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27.11.10 / Langsamer Rückzug / Konzernumbau bei Eon: Sparen, Verkaufen und dann ab nach Asien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Langsamer Rückzug
Konzernumbau bei Eon: Sparen, Verkaufen und dann ab nach Asien

Will man der „Frankfurter Rundschau“ glauben, dann steht die Koalition von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen wegen der von der SPD angestrebten Zustimmung zur Inbetriebnahme des Kohlekraftwerkes Datteln kurz vor dem Zusammenbruch. Angeblich hat die CDU der SPD sogar die Zusammenarbeit angeboten. Dies wäre ganz im Sinne von Johannes Teyssen. Der Vorstandchef des Stromkonzerns Eon, der im Mai das Amt von Wulf Bernotat übernommen hat, hätte immerhin schon eine Kuh vom Eis, wenn er wüsste, dass das Kohlekraftwerk in Betrieb gehen kann und nicht zur milliardenschweren Investitionsruine wird.

Erfahrungen wie jene in Datteln dürften wohl ein Grund sein, warum der neue Eon-Chef das Deutschlandgeschäft reduzieren will. Planungsunsicherheit, Regulierungen, Umweltauflagen, gesetzliche Vorgaben zum Ausbau der Erneuerbaren Energien und ähnliches machen Deutschland nicht mehr zu einem wachstumsstarken Markt, wie Teyssen ihn sich wünscht. Daher kündigte der 51-Jährige Anfang November an, durch Verkauf von Geschäftsfeldern, durch Sparen und geringere Investitionen das Deutschlandgeschäft zurückzufahren und stattdessen ab 2015 25 Prozent des Ergebnisses außerhalb Europas, vor allem in Indien und China, zu verdienen. Während die Stromnachfrage bis 2035 in Europa pro Jahr nur noch um 0,6 Prozent wachsen soll, werden für China Wachstumsraten von 3,8 Prozent erwartet. Kombiniert mit weniger hohen Auflagen ist Asien also für Teyssen der ideale Markt der Zukunft.

Und so heißt es schon, dass Eon 49 Prozent seiner Tochter Ruhrgas verkaufen will. Das Unternehmen galt bis vor kurzem noch als Perle des Konzerns, doch dann machte es langfristige Gaslieferverträge mit Russland und kauft nun teurer ein als die Konkurrenz, da der Preis für Erdgas am freien Markt niedriger ist als das, was Ruhrgas mit Russland vereinbart hat.

Die Fehlplanung von Ruhrgas ist einer der Gründe, warum der Konzern damit rechnet, dass seine Gewinne in den nächsten Jahren um 30 Prozent sinken. Zwar wird Eon dann noch immer rund sieben Milliarden Euro Gewinn vor Steuern machen, allerdings hat das Unternehmen auch 47 Milliarden Euro Schulden.

Gewerkschaften wie einige Vorstandskollegen kritisieren jedoch Teyssens Pläne, schließlich zeuge die Tatsache, dass man gerade 2,6 Milliarden Euro für europäische Auslandsbeteiligungen habe abschreiben müsse, nicht gerade dafür, dass man im Auslandsgeschäft ein gutes Händchen habe. Doch Teyssen verfolgt seine Strategie unbeirrt weiter. Der Umstand, dass kurz nach Bekanntgabe seiner Pläne die im letzten Jahr um 18 Prozent abgesackte Eon-Aktie an der Börse vier Prozent zulegte, bestärkte ihn zudem in seinem Vorhaben die Zukunft des Unternehmens in Asien zu sehen.         Bel


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