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11.12.10 / Zensus 2011 läuft langsam an / Bundesländer sind unterschiedlich weit mit den Vorbereitungen zur »Volkszählung«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-10 vom 11. Dezember 2010

Zensus 2011 läuft langsam an
Bundesländer sind unterschiedlich weit mit den Vorbereitungen zur »Volkszählung«

Die Stimme der Beamtin spiegelt Unzufriedenheit wider. „Wir wissen leider auch noch nichts Genaues“, sagt die in ihrer Stadt für die Umsetzung des Zensus 2011 Zuständige und betont, dass sie selber gern schon in Anzeigen nach Interviewern für die Volksbefragung suchen würde, aber die übergeordnete Stelle habe noch keine Informationen rausgegeben. Doch auch dort wartet man auf Informationen aus dem Statistischen Landesamt für Hamburg und Schleswig-Holstein. Auf Anfrage geben die Nordlichter zu, dass andere Bundesländer bei den Vorbereitungen für den Zensus schon weiter seien.

In vielen südlichen Landkreisen werden bereits in den Lokalzeitungen Interviewer gesucht. Sie sollen volljährig sein, zuverlässig und verschwiegen, so die allgemeine Vorgabe. Bayern setzt auch ein gepflegtes Äußeres und gute Deutschkenntnisse voraus. Dort hat man auch schon die Vorabbefragung an ausgewählte private Wohnungseigentümer rausgeschickt, betont aber, dass die Hessen und die Thüringer noch schneller bei der Erledigung der Aufgabe gewesen seien, die im Rahmen der von der Europäischen Union aufgenötigten Volkszählung anfielen. Allerdings heißt diese erste Volkszählung seit der Wiedervereinigung nicht Volkszählung, sondern Mikrozensus, was auch daran liegt, dass bundesweit nur etwa jeder zehnte Haushalt befragt wird, nur bei den Immobilienbesitzern findet eine Totalbefragung statt. Und außerdem sind da noch die historischen Erfahrungen, die vor dem Wort Volkszählung zurückschrecken lassen. Bei der letzten von 1987 hatte es Jahre vorher Proteste gegeben. Bisher sind in Karlsruhe aber nur zwei Verfassungsbeschwerden deswegen eingegangen, eine davon wurde bereits kurz und knapp als „ungenügend begründet“ abgeschmettert.

Schon bei der Ausarbeitung der Fragen haben sich die zuständigen Berater und die Politik sehr zurückgenommen. Bereits die Frage, ob ein oder beide Elternteile erst nach 1955 in die Bundesrepublik Deutschland eingewandert sind, war nur schwer durchzusetzen, galt sie doch als zu „speziell“. Die Frage, welche Sprache im jeweiligen Haushalt gesprochen wird, wurde auch prompt abgelehnt. Dabei wäre es durchaus sinnvoll gewesen, wenn man in Deutschland zu derartigen Themen verlässlichere Statistiken statt nur Schätzungen besäße. Zumal die Ängste vor Widerstand offenbar nicht begründet sind. Zumindest bis jetzt reagieren Bürger und Medien mit Desinteresse auf die am 9. Mai 2011 beginnende Volksbefragung. Was vielleicht auch daran liegt, dass viele denken, sie seien nicht betroffen. So werden in Ballungszentren nur knapp fünf Prozent der Bevölkerung befragt, in ländlichen Gebieten bis zu 15 Prozent.

Während man sich in Bayern schon über die ersten Rückläufer der Vorabbefragung bei Wohneigentümern freuen kann und die von Meldeämtern vorab weitergeleiteten Daten aktualisiert, beispielsweise weil eine als Wohnimmobilie gemeldete Immobilie inzwischen als Zahnarztpraxis, also als Gewerbeimmobilie, geführt wird, will man in Hamburg und Schleswig-Holstein im Januar mit der Aussendung der Bögen beginnen. Im Mai soll dann bundesweit der Fragenkatalog an 17,5 Millionen Immobilienbesitzer rausgeschickt werden. Auch die Suche nach Interviewern beginnt im Norden im Januar, wobei das knapp wird, denn eigentlich sollten ab März bereits die Schulungen laufen. Vom 9. Mai bis Ende Juli sollen die Interviewer dann zu den ihnen zugeteilten Adressen gehen und die Interviews starten.

Während der Ablauf des Zensus von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich organisiert wird – es soll sogar unterschiedliche Bußgeldverfahren für Verweigerer geben –, ist die Bezahlung der Interviewer bundesweit einheitlich: 7,50 Euro pro erfolgreich durchgeführtem Interview. Da die Tätigkeit ehrenamtlich ist, ist ein Betrag von 2100 Euro steuerfrei. Da aber Terminplanung, Anfahrt und Gespräche von den Interviewern selbst organisiert werden müssen und teilweise viel Zeit in Anspruch nehmen werden, dürfte ein sehr geringer Stundenlohn herauskommen.

Sollten sich nicht überall genügend Interviewer melden, so plant man in Bayern, wo man insgesamt 16000 bis 20000 Freiwillige benötigt, schon die Wahlhelfer zu rekrutieren. Ende 2012 sollen dann die Ergebnisse des Zensus vorliegen, damit Behörden bedarfsgerechter planen können. Rebecca Bellano


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