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18.12.10 / Mosaiksteine / Agnes-Miegel-Seminar im Ostheim

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-10 vom 18. Dezember 2010

Mosaiksteine
Agnes-Miegel-Seminar im Ostheim

Internationale Wissenschaftler, diskussionsfreudige Teilnehmer, engagierte Leitung, kritische Beiträge, Rezitationen und Kulinarisches, so könnte man das Agnes-Miegel-Seminar charakterisieren, das im Ostheim, Bad Pyrmont, stattgefunden hat.

Die Landsmannschaft Ostpreußen (LO) und die Agnes Miegel Gesellschaft (AMG) haben dieses Seminar gemeinsam veranstaltet, wobei der inhaltliche Teil bei der AMG und damit bei Marianne Kopp lag, die Organisation bei der LO. Gefördert wurde es vom Beauftragten für Kultur und Medien über das Kulturreferat am Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg. Umso mehr haben sich die Veranstalter über die Teilnahme der Kulturreferentin, Agata Kern, gefreut. Die rund 50 Teilnehmer waren bunt gemischt, junge und alte Menschen, sogar aus Spanien, waren miegelerfahren oder bislang nur miegelinteressiert. Einige der Vorträge waren sehr gut und haben Miegels Biographie erweitert und Problempunkte gut herausgearbeitet. So beispielsweise der Vortrag von Rudolf Muhs, London, der über „Frauen-Bewegung. Feminismus und Nationalismus bei Agnes Miegel“ gesprochen hat. Miegel entsprach nicht dem Frauenbild des NS-Regimes, sie wollte nicht heiraten und hat es auch nie, sie wollte Kinder und bekam eins im Geiste. Miegel hat gearbeitet, um nach dem Tod ihrer Eltern sich zu versorgen, dabei war sie – wie viele andere auch – den Regimezwängen ausgesetzt. Unbedingt muss Agnes Miegel in dem Kontext ihrer Zeit, im Spannungsfeld zwischen Abhängigkeiten, Zwängen, persönlichen Kompromissen und der großen existenziellen Sorge um ihre bedrohte, seit dem Versailler Vertrag vom übrigen Deutschen Reich abgetrennte Heimat Ostpreußen betrachtet werden. Auch zu Kernfragen wurde vorgedrungen. Ja, Miegel verehrte Hitler, denn er hat Ostpreußen wieder ans Reich angeschlossen. Sie hat Auftragsarbeiten für das Reg-ime geschrieben, so auch zum Führergeburtstag, sie ist in die NSDAP eingetreten und das sehr bewusst. Aber weder Gewaltverherrlichung oder Antisemitismus, Fremdenhass oder ein Lob der Verbrechen des NS-Regimes findet man – auch nicht verschlüsselt – in ihrem Werk. Dafür aber immer wieder den Aufruf zu Toleranz, Verständigung über Grenzen hinweg, Weltoffenheit und Menschlichkeit. Miegels Bekenntnis, „nichts als den Hass zu hassen“, galt für ihr gesamtes Lebenswerk!

Das sollte sich die Antifa, deren Mitglieder gegen das Seminar aufgerufen, Flugblätter verteilt sowie Teilnehmer des Seminars fotografiert und geblitzt haben, merken, aber auch die Straßennamenumbenennungswütigen unserer Tage. M. K./Ch. R.


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