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04.12.10 / Nicht nur als Sportler kaum zu schlagen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-10 vom 04. Dezember 2010

Nicht nur als Sportler kaum zu schlagen

Was für eine Spannweite hatte doch das fast 100 Jahre währende Leben dieses Mannes, der als einer der bedeutendsten Sportler des 20. Jahrhunderts gilt? Der Sohn eines Steuermannes, 1905 in der Uckermark geboren, wuchs in Hamburg auf und begann in den schweren Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eine kaufmännische Lehre, die ihn nach Köln führte.

Dort schloss sich der Sportbegeisterte dem Boxclub Köln-Mülheim an, für den er 1924 den Amateur-Vizemeistertitel im Halbschwergewicht gewann. Danach wechselte Schmeling ins Lager der Berufsboxer, wurde 1926 deutscher Meister und ein Jahr später Europameister im Halbschwergewicht. 1928 schlug er den damaligen deutschen Schwergewichtsmeister Diener nach Punkten. Als Meister aller stand ihm nun der Weg nach Amerika offen. Als erster Deutscher gewann er 1930 die Weltmeisterschaft im Schwergewicht. Zum Idol wurde Schmeling vor allem durch seinen legendären Sieg über den als unbesiegbar geltenden „braunen Bomber“ Joe Louis am 19. Juni 1936 in New York und damit zum international bekanntesten deutschen Sportler. Zwei Jahre später erhielt Schmeling die zweite Chance, Weltmeister zu werden, als Joe Louis einen Rückkampf gegen den einzigen Kontrahenten anstrebte, der ihn geschlagen hatte. Die Revanche gelang, Schmeling ging nach 124 Sekunden k.o. Am 2. Juli 1939 wurde er im Kampf gegen Adolf Heusel Europameister.

Dann begann der Zweite Weltkrieg, Schmeling wurde als Fallschirmjäger in die Wehrmacht einberufen, aus der er nach einer bei einem Fallschirmjäger-Einsatz auf Kreta zugezogenen Verletzung ausschied. Nach dem Krieg zwangen ihn Geldsorgen, wieder in den Ring zu steigen. Am 31. Oktober 1948 bestritt Schmeling gegen den Hamburger Richard Vogt seinen letzten Kampf, den er nach Punkten verlor. Nach 56 Siegen in 70 Profikämpfen beendete Max Schmeling seine aktive Laufbahn und wurde endgültig zur Box-Legende.

Nicht nur privat, auch politisch war Schmeling überaus integer und konsequent. Hitlers ungewöhnlicher Versuch, den Publikumsliebling höchstpersönlich für die NSDAP zu werben („Ach sagen Sie mal, Schmeling, sind Sie eigentlich in der Partei?“) misslang („Ich weiß nicht, ob das für mich als Sportsmann das Richtige wäre.“). Auch linken Anfechtungen widerstand er konsequent: 1965 trat er aus Protest gegen die umstrittene „Ostdenkschrift“ aus der EKD aus.

Seine große Liebe fand Schmeling nicht im Ring, sondern in der Nachbarschaft im Berliner Westend. Seine Heirat mit der Schauspielerin Anny Ondra wurde 1933 zur Prominentenhochzeit des Jahres. Die zierliche Tschechin, die in vielen Lustspielen das blonde, süße Mädel verkörperte, und der muskulöse Profi-Boxer galten als Traumpaar, und das waren sie auch. Ihre Ehe führte durch Höhen und Tiefen und wurde erst durch Annys Tod im Jahr 1987 beendet. G.F.


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