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20.11.10 / Und keiner will den Posten / Rausschmiss des HSH-Nordbank-Chefs wird nicht nur teuer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-10 vom 20. November 2010

Und keiner will den Posten
Rausschmiss des HSH-Nordbank-Chefs wird nicht nur teuer

Die Tage von Dirk Jens Nonnenmacher als Chef der skandalgeschüttelten HSH-Nordbank sind gezählt. Die Hauptanteilseigner der Bank, die beiden Landesregierungen in Schleswig-Holstein und Hamburg, haben den Aufsichtsrat der Bank aufgefordert, den unbeliebten Banker zu entlassen. Am 2. Dezember will das Gremium auf seiner nächsten ordentlichen Sitzung entscheiden. Da bisher keine Gründe für eine fristlose Kündigung bekannt sind, darf Nonnenmacher bei einer Entlassung auf eine hohe Abfindung in Millionenhöhe hoffen.

In Hamburger Bankenkreisen wird die Abberufung des HSH-Chefs, auch „Dr. No“ genannt, mit Unverständnis und scharfer Kritik verfolgt. Nonnenmacher sei ein „exzellenter Fachmann“, der in der Lage sei, die Landesbank aus ihrem milliardenschweren Desaster herauszuführen. Er sei zwar ein „fieser Kerl“ im persönlichen Umgang, aber an seiner fachlichen Qualifikation bestehe kein Zweifel. Die laienhaften Einflüsse aus dem politischen Feld wären für die schwierige Lage der Bank verantwortlich. Die Fachleute des Geldverkehrs, die sich namentlich nicht zitiert sehen wollen, verweisen dazu auf die katastrophale Entwicklung auch der anderen Landesbanken in Deutschland. Ihre Zeit sei definitiv abgelaufen.

Ein großes Rätselraten beginnt daher in Norddeutschland, wer Nachfolger werden soll. Der Posten des HSH-Chefs gilt als „verbrannt“. Bei einem relativ niedrigen Jahresgehalt von 500000 Euro (plus Aussicht auf einen üppigen Bonus und Altersversorgung) würde sich kein hoch qualifizierter Kandidat finden, der das schlingernde Landesbank-Schiff vor dem Untergang retten würde. Schon seit Wochen suchen Head-Hunter vergeblich nach einem passenden Nachfolger, wie aus Rathauskreisen zu hören ist. Derweil hofft der Aufsichtsratschef Hilmar Kopper, dass sich „immer ein paar Ver- rückte“ für diesen Job finden lassen. Gegen die HSH-Nordbank laufen gegenwärtig eine Reihe von Klagen und staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren.

Im Gespräch für eine Nachfolge ist derzeit Constantin von Oesterreich, der vor gut einem Jahr als Risikovorstand für die HSH berufen wurde. Er genieße „auf der Kundenseite hohes Vertrauen“, sagte ein Branchenkenner. Käme der frühere Manager der Deutschen Bank an die Spitze, wäre eine gewisse Kontinuität gewährleistet. Auch der Schwede Jan Eric Kvarnström wird als Kandidat für die HSH-Spitze gehandelt. Er gilt als Experte für die Bankensanierung, seit er in den 90er Jahren als Chef einer Abwicklungsbank das schwedische Kreditinstitut „Nordbanken“ von faulen Krediten befreite. 2002 arbeitete er für eine Abbaubank der Dresdner Bank.

Wie auch immer die Entscheidung ausfällt und wer als Nachfolger schließlich bereit steht: Für Hamburg und Schleswig-Holstein ist die HSH-Nordbank lebenswichtig. Die Bank steht als größter Schiffsfinanzierer der Welt für das Wohl und Wehe der Hansestadt mit allein 165000 Arbeitsplätzen im Hafen, von der milliardenschweren Haftung der beiden nördlichen Bundesländer ganz zu schweigen. Hinrich E. Bues


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