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11.12.10 / Zwangsrasur für »Terroristen« / Länder in Mittelasien kämpfen erfolglos gegen den Islamismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-10 vom 11. Dezember 2010

Zwangsrasur für »Terroristen«
Länder in Mittelasien kämpfen erfolglos gegen den Islamismus

In Mittelasien wächst die Zahl radikaler Islam-Anhänger. Vor allem unter Jugendlichen ist das Tragen von Kopftüchern, traditioneller hochgeschlossener Kleidung und langen Bärten wieder in Mode. Koranschulen und Moscheen haben immer mehr Zulauf. Ob in den Industriegebieten Turkmeniens, im armen Kirgisien oder in der konfliktreichen Region des usbekischen Fergana-Tals: Überall bilden sich radikale Zellen.

Die Regierungen der betroffenen Länder suchen nach Wegen, die religiösen Fanatiker aufzuhalten. Ein Verbot des Hidschab, des arabischen Kopftuchs, die Schließung von Moscheen und sogar die Kontrolle der Bartlänge durch die Polizei vor islamischen Einrichtungen zählen zu den eilends getroffenen, aber kaum wirksamen Maßnahmen. Die Zahl radikaler Islamisten steigt dennoch.

In Atyrau, mitten im Herzen der ölreichen Kaspi-Region, wurde eine Gruppe Studentinnen von der staatlichen Universität entfernt, weil sie sich weigerten, auf dem Campus die Kopftücher abzulegen und keine „Scharia-typische“ Kleidung zu tragen. Sie wurden von der Polizei als Gefahr für die Sicherheit eingestuft. Kasachstan, dank der großen Öl- und Uranvorkommen eines der am weitesten entwickelten Länder der Region, hat vor allem in westlichen Regionen Probleme mit Radikalen. Beobachter führen diese Entwicklung auf die starken regionalen Ungleichgewichte im Land zurück. Weil rohstoffreiche Regionen aufblühende Städte wie Astana und Alma-Ata finanzieren müssen, entstehen in der Provinz Arbeitslosigkeit und Krankheiten.

Tadschikistans Präsident Emomali Rachmon zieht in seinem Land die Schrauben besonders fest an. Er lässt die Bartlänge Gläubiger sogar mit dem Lineal nachmessen. Wer die gesetzliche Länge überschreitet, wird beschuldigt, Terrorist zu sein, und zwangsrasiert. In den Gebirgsregionen ließ er 28 Moscheen, die als Brutstätten des radikalen Islamismus galten, schließen. Im November wurden 14 Aktivisten verhaftet, die zu Rassenhass und zur Auflehnung gegen die Staatsmacht aufgerufen haben sollen.

Rachmon geht noch weiter. Derzeit bereisen tadschikische Diplomaten Koranschulen in Pakistan, Ägypten und dem Iran mit dem Ziel, die Studenten zur Heimkehr zu bewegen. Da Tadschikistan während des Bürgerkriegs Anfang der 90er Jahre besonders schwer unter islamischen Extremisten zu leiden hatte, ergreift die Regierung nun alle Mittel, um die Kontrolle auch über die damals zugelassene islamische Partei zu bekommen.

Bei der Eröffnung eines nahe der Staatsuniversität gelegenen Lyzeums wütete Bildungsminister Abduschabbor Rachmonow: „Jagt Eltern mit Kopftüchern davon! Und ihre Kinder ebenfalls!“ Ei-nerseits zeigte die Rückrufaktion erste Erfolge. Über 700 Koranschüler kamen aus dem Iran, Pakistan und Ägypten zurück, darunter auch zehnjährige Jungen. Andererseits führen Zwangsmaßnahmen dazu, dass Regierungspolitiker als Ausbeuter und Besetzer des eigenen Landes betrachtet werden. Sie diskreditieren sich selbst und treiben Gläubige nur weiter in die Arme von Fanatikern.

Russland befürchtet indes die bislang unterschätzte Gefahr des Exports islamischer Ideologie. Es gibt viele Probleme mit Migranten aus Usbekistan und Tadschikistan, die zu Hause mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und sich als Imame in russischen Moscheen verstecken.         M. Rosenthal-Kappi


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