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27.11.10 / »Wir können Impulse geben« / Fachkonferenz der Hochschulen von Frankfurt an der Oder, Thorn und Königsberg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

»Wir können Impulse geben«
Fachkonferenz der Hochschulen von Frankfurt an der Oder, Thorn und Königsberg

Die Universitäten Frankfurt an der Oder, Thorn und Königsberg wollen enger zusammenarbeiten. In Frankfurt an der Oder fand dazu am vergangenen Wochenende die Auftaktveranstaltung statt. Unter dem Namen „Deutsch-Polnisch-Russischer Trialog“ haben die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder, die Nicolaus-Copernicus-Universität in Thorn und die Staatliche Russische Kant-Universität in Königsberg eine vertiefte Zusammenarbeit im Bereich Geisteswissenschaften beschlossen. „Mobilität und regionale Vernetzung“ war der Titel der deutsch-polnisch-russischen Fachkonferenz in der Oderstadt. Rund 30 Wissenschaftler aus den drei Staaten kamen zu einer ersten Projektkonferenz zusammen, um die Mobilität und Vernetzung im historischen Staat Brandenburg-Preußen und im heutigen deutsch-polnisch-russischen Raum vergleichend zu diskutieren.

Finanziert wurde die Konferenz vom Auswärtigen Amt (AA) mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Der viertägigen Tagung sollen viele weitere Veranstaltungen folgen. Für eine Laufzeit von zunächst drei Jahren sind mit Unterstützung des DAAD und des AA jährlich wissenschaftliche Konferenzen und Sommerschulen vorgesehen sowie gemeinsame Publikationen in deutscher, polnischer und russischer Sprache.

Der langjährige deutsche Diplomat und jetzige Präsident der Europa-Universität Viadrina Günther Pleuger ging in seinen einführenden Erläuterungen der Frage nach, wofür das alles gut sein solle und warum das AA für eine solche Konferenz Geld bereitstellt. Es könne nicht im europäischen Interesse liegen, dass sich die Königsberger Exklave zu einer Insel der Instabilität innerhalb einer sich verfestigenden Europäischen Union entwickle. Also müsse eine europäische Lösung her, die darauf abziele, die Wirtschaftskraft auf beiden Seiten anzugleichen und die Exklave in irgendeiner Form in die politische Ordnung der EU einzubinden. Die Frage, wie das aussehen könnte, konnte oder wollte aber keiner auf der Tagung beantworten.

Alle drei Universitäten beteuerten, zur Lösung der Probleme der in EU-Gebiet gelegenen russischen Exklave beitragen zu wollen. „Universitäten können zwar keine Politik machen, aber wir können politische Impulse geben“, sagte der Viadrina-Präsident. Auch wenn Pleuger mehrfach betonte, dass die Universitäten keine Politik machen wollen, so scheint doch klar, dass die Geldgeber damit Politik machen wollen – um so die russische Exklave näher an die Europäische Union heranzuführen.

Das Tagungsprogramm war bemerkenswert – mit Vorträgen über die historischen Beziehungen der drei Universitäten, über die Thorner Altstadt, über die Bibliothek der Familie Wallrod im Königsberger Dom sowie über das Wirken des deutschen Denkmalpflegers Bernhard Schmids in Marienburg. Themen die historisch-politisch heikel waren und sind, wurden in Frankfurt an der Oder gemieden. So gab es keinen Vortrag zur NS-Politik im besetzten Polen oder zum 600. Jahrestag der Schlacht von Tannenberg.            Friedrich Nolopp


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