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20.11.10 / Begräbnis für viele nicht mehr bezahlbar / Behörden ordnen dann meist die anonyme Feuerbestattung an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-10 vom 20. November 2010

Begräbnis für viele nicht mehr bezahlbar
Behörden ordnen dann meist die anonyme Feuerbestattung an

Immer mehr Menschen können oder wollen sich eine würdige Bestattung nicht mehr leisten. Darauf macht der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur in Borken/Münsterland aufmerksam. In manchen Großstädten im Ruhrgebiet ordneten die Behörden inzwischen bis zu zehn Prozent der Beerdigungen an, weil es keine Angehörigen gibt, die das Begräbnis bezahlen können. In diesem Fall müsse die Stadt die Kosten übernehmen und wähle daher meist die günstigste Form: die anonyme Feuerbestattung. Der Bundesverband Deutscher Bestatter schätzt, dass etwa fünf Prozent aller jährlich rund 840000 Bestattungen anonym durchgeführt werden; in Ballungsgebieten sei der Anteil noch höher. Mitunter entschieden sich Bürger selbst für diese kostengünstige Bestattung, so der Geschäftsführer des Verbandes, Rolf Lichtner (Düsseldorf), gegenüber der PAZ. Während eine anonyme Bestattung schon für unter 1000 Euro zu haben sei, koste eine „würdige Beerdigung“ zwischen 2500 und 3500 Euro. Hinzu kämen die Folgekosten für Grabpflege und Steinmetzarbeiten in etwa gleicher Höhe. Der Vorsitzende des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur, Andreas Mäsing, sieht eine Ursache für diese Entwicklung auch in der Vereinsamung vieler Menschen. Er rät deshalb dazu, sich rechtzeitig Gedanken über die Form der Bestattung zu machen und Personen aus dem eigenen Umfeld darüber zu informieren. „Das Minimum an Vorsorge ist die persönliche schriftliche Erklärung, die man am besten ins Familienstammbuch legt. Denn danach wird im Todesfall als erstes gefragt und gesucht“, so Mäsing. Wer sich für eine anonyme Bestattung entscheide, nehme Trauernden den Platz des Gedenkens.

In mehreren Städten bieten die Kirchen sogenannte „Gottesdienste für Unbedachte“ an. Dort wird derer gedacht, die keine Trauerfeier erhalten und ihre letzte Ruhe anonym gefunden haben. In Minden haben ehrenamtliche Mitarbeiter der Diakonie vor drei Jahren ein Gräberfeld eingeweiht, wo sich alleinstehende oder mittellose Personen beerdigen lassen können. Die Idee für dieses Angebot hatte der Sozialarbeiter Ulrich Treude: Als er feststellte, dass viele der von ihm betreuten Personen nach ihrem Tod anonym beerdigt wurden, rief er mit anderen ehrenamtlichen Mitarbeitern eine Friedhofsgruppe ins Leben. Sofern die Grabstellen bekannt sind, kümmern sie sich um die zuvor ungepflegten Gräber.

Wer auf dem „Grabfeld der Erinnerung“ bestattet werden will, muss dies schriftlich erklären. Liegt jedoch keine Erklärung vor und gibt es keine Angehörigen, die ihre Wünsche hinsichtlich der Bestattungsform äußern, wird der Verstorbene anonym beerdigt.         PAZ / idea


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