Organisation, deren ehemaliger Chef Harald Ehlert Mittel zweckentfremdet haben soll – unter anderem für einen „Dienst-Maserati“. Oswalt Menninger, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Berlin: „Dort wurde der Eindruck vermittelt, dass mit dem Geld nicht ordentlich umgegangen wird.“

Die Affäre um die Treberhilfe könnte aber bald in den Hintergrund geraten, wenn der Prozess gegen Udo D., alias Andreas Becker, Chef der Hilfsorganisation „Hatun & Can“, richtig ins Rollen kommt.  Die Feministin Alice Schwarzer und Necla Kelek, in Istanbul geborene Islamkritikerin und Frauenrechtlerin, hatten  Udo D. wegen des Verdachts der Veruntreuung von Spendengeldern gemeinsam angezeigt. Schwarzer schrieb hierzu: „Am 25. September 2009 machte ich bei ,Wer wird Millionär?‘ öffentlich, dass mein Gewinn an Hatun & Can, die verfolgten muslimischen Frauen helfen, gehen würde.“

Und weiter: „Was ich erfuhr, war nicht gerade beruhigend. Niemand wusste in Wahrheit Konkretes aus eigener Erfahrung, alle beriefen sich immer nur auf die anderen. Und die angeblich hundertfach Geretteten waren über Monate die immerselben drei jungen Türkinnen.“  H.L.