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11.12.10 / Der Christlich-Soziale / Vergebens erstrebte Adolf Stoecker ein protestantisches Zentrum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-10 vom 11. Dezember 2010

Der Christlich-Soziale
Vergebens erstrebte Adolf Stoecker ein protestantisches Zentrum

Wie viele andere deutsche Protestanten seiner Zeit stand auch der am 11. Dezember 1835 in Halberstadt geborene Hofprediger der Hohenzollern Adolf Stoecker der Moderne kritisch gegenüber. Die Sozialdemokratie mit ihrem atheistischen Marxismus lehnte er ebenso ab wie Liberalismus und Kapitalismus mit ihrem Skeptizismus und Laizismus sowie Materialismus und Egoismus. Da Stoecker an der Spitze von Marxismus und Liberalismus sowie Großkapital die Juden überrepräsentiert wähnte, verstärkte sich sein kirchlicher Antijudaismus zum Antisemitismus, was ihm heutzutage am meisten vorgeworfen wird. Stoeckers Antisemitismus unterschied sich vom späteren nationalsozialistischen jedoch nicht nur durch seinen indirekten Charakter, sondern auch dadurch, dass Stoecker ähnlich Heinrich von Treitschke die Lösung in der Konversion zum Christentum sah.

Mit missionarischem Eifer erstrebte der theologisch wie politisch konservativ eingestellte Prediger die Volkskirche unter Einschluss der Arbeiterschaft. So wie Otto von Bismarck bei der Gewinnung der Arbeiterschaft für den Staat sah Stoecker sich bei der Gewinnung der Arbeiterschaft für die Kirche mit der sozialen Frage konfrontiert.

Als christliche Alternative zur atheistischen Sozialdemokratie gründete er 1878 die „Christlich-Soziale Arbeiterpartei“. Als Stoecker feststellen musste, dass seine Gründung gegen die SPD keine Chance hatte, konzentrierte er sich als Adressat auf den Bevölkerungsteil, dem er selber entstammte, das Kleinbürgertum.

Stoecker gelang der gesellschaftliche Aufstieg zum studierten Pastor. Der Sohn eines Wachtmeisters bei den Halberstädter Kürassieren wurde 1871 Divisionspfarrer in Metz, im gerade zurückgewonnenen Elsass-Lothringen. Durch seine patriotischen Beiträge in der „Neuen Evangelischen Kirchenzeitung“ wurde der preußisch-deutsche Hof auf ihn aufmerksam und holte ihn 1874 als Hof- und Domprediger nach Berlin. Wegen seiner umstrittenen politischen Aktivitäten musste er 1890 dieses Amt niederlegen. Adolf Stoecker konzentrierte sich fortan auf die Politik. Im Deutschen Reichstag saß er ebenso wie im Preußischen Abgeordnetenhaus.

Wenn Stoeckers Partei auch eine Splitterpartei blieb, so stieß doch seine Beschäftigung mit der sozialen Frage bei vielen Volkskirchlern, die eine protestantische Volkskirche in Analogie zum Zentrum ersehnten, auf Sympathie. Allerdings beriefen sich auch die Nationalsozialisten auf den am 7. Februar 1909 Verstorbenen.      M.R.


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