20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.11.10 / Logik spielte kaum eine Rolle / Bruno Bundulet über die vielen Fehler beim Euro

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-10 vom 13. November 2010

Logik spielte kaum eine Rolle
Bruno Bundulet über die vielen Fehler beim Euro

„Am Sonntag unternehmen wir einen Ausflug, wenn die Sonne scheint, aber wir machen den Ausflug auf jeden Fall am Sonntag.“ Derart widersprüchlich sieht der Eurokritiker der ersten Stunde, Bruno Bandulet, in „Die letzten Jahre des Euro“ die Vereinbarung im Maastricht-Vertrag, ein unverrückbares Datum für die Einführung der Gemeinschaftswährung mit der Erfüllung von Konvergenzkriterien zu verbinden. Für ihn ist diese Verknüpfung absolut unlogisch, denn schließlich sei es unwahrscheinlich, dass alle wirtschaftlich doch so unterschiedlichen Mitgliedsländer gleichzeitig die Kriterien erfüllen. Die Folge sei gewesen, dass fast alle irgendwie mogelten, um Kriterien zu erreichen, die aus Sicht Bandulets sowieso bedenklich waren, da sie von Stichtagen ausgingen. Wirtschaftliche Entwicklungen ließen sich aber nicht anhand von Stichtagen seriös ermitteln, denn Entwicklungen würden in Zeiträumen gemessen. „Dass sich die deutsche Delegation in Maastricht auf einen Vertrag einließ, den sie nach ihren eigenen Vorgaben hätte ablehnen müssen, hatte mit der Wiedervereinigung zu tun. Die Regierung glaubte offenbar, für die französische Zustimmung zur Wiedervereinigung nahezu jede Gegenleistung erbringen zu müssen – einschließlich der Liquidation der Deutschen Mark“, mutmaßt Bandulet, denn anders kann sich der frühere „Welt“-Mitarbeiter die Preisgabe der stabilen Deutschen Mark zugunsten des von Beginn an weicheren Euro nicht erklären.

Obwohl der Autor den Euro leidenschaftlich verachtet, sind seine Ausführungen durchaus sachlich gehalten. Er geht auch auf die Vorteile ein, die die Befürworter des Euros bis heute hochhalten, stellt aber die Nachteile gegenüber und schwächt die Vorteile durch Gegenargumente ab. So heißt es immer, die Deutschen würden durch die Gemeinschaftswährung besser exportieren können. Hier wendet er ein, dass zwar lästige Wechselkurse beziehungsweise Absicherungsgeschäfte der Unternehmen entfielen, doch erstens habe Deutschland schon vor dem Euro gute Geschäfte innerhalb Europas gemacht und zweitens würde derzeit gerade der Export in Nicht-Euro-Länder das deutsche Wirtschaftswachstum stützen.

Bandulet ärgert sich, dass mit Einführung des Euros die doch eigentlich unabhängige Deutsche Bundesbank alle alten D-Mark-Scheine schreddern ließ, denn somit habe sie ein wichtiges Druck-mittel gegenüber laxeren Euro-Mitgliedsländern aus der Hand gegeben. Überhaupt sind die ehemaligen Bundesbankchefs für ihn eine Enttäuschung. Zwar seien einige durchaus skeptisch hinsichtlich der Stabilität der Gemeinschaftswährung gewesen, es habe schließlich genügend Anzeichen dafür gegeben, dass die meisten Länder sich nicht an die Stabilitätskriterien hielten oder dauerhaft halten könnten, doch keiner habe den Politikern Einhalt geboten. Ihn stört auch, dass die Europäische Zentralbank (EZB) laut Lissabon-Vertrag ein Organ der Europäischen Union ist, auch wenn dort ebenfalls steht, dass die EZB keine Weisungen aus Brüssel entgegennehmen dürfe. Schließlich habe die Griechenland-Krise gezeigt, wer die Entscheidungen trifft. Überhaupt, der EU und ihren Fehlentwicklungen widmet der Autor gleich mehrere Kapitel. Und die Griechenland-Hilfe ist für Bandulet nichts anderes als eine Insolvenzverschleppung.

Am Ende seiner nicht neuen, aber kompakten Euro-Kritik warnt Bandulet, dass nicht nur die Banken, sondern auch der Staat, wie die Geschichte des Euros und seiner vorläufigen Rettung zeigt, nicht der Freund der Bürger sei. Und auch wenn der Autor gegenüber dem Euro besonders negativ eingestellt ist und sein teures Ende kommen sieht, so ist es schwer, Bandulet als Schwarzseher abzutun. Denn viele der Gefahren, vor denen er bereits bei den ersten Verhandlungen zum Euro in den frühen 90er Jahren gewarnt hat, sind eingetreten. Rebecca Bellano

Bruno Bandulet: „Die letzten Jahre des Euro – Ein Bericht über das Geld, das die Deutschen nicht wollten“, Kopp, Rottenburg a. N. 2010, gebunden, 205 Seiten, 19,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren