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27.11.10 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,     
liebe Familienfreunde,

der 1. Advent steht vor der Türe, und die Erinnerungen werden wieder wach, denn „die Kindheit ist unvergesslich“, wie Frau Inge Stoschek aus Wangen schreibt, die ihre ersten Lebensjahre in der Geborgenheit ihres Elternhauses in Königsberg verleben durfte. Sie hatte mich gefragt, ob ich mich auch an den „Weihnachtsbogen“ erinnere, den wir damals für unsere Eltern zu schreiben pflegten. O ja, was wäre die Vorweih­nachtszeit in Ostpreußen für uns Kinder ohne diese ge- oder missglückten Glückwünsche gewesen – ich habe oft darüber geschrieben und habe Frau Stoschek auch die kleine Geschichte zugesandt, in der mein erstes selbst fabriziertes Gedicht den Weihnachtsbogen mit dem Stammbildchen zierte, das ein einsames Reh im tief verschneiten Winterwald zeigte. Darauf sandte mir Inge Stoschek ihre vor einem Jahr für ihre Kinder aufgeschriebenen Erinnerungen, und da wurde mir wieder einmal bewusst, wie reich unsere Kindheit doch trotz aller Bescheidenheit war, denn es genügte schon ein kleiner Tannenzweig, den man irgendwo in den verschneiten Straßen fand, den man „wie eine Trophäe nach Hause trug“, wie die Königsbergerin schreibt. Es war doch ein untrüglicher Beweis, dass nun die Weihnachtszeit begann! Und dass die beiden Kleiderbügel für den Puppenschrank unvergessen blieben, die Inges Mutter auf dem Weihnachtsmarkt erstand, bezeugt doch, wie groß die Freude der Puppenmutter über diese kleinen Dinge war. Wie sagt doch der Dichter Jean Paul? „Mit einer Kindheit voller Liebe kann man ein halbes Leben lang haushalten.“ Und für manchen von uns reicht es auch für ein ganzes Leben!

Und noch darüber hinaus. Denn Kinder und Enkel beschäftigen sich immer intensiver mit Familienfragen, wollen wissen, wo und wie ihre Eltern und Großeltern gelebt haben, die sie nicht mehr befragen können, wollen ergründen, wo ihre Wurzeln liegen – und da stoßen sie mitunter auf Schwierigkeiten, wenn diese in den Heimatländern der Vertriebenen liegen. Und da vor allen Dingen in Ostpreußen, wenn es sich um Städte, Dörfer und Güter handelt, die 1938 und auch schon davor umbenannt wurden. Im Allgemeinen kann ich solche Fragen aufgrund des sehr verlässlichen Geographischen Ortsregisters von Dietrich Lange selber beantworten, aber bei der Frage von Herrn Klaus-Dieter Becker aus Frankreich musste ich passen, wie auch bereits andere von ihm Befragte. So glaubte ich jedenfalls bisher und wollte schon die Bitte von Herrn Becker an unsere Ostpreußische Familie weiterreichen, als ich noch einmal eingehend die Frage überprüfte und dabei – so glaube ich jedenfalls – zu einer Lösung kam. Es geht um Folgendes: Herr Becker sucht den Geburtsort seines verstorbenen Vaters Heinz Czylwick, *18. März 1927, der im Kreis Lötzen liegen soll. Für diesen Ort führt er drei verschiedene Schreibweisen an: Zarmovken – Zarnothen – Zarnowski. Ich konnte keinen dieser Namen ausmachen. Da kam mir der Gedanke, noch einmal unter den 1938 umgetauften Ortsnamen des Kreises Lötzen zu suchen und stieß auf Dorf und Gut Grundensee, früherer Name Czarnowken. Das könnte, das müsste der gesuchte Geburtsort des Vaters von Herrn Becker sein, die Ähnlichkeit mit der angegebenen Schreibweise „Zarmowken“ ist gegeben. Wer mit alten ostpreußischen Urkunden zu tun hat, weiß, wie unleserlich oder falsch die Eintragungen oft sind, vor allem, wenn diese in deutscher Schrift erfolgten. Bei den masurischen und litauischen Namen wurde die Schreibweise oft vereinfacht, so wird in diesem Fall das C weggefallen sein. Vielleicht kann mir nun jemand aus unserem Leserkreis meine Auslegung bestätigen. Gefragt sind da vor allem die Bewohner des Kirchspiels Widminnen, zu dem Grundensee/Czarnowken gehörte. Es könnte ja auch sein, dass sich ehemalige Bewohner an die Familie Czylwick erinnern. Die genaue Lage ist für Herrn Becker wichtig, da er auf einer Reise in die Heimat seines Vaters dessen Geburtsort aufsuchen will. Grundensee liegt am Westufer des Sonntag-Sees und heißt jetzt auf polnisch Czarnowka. Die Zuschriften können an mich gerichtet werden.

Irritationen hat es auch in der Familiengeschichte von Frau Karen Baum aus Allensbach gegeben, allerdings betreffen diese nur ein Dokument, das sie nicht einordnen kann, weshalb sie unsere Ostpreußische Familie um Mithilfe bittet. Es handelt sich um einen Auszug aus dem Taufregister der evangelischen Kirchengemeinde Legitten, Kreis Labiau, aus dem Jahr 1836. Der Täufling hieß Carolina Wilhelmina Rosa, unehelich geboren am 14. Juli 1836 in Groß Scharlack, getauft am 24. Juli in der Kirche Legitten. Der Name des Vaters ist nicht angegeben, aber seine Religion, kurz „ev.“. Die Mutter heißt auf der Urkunde Wilhelmine Neppertin, ebenfalls evangelisch, Wohnort ist der Geburtsort des Täuflings, also Groß Scharlack. Diese Beurkundung wurde am 4. März 1944 in Groß Legitten zum Zweck der damals geforderten „arischen Abstammung“ ausgestellt und am 22. März 1944 vom Standesamt Königsberg beglaubigt. Ein Randvermerk korrigiert den Nachnamen der Mutter in „Neppert“, also ohne die feminine Endung. Da er sonst nirgends in ihrer Familiengeschichte auftaucht, auch die Eltern von Wilhelmine Neppert unbekannt sind, fragt nun Frau Baum, ob es noch Träger dieses Namens gibt oder jemand ihn in der Ahnenlinie hat. Außerdem möchte sie wissen, woher der Name kommt. Jemand hätte ihr gesagt, er sei litauischen Ursprungs, aber bisher – so meint sie – sei sie in ihrer Familiengeschichte nicht auf litauische Vorfahren gestoßen. Aber da irrt sich Frau Baum, denn sie listet einige Namen aus ihrer Ahnenreihe auf, die ein Spiegelbild der so facettenreichen ostpreußischen Siedlungsgeschichte sind: Pfeiffenberger, Ruedger, Radte, Hoeppner, Daudert, Swencik, sowie die litauischen Namen Lukat und Anderweit. Frau Baum würde sich jedenfalls freuen, wenn sich jemand aus unserem Leserkreis auch für diese Namen interessiert und sie Informationen austauschen könnten. (Karen Baum, Radolfzeller Straße 75 in 78476 Allensbach, Telefon 07533/3306, E-Mail: k-baeumchen@web.de)

Schwierig wird es bei den nächsten Suchfragen – 15 sind es, die Herr Dr. Manfred Paetzold aus Kessin uns gebündelt übergibt. Im Rahmen seiner Familienchronik hat er die ihm bisher bekannten Daten zu den Großeltern mütterlicherseits, zu deren Eltern und Großeltern zusammengestellt und bittet nun um Ergänzung. Der Schwerpunkt liegt auf Schippenbeil. Seine Liste beginnt mit Gertrud Jakobeit, geborene Powelz, *24. September 1906 in Pobethen. Sie lebte bis zum 28. Januar 1945 in Schippenbeil, Bartensteiner Straße 36. Das Haus war im Besitz von August Reichwald aus Königsberg, dem das Sägewerk in Schippenbeil gehörte. Frau Jakobeit wurde auf der Flucht von den Russen überrollt und arbeitete bis Dezember 1952 in Worschienen bei einem polnischen Bauern. 1952 erfolgte die Umsiedlung in die damalige DDR. Ihre Adoptivtochter Traute Edith Jakobeit, *8. Januar 1936 in Insterburg, lebte mit ihr zusammen in Worschienen. Von der Familie Powelz sind folgende Personen aufgeführt:

Friedrich Powelz lebte in Pobethen, Diewenz/Fischhausen und bis Januar 1945 in Schippenbeil; Henriette Powelz, deren Geburtsdatum wie das von Friedrich Powelz unbekannt ist, es müsste zwischen 1860 und 1880 liegen; Emil Powelz, *3. Juni 1896 in Diewenz, †10. Juli 1948 in Berlin-Neukölln; Albert Powelz, *23. Juli 1894 in Diewenz, †1975 in Berlin-Spandau, letzte Anschrift Berlin-Buckow, Kolonie Edelweiß, Feldweg 22; Gustav Powelz, *1895 bis 1900; Martin Benjamin Powelz, *1900 in Pobethen, †17. November 1982 in Berlin-Neukölln, zuletzt wohnhaft in Berlin-Marienfelde, Meisdorfer Pfad 27; Helene Elisabeth Powelz, *1902 in Pobethen, †18. Dezember 1988 in Leipzig.

Kommen wir jetzt zu der Familie Jakobeit, von denen folgende Angehörige bis 1945 in Schippenbeil lebten: Franz Jakobeit, *2. Dezember 1901 in Schätzelshof; Luise Jakobeit, *1878 in Königsfelde, Kreis Gerdauen, verstarb nach der Flucht in Pasewalk; August Jakobeit, Daten unbekannt, von Beruf wahrscheinlich Schäfer; Elfriede Jakobeit geborene Stritzel, *1920 in Marienhof, lebte bis zur Flucht im Hause Stadt-Waldweg 17, das Emil Jakobeit, verheiratet mit Elli geborene Hinz, gehörte; Paul Jakobeit, *1909 in Mintwiese, geriet als Soldat in Kriegsgefangenschaft und wurde nach Quedlinburg entlassen. So, das sind also die Familienangehörigen, über deren Leben und Schicksal Herr Dr. Paetzold gerne mehr erfahren möchte. Angesprochen sind in erster Linie die ehemaligen Bewohner von Schippenbeil, Nachbarn, Freunde und Schicksalsgefährten nach Kriegsende. (Dr. Manfred Paetzold, Wiesenweg 16 in 18196 Kessin, Telefon/Fax 038208/61475, E-Mail: dr.manfredpaetzold@t-online.de)

Und noch einmal Familienforschung! Frau Ingrid Bieler aus Liebschützberg wendet sich an uns, weil über ihren Großvater mütterlicherseits eine Linie nach Ostpreußen führt, nach Königsberg und Preußisch Eylau sowie nach Darkehmen, hier in den Raum Ragawiszken/Ballethen. Frau Bieler schreibt: „Es existiert ein Stammbaum, den ein Verwandter im Jahr 1939 nach seinen Kenntnissen erstellt hat. Mein unmittelbarer Vorfahr wurde bereits vor 1900 in Berlin ansässig, einer seiner Brüder in Leipzig. Ein weiterer Bruder und seine Nachkommen blieben in Königsberg. Es muss auch noch weitere Verwandte gegeben haben. Im Königsberger Adressbuch von 1888 fand ich seinen Namen: Hermann Rinkowski, Schmied, Oberlaak. Der Vater der fünften Generation stammte aus Ragawiszken und starb in Preußisch Eylau. Mein Großvater verstarb bereits 1981. Er hatte zu DDR-Zeiten nicht gewagt, von den ostpreußischen Verwandten zu erzählen, er wollte eben keine Probleme mit der Staatsmacht heraufbeschwören. Nur soviel ist bekannt, dass die Nachkommen von Hermann Rinkowski 1945 auf Rügen angekommen sein sollen. Gerne würde ich etwas über die ostpreußischen Verwandten erfahren und über die Orte, an denen sie gelebt haben. Vielleicht gibt es noch jemanden, der etwas weiß?“

Also begeben wir uns auf die Suche und gehen an den Ursprung der Rinkowski-Familie zurück in den Kreis Angerapp, als er noch Darkehmen hieß. Auch Ragawiszken wurde umbenannt in Groß Ragauen. Was die Einwohnerzahl betrifft, kann man allerdings nicht von „groß“ sprechen, denn sie betrug nur gut 200. Aber gerade deshalb dürften sich ehemalige Bewohner an den Namen Rinkowski erinnern, vor allem, wenn es noch Verwandte dieses Namens im Kirchspiel Ballethen gab, zu dem Groß Ragauen gehörte. In Königsberg dürfte es schon schwieriger sein. Die Oberlaak war ein eng bebauter Straßenzug am Pregel. Angeblich sollen ja Nachkommen dieses Hermann Rinkowski nach der Flucht auf Rügen gewohnt haben. Bleibt zu fragen: Wer kennt jemand aus der ostpreußischen „Rinkowski“-Linie und kann Frau Bieler helfen, Verwandte zu finden oder über diese Auskunft zu erhalten? (Ingrid Bieler, 04758 Liebschützberg in Nordsachsen, Telefon 043435/921430.)

Eure Ruth Geede


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