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27.11.10 / Der Flammkuchen erobert Tokio / Deutsche Weihnachtsmärkte locken Scharen von Besuchern auch aus fernen Ländern an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Der Flammkuchen erobert Tokio
Deutsche Weihnachtsmärkte locken Scharen von Besuchern auch aus fernen Ländern an

Das Aroma von heißem Glühwein auf den Lippen, den Geruch von gebrannten Mandeln und Zimt in der Nase sowie den Blick auf ein Lichtermeer in der dunklen Jahreszeit – das macht den Charme deutscher Weihnachtsmärkte aus.

Was für die meisten Deutschen zwar schön, aber ziemlich normal ist, entwickelt sich für Ausländer zu einer Touristenattraktion. Städte, die zur Weihnachtszeit in festlichem Glanz erstrahlen, sind in vielen Ländern dieser Welt meist unbekannt. In Frankreich, Holland, Spanien oder Großbritannien bleiben die Städte in der Adventszeit weitgehend ungeschmückt.

Schon seit Jahrzehnten buchen Belgier oder Holländer Busreisen zu den beliebten Weihnachtsmärkten in Aachen oder ins westfälische Münster. 30 bis 50 Busse stehen an Wochenenden auf Großparkplätzen. In nordrhein-westfälischen Städten wird dann zuweilen mehr holländisch als deutsch gesprochen. Auch Flug- oder Rundreisen zu den romantischen Märkten in historischen Städten, auf Burgen oder Schlössern werden immer beliebter.

Berühmte Weihnachtsmärkte wie der Nürnberger Christkindlmarkt, der Dresdner Striezelmarkt oder der Christkindelsmärik in Straßburg sind besonders attraktive Ziele. In der historischen Altstadt von Lübeck erlebt der Markt im „Heilig Geist Hospital“ seit 1648 jedes Jahr einen Besucheransturm.

Viele Touristen verweilen gleich mehrere Tage in diesen Städten, was zu einem Anstieg der Hotelpreise führt, wie der Internet-Preisvergleich „Trivago“ herausgefunden hat. Im Vergleich zum November stiegen 2009 – und zwar gegen den europaweiten Trend – die Zimmerpreise in Nürnberg und Innsbruck um elf Prozent und in Dresden und Lübeck um sieben bis neun Prozent.

Weihnachtsmärkte stehen in Deutschland aber auch in der Kritik. Die Kommerzialisierung der Märkte und der übergroße Rummel gefallen nicht jedem. Eine immer beliebtere Alternative finden die Kritiker auf sogenannten „romantischen Weihnachtsmärkten“, die zu Hunderten im Internet aufgelistet sind. Auf Burgen, Schlössern, Guts- oder alten Klosteranlagen kann die Familie den Bummel über den Weihnachtsmarkt mit dem Schlagen des Weihnachtsbaumes verbinden und findet nebenbei viele kleine Weihnachtsgeschenke – ohne Stress.

Auf Gut Basthorst (bei Hamburg) lädt Enno Freiherr von Ruffin (Ex-Ehemann der Sängerin Vicky Leandros) zu einem der größten und stimmungsvollsten Weihnachtsmärkte dieser Art ein. Rund 250 Aussteller präsentieren hier ihre Produkte aus Holz, Eisen oder Leder. Kunstvoll gearbeitete Schmuckstücke, Puppen, Körbe, oder bleiverglaste Fenster warten auf die Käufer. Kulinarisches wie Prager Schinken, ausgefallene Wildspezialitäten, verschiedene Käsesorten, Flammkuchen, deftige Suppen, ofenfrisch gebackenes Brot lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Baisers locken in nahezu über 100 Geschmacksrichtungen ebenso wie Fliederbeer-, Apfel- und Honigpunsch. Kutschfahrten durch die winterliche Landschaft und für die Kleinsten eine Märchenwerkstatt zum Theaterspielen, Musizieren, Backen oder Basteln lassen kaum Wünsche offen.

In wesentlich kleinerem Rahmen, aber nicht minder stimmungsvoll hat sich die „Pronstorfer Weihnacht“ von einem Geheimtipp zu einem Besuchermagneten entwickelt. Ein sehr sorgfältig restauriertes Landgut öffnet hier die Tore an den vier Adventswochenenden. Die weih-nachtliche Stimmung genießen viele Besucher lieber in der ruhigen Naturlandschaft am Südrand der Holsteinischen Schweiz als in der Stadt. Die Pronstorfer Weih-nacht ist eine „Welt für sich“, sagen viele. Exquisite Stände mit Kunsthandwerk und Antikem, kulinarische Köstlichkeiten (Grünkohl, geschmorte Gänse-keule oder Damwildbraten) und ein Hüttendorf im skandinavischen Stil sind die Attraktionen.

Dass Weihnachtsmärkte sogar zum Exportschlager werden, ist eine relativ neue Entwicklung. Zum ersten Mal in seiner 400-jährigen Geschichte eröffnete der Christkindelsmärik von Straßburg eine Dependance in Tokio. An einem guten Dutzend Ständen probieren Japaner elsässische Flammkuchen und kaufen Plüsch-Störche. In nur drei Tagen waren 3000 Flammkuchen verkauft, gerechnet hatte man mit 200 pro Tag. Der Tokioter Ableger kann zwar mit dem Original nicht mithalten, der etwa zwei Millionen Besucher pro Jahr verzeichnet, und wo ein Riesen-Weihnachtsbaum auf dem Kleber-Platz, Krippenspiele und Musik für weihnachtliche Stimmung sorgen. Für Japaner ist der kleine Markt in Tokio jedoch ein Anreiz, in der Advents- und Weihnachtszeit einmal nach Europa zu reisen und dort das Original zu erleben.            H. E. Bues


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