25.04.2024

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20.11.10 / Die Selektion

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-10 vom 20. November 2010

Konrad Badenheuer:
Die Selektion

Die CDU ist stolz darauf, wie lange und ernsthaft sie auf ihrem Parteitag über die Präimplantationsdiagnostik diskutiert hat. Wahr ist: Anders als bei der Entscheidung über den Import embryonaler Stammzellen vor drei Jahren hat die Parteitagsregie hier nicht mit Tricks gearbeitet, um eine gewünschte Mehrheit zu bekommen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass nur eine hauchdünne Mehrheit der Delegierten klar „Nein“ zur PID gesagt hat und dass diese Absage − das ist das Bedauerlichste − auf die Gesetzgebung wohl ohne Einfluss bleibt.

Hier zeichnet sich ab, dass die CDU im Bundestag ohne gemeinsame Position agieren wird. Angesichts der bekannten Positionen der anderen Fraktionen läuft das auf eine (zunächst gewiss noch beschränkte) Freigabe der Präimplantationsdiag-nostik hinaus. Voraussichtlich enthält ein künftiges Gesetz zwar eine Klausel, dass die PID nur bei schweren Erbkrankheiten angewendet werden darf. Aber wer soll dann definieren, welche Krankheit schwer genug ist, um die Selektion von Embryonen zu rechtfertigen?

Die Erfahrungen in Großbritannien und den USA zeigen, dass das nicht funktioniert, sondern der Wunsch nach dem optimalen Baby bald alle Bedenken zur Seite drückt. In den USA geht das so weit, dass tauben Eltern mittels PID legal der Wunsch nach einem ebenfalls tauben Kind erfüllt wurde.

Nur auf den ersten Blick ist die PID-Debatte in Karlsruhe daher eine „Sternstunde“ der CDU. Genauer betrachtet war es die vorgezogene Kapitulation vor einer schlimmen Fehlentwicklung, gegen die die CDU sich in Bundestag und Öffentlichkeit nicht mehr mit aller Kraft stemmen möchte.


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