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27.11.10 / Wissen als Rettung / Deutschlands Zukunftschancen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-10 vom 27. November 2010

Wissen als Rettung
Deutschlands Zukunftschancen

Ein Schuss Optimismus tut jetzt gut. Fast gleichzeitig mit der These „Deutschland schafft sich ab“ ruft in einem anderen neuen Sachbuch, das zu Jahresbeginn erschien, Mathematikprofessor Gunter Dueck den Deutschen zu: „Aufbrechen!“. Dueck hält es für möglich, dass Deutschland seinen Spitzenplatz unter den Exportnationen behält. Allerdings verlangt er gewaltige Umstellungen – vor allem im Denken. Unsere Zukunft sieht er in der „Exzellenz“, die alle Bereiche unserer Wirtschaft und unseres Bildungssystems durchdringen müsste. Das sollte uns im Ergebnis, folgen wir seiner Aufforderung, von anderen Nationen positiv abheben.

Das Ende der Dienstleistungsgesellschaft sei schon gekommen. Jetzt müssen wir uns ohne Zögern auf eine „Wissensgesellschaft“ einstellen und dann von ihr profitieren. In gewisser Weise ergänzt das Buch „Aufbrechen!“ Sarrazins Analysen, auch wenn das der Autor selber wohl nicht so sieht. Gunter Dueck weiß, wovon er spricht und schreibt. Er ist „Cheftechnologe“ der Firma IBM. In dieser Funktion beschäftigt er sich mit Trends in Deutschland und der Welt, die für sein Unternehmen, aber auch für unsere ganze „Gemeinschaft“ (!) von Bedeutung sein könnten. Er analysiert und argumentiert aus einer radikal technokratischen Sicht.

Sein Zukunftsbild Deutschlands mag für viele erschreckend sein. Darin ist kein Platz mehr für einfache Dienstleistungen, zum Beispiel für eine einfache Angestellte in einem Reisebüro. Es sei schon jetzt viel einfacher, eine Reise im Internet zu buchen, als sich in ein Reisebüro zu begeben. Daher würden solche Arbeitsplätze mit simpler Beratungs- und Handlungsfunktion ersatzlos entfallen.

Dueck provoziert gerne. Er sieht für Deutschland gute Chancen. Allerdings gehe es nicht ohne eine konsequente Ausrichtung auf „Exzellenz“. Wer bisher einfache Dienstleistungen ausgeführt habe, müsse sich auf neue Berufe einstellen. Dienstleistung sei nur noch hochspezialisiert denkbar. Dazu zähle beispielsweise auch eine ganz besondere Kundenorientierung, die ein Computer nicht bieten könne. Alle anderen müssten sich auf ihrem Fachgebiet weiterbilden, also dort exzellent werden. Offen und unbefriedigt lässt er uns mit der Frage zurück, was mit denjenigen passiert, deren Begabungen weder für die besonders kundenfreundliche Dienstleistung noch für das Erlernen besonderer Fähigkeiten und Kenntnisse ausreichen. Dort appellierte er nur an einen neuen Gemeinsinn.

Das Buch ist wohltuend provokant, gerade weil es den ausgetretenen Pfaden der Gutmenschen nicht folgt und im Grundton sehr optimistisch ist. Letztlich will Dueck erreichen, dass wir uns den Problemen stellen und nicht daran vorbeischauen, damit Deutschland auch künftig seine Chancen wahrnehmen kann. Dass Dueck auch für „Konservative“ akzeptabel ist, mag ein Zitat, sein Aufruf an uns alle, beweisen: „Deutschland muss also umschalten in eine Kulturform des Gemeinsinns und der Meisterehre.“            Werner Ehrhardt

Gunter Dueck: „Aufbrechen! – Warum wir eine Exzellenzgesellschaft werden müssen“, Eichborn, Frankfurt am Main 2010, geb., 224 Seiten, 19,95 Euro


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