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27.11.10 / Linke Geschichtspolitik / Der Abstieg des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Linke Geschichtspolitik
Der Abstieg des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes

Das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA)  hatte bis weit in die 70er Jahre hinein im In- und Ausland einen exzellenten wissenschaftlichen Ruf. Seit einigen Jahren ist jedoch das MGFA, das 1994 von Freiburg im Breisgau nach Potsdam verlegt wurde, zu einem Zentrum linksideologisch geprägter Geschichtspolitik geworden.

Ein aktueller Beitrag von Manfred Messerschmidt, Leitender Historiker des MGFA von 1970 bis 1988, bestätigt diese Einschätzung. „Der Schatten der Militärstaatstradition lag von Beginn an über der Weimarer Republik.“ Dieser resümierende Satz in seinem Aufsatz „Denken auf den Krieg hin“ (in: Militärgeschichte, Heft 2/2010, S. 4-7) offenbart einmal mehr Messerschmidts Tendenz zu einer „vergangenheitsbewältigenden“ Geschichtsschreibung. In der Hauszeitschrift des MGFA, das Messerschmidt als historischer Leiter von einem wissenschaftlich seriös und streng militärhistorisch arbeitenden Forschungsinstitut zu einem moralisierend-sozialgeschichtlich argumentierenden Vergangenheitsbewältigungsapparat umfunktionierte, veröffentlichte der promovierte Historiker eine Abrechnung mit dem angeblich dem Preußentum innewohnenden „kriegerischen Geist“, der geprägt vom „vorrevolutionären Bellizismus“ des 18. Jahrhunderts von den maßgeblichen Denkern, Militärs und Politikern Preußens im  19. Jahrhundert ausgeformt und über eine sozialdarwinistisch-völkische Kriegspolitik des Kaiserreichs fortgesetzt worden sei. Indem der heute 84-jährige Messerschmidt das der preußisch-deutschen Politik angeblich innewohnende und von ihr gehegte Prinzip des „totalen Kriegs“ als Charakteristikum im Denken des gesamten deutschen Volks postuliert, zieht er die berüchtigte Linie von Friedrich II. über Bismarck zu Hitler.

Messerschmidt war einst maßgeblich am Aufbau der sogenannten „Roten Zelle“ beteiligt, einer Gruppe linker Historiker, deren Einfluss die Ausrichtung des Instituts in den 1980er und 1990er Jahren wesentlich veränderte. Erinnert sei nur an Messerschmidts latente Diffamierung des nationalkonservativ-militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus, dem er eine „Teilidentität mit den Zielen der Nazis“ vorwarf, oder an sein Engagement für eine Rehabilitierung und Heroisierung von Deserteuren.

Die These, Preußens Entwick-lung nach 1806 sei aufgrund der Haltung seiner Eliten in Politik, Militär und Gesellschaft von einer bewussten Ausblendung des Prinzips des „gerechten Krieges“ (bellum iustum) zugunsten eines im Laufe des 19. Jahrhunderts stetig anwachsenden Militarismus geprägt, ist aber weder wissenschaftlich fundiert noch realitätsnah. „Die Nachwirkung Friedrichs des Großen trug zu dieser Entwicklung ebenso bei wie die Haltung der konservativen Eliten“, unterstellt Messerschmidt eine militaristische und totalitäre Kontinuität in der preußisch-deutschen Geschichte.

Messerschmidt verunglimpft und diskreditiert geradezu jedweden dem Preußentum verhafteten Denker und Lenker als Träger eines völkerrechtswidrigen, rassistisch anmutenden Bellizismus: Clausewitz, Scharnhorst, Fichte, Ranke, Hegel, Roon, Moltke, Treitschke, Bethmann-Hollweg, Ludendorff sowie „natürlich“ Bismarck und Wilhelm II werden so – historisch unhaltbar – zu direkten Vorläufern des Nationalsozialismus stilisiert. Indem Messerschmidt auch noch den „Präventivkriegsgedanken“ als angebliches Charakteristikum im Denken dieser Staatsmänner bezeichnet und diesen zur Kontinuität in der preußisch-deutschen Historie erklärt, insinuiert er, dass diese radikale Tendenz gleichsam dem deutschen Volk innewohnte und unweigerlich in das NS-Regime führen musste.

Die unter der Fahne der Sozialgeschichte daherkommende „Vergangenheitsbewältigung“ blendet realhistorische Kontexte und Umstände – militärisches Denken war in der hier behandelten Epoche nun einmal in allen Nationen ein zentrales Thema – aus und huldigt der Verdammung Preußens als „Träger des Militarismus“. 

Eine nach Objektivität strebende Geschichtsschreibung im Rankeschen Sinne muss diese tendenziöse Form von Historienbildung ablehnen und sich durch seriöse Forschung und höchste methodische Standards konsequent gegen die hier betriebene politische Einflussnahme auf die Wissenschaft wenden. Fernab jedweder Verklärung steht das historische Preußen für ein Ethos und eine Staatsidee, die auch und gerade im 21. Jahrhundert als beispielgebend anerkannt werden können.       Sebastian Pella


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