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18.12.10 / Die schiefe Norm von Pisa / Wie die OECD für ihr sozialistisches Menschenbild wirbt – »Zivilreligion der Gleichmacherei«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-10 vom 18. Dezember 2010

Die schiefe Norm von Pisa
Wie die OECD für ihr sozialistisches Menschenbild wirbt – »Zivilreligion der Gleichmacherei«

Alle (drei) Jahre wieder kommen die Pisa-Statistiker der OECD und präsentieren der Welt zur Adventszeit die Ergebnisse ihres Bildungstests. Die Resultate der 15-jährigen Schüler sind zumindest „nicht verheerend“, wie Bildungspolitiker erleichtert feststellten.

Im Jahr 2009 kamen rund 470000 Schüler aus 65 Ländern auf den Pisa-Prüfstand. Erstmals lagen dabei deutsche Schüler in Mathematik und den Naturwissenschaften über dem OECD-Durchschnitt. Bei der Schlüsselkompetenz des Lesens haperte es allerdings noch bei vielen Schülern, denn sie erreichten nur durchschnittliche 497 Punkte. Und erneut bewies das Gymnasium hier seine Qualität. Die 0,6 Prozent der „Exzellenz-Leser“ erlernten ihr Können ausschließlich in dieser Schulform.

Erfreut registrierten Lehrer und Politiker, dass die Zahl der „Risiko-Schüler“ hierzulande von 22,6 auf 18,5 Prozent zurückgegangen ist. Doch bedeutet dies in der Realität, dass immer noch knapp ein Fünftel aller deutschen Schüler nur auf Grundschulniveau lesen und rechnen kann. In der Wirtschaft gelten solche Kandidaten als nicht „ausbildungsreif“ und können nur für einfachste Arbeiten eingesetzt werden.

Ein Blick in die Nachbarländer Schweiz und Frankreich offenbart beim Pisa-Schultest interessante Unterschiede. Auch Schweizer Bildungspolitiker reagierten wie hierzulande erleichtert auf leicht verbesserte Ergebnisse. Doch die eidgenössischen Schüler lagen bei den Leseleistungen nur acht Punkte über dem OECD-Durchschnitt. „Super“ konnten sich dagegen die alpenländischen Schüler nur in Mathematik fühlen, denn hier erreichten sie Platz 3 (hinter den Finnen und Koreanern).

Keinen Grund zum Jubeln haben dagegen französische Schüler, Lehrer und Bildungspolitiker. Die „Grande Nation“ erlitt mitten im Advent Pisa-Schockwellen. Das, was deutsche Gastschüler oder Austauschstudenten immer wieder aus dem Nachbarland berichtet hatten, zeigte nun auch der OECD-Test. Das Niveau des französischen Baccalaureat ist erschreckend niedrig und mit einem deutschen Abitur auf einem Gymnasium kaum vergleichbar. So verwundert es nicht, dass die französischen Pisa-Statistiker in allen drei Disziplinen schlechtere Ergebnisse als vor drei Jahren meldeten. Zudem habe sich der Graben zwischen guten und schlechten Schülern noch vertieft. Auffallend ist, dass die Jungs schlechter lernten als die Mädchen. Ähnlich wie in Deutschland hinkten sie bei den Leseleistungen ein ganzes Schuljahr hinterher. Einen ähnlichen Rückstand von ein bis zwei Jahren haben Schüler mit Migrationshintergrund, die in den französichen „Banlieus“ (Vorstädte) für besondere Probleme sorgten. Ebenso wie in Deutschland können auch in Frankreich rund ein Fünftel der 15-jährigen Schüler nicht ausreichend lesen und rechnen. Sie werden daher keine guten Arbeitsplätze finden können.

Bei der Interpretation der Pisa-Ergebnisse scheiden sich die Geister. Während linksorientierte Politiker und Bildungswissenschaftler das niedrige Einkommens- und Bildungsniveau der Eltern als Ursache der Bildungsmisere angeben, bemängeln Wissenschaftler, dass die OECD-Schüler-Tests keinen akademischen Ansprüchen genügen würden. Daher sei der Name „Pisa-Studie“, der in vielen Medien verwendet wird, irreführend.

Seit Jahren kritisiert Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, den „Pisa-Schwindel“. Er spricht von der „Zivilreligion der Gleichmacherei“ bei der OECD, die diesen Test organisiert. Ihr warf Kraus in der „Saarbrücker Zeitung“ vor, „nach wie vor wenig Ahnung“ vom deutschen Schulwesen zu haben. So verkenne sie die Vielfalt der schulischen Möglichkeiten in Deutschland, darunter die duale Berufsausbildung und der zweite Bildungsweg. Die wirklichen Grundlagen und Bedingungen des deutschen Bildungssystems würden nicht oder nur unzureichend erfasst. Weder Allgemeinbildung noch ethisches oder ästhetisches Grundwissen, noch Fächer wie Geographie würden gemessen. Beim Leseverständnis seien die Zahlen wegen der speziellen Probleme in Deutschland mit Migrantenkindern nicht mit anderen Ländern wie Finnland vergleichbar. Die gleichmacherischen Ideologien der OECD würden besonders die Errungenschaften des deutschen Bildungssystems nicht ausreichend abbilden.

Die Differenzierung des dreigliedrigen Schulsystems erscheint daher aus dem Blickwinkel der OECD als negativ. Bildung im Humboldt’schen Sinn, das besonders zu umfassendem Wissen, analytischem Denken und Urteilen befähigen soll, fragen die Pisa-Tester erst gar nicht ab. Dabei legte dieses Bildungssystem den Grundstein für eine hohe bis sehr hohe Anzahl von deutschen Nobelpreisträgern und Patenten.

Die wohl hilfreichste Erkenntnis des Pisa-Tests kam aus Österreich. Dort fand man heraus, dass Fernsehen die Kinder blöd macht. Jene Kinder, in deren Heim kein einziger Fernsehapparat steht, schnitten am besten ab. Bei den schlechtesten Test-Kindern standen zuhause sogar drei Fernseher herum. Bildungsorientierte Eltern haben dagegen zwei Autos und sehr viele Bücher daheim.

Und was noch viel peinlicher für alle linken Gesellschaftsveränderer ist: Die Mütter der erfolgreichsten Kinder arbeiten nur in Teilzeit, obwohl die Kinder schon 15 Jahre alt sind. Viel schöner kann man gar nicht für das konservativ-bürgerliche Familienbild werben. Lieber Bücher und eine zumindest halbtags verfügbare Mutter statt eine Flimmerkiste, könnte man als Lehre von Pisa 09 zusammenfassen. Hinrich E. Bues


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