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20.11.10 / Empörungskultur / Der neue EKD-Ratsvorsitzende bleibt Margot Käßmanns Linie treu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-10 vom 20. November 2010

Empörungskultur
Der neue EKD-Ratsvorsitzende bleibt Margot Käßmanns Linie treu

Die Wahl des 63-jährigen Präses Nikolaus Schneider zum EKD-Ratsvorsitzenden war keine Überraschung mehr. Der Gewählte zeigte sich erleichtert, dass „so eine Probezeit auch einmal zu Ende geht“. Gemeint waren die zehn Monate, die Schneider als kommissarischer Vorsitzender und Nachfolger der zurückgetretenen Margot Käßmann verbracht hatte. Ein Gegenkandidat fand sich nicht. Auch der hoch gehandelte bayrische Landesbischof Johannes Friedrich mochte nicht gegen Schneider antreten, obwohl ein lutherischer Kandidat eigentlich an der Reihe gewesen wäre. Nikolaus Schneider machte aus seiner offenkundigen Freude über die neue mediale Wirksamkeit kurz vor dem Ruhestand keinen Hehl und erhielt mit 135 von 143 abgegebenen Stimmen ein traumhaftes Wahlergebnis.

Mit diesem hohen Ergebnis geht Schneider in eine Amtszeit, die bis 2015 gehen soll. Er ist damit der fast einmütig gewählte Repräsentant der Synode der evangelischen Landeskirchen in Deutschland, die sich vor allen Dingen im Dienste einer rot-grünen Empörungskultur sieht. Der Friede in Afghanistan, die neuen Hartz-IV-Sätze, Stuttgart 21 oder der Castor-Transport sind die Grundthemen des neuen Vorsitzenden. Die EKD-Synode unter der Leitung der Präsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) legte dazu eine Reihe von Resolutionen vor. Der neue EKD-Chef setzt damit die Linie Käßmanns einer Dauerpolitisierung fort, hinter der die theologischen und religiösen Themen nahezu verschwinden.

Bei seiner ersten Pressekonferenz hatte es der neue EDK-Chef daher schwer, das Thema „Gott“ überhaupt zu platzieren. Er wolle das Gespräch über Gott „als eine Realität in dieser Welt“ neu führen. Wo „das Leben schwer“ sei, wolle er für die Menschen den Weg zu einem „ruhigen und gewissen Herz“ zeigen. Damit meint Schneider aber offensichtlich keine Initiativen zur Steigerung des Gottesdienstbesuches oder der Stärkung der christlichen Identität, wie sein Vorvorgänger Landesbischof Wolfgang Huber.

Das erste Thema, das der neue EKD-Chef thematisieren will, ist die Präimplantationsdiagnostik (PID). In deren Ablehnung bestand bisher seit einem Beschluss aus dem Jahr 2003 Einigkeit mit der katholischen Kirche. Nun will Schneider diesen noch einmal „neu bewerten“. Die Sorgen von Eltern mit der genetischen Anlage zu schweren Erbkrankheiten sollten mit einbezogen werden, fordert er. Damit beginnt in der EKD ein Prozess, der schon im Fall des Abtreibungsparagraphen 218 zu einem Dissens mit der katholische Kirche geführt hat. Noch hofft der katholische Weihbischof Anton Losinger, dass die neuen Überlegungen der Protestanten „anders enden werden als bei einem starken Lebensschutz“, wie er im ZDF sagte. Losinger, der auch dem Nationalen Ethikrat angehört, verwies dabei auf das Votum des bayrischen Landesbischofs Friedrich, der sich ebenfalls für ein striktes PID-Verbot ausgesprochen hatte (siehe Kommentar Seite 8).      Hinrich E. Bues


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