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18.12.10 / »Flucht und Vertreibung« / Lehrerhandreichung mit sachorientierten Informationen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-10 vom 18. Dezember 2010

»Flucht und Vertreibung«
Lehrerhandreichung mit sachorientierten Informationen

Die neue Lehrerhandreichung „Flucht und Vertreibung“ zeigt Ursachen, Zusammenhänge und Hintergründe rund um das brisante zeitgeschichtliche Schwerpunktthema auf.

In jüngster Zeit ist das Thema der millionenfachen Flucht und Vertreibung von Deutschen zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus den früheren deutschen Ostgebieten sowie den Regionen Ostmittel- und Osteuropas verstärkt in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt worden. Gleiches gilt auch für die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in die deutsche Nachkriegsgesellschaft. Um den Lehrerinnen und Lehrern ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, mit dem sie einen kompetenzorientierten Geschichtsunterricht zum Themenkomplex Flucht, Vertreibung und Integration bestreiten können, veröffentlichte die Landeszentrale für politische Bildung in Düsseldorf vor kurzem eine didaktische Schrift. Die neue Lehrerhandreichung „Flucht und Vertreibung“ verbindet die historisch fundierte Darstellung der Ereignisse mit zahlreichen Dokumenten und Fotografien sowie verschiedenen Karten und Abbildungen. Neben den offiziellen Belegen der politischen Geschichte finden auch die Erfahrungen unmittelbar betroffener Menschen gebührende Berücksichtigung.

Herausgeber der Handreichung sind die Landeszentrale für Politische Bildung und die Landesregierung NRW, die mit der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf sowie dem Oberschlesischen Landesmuseum von Ratingen eng zusammengearbeitet. Mitherausgeber ist das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die beiden großen landesgeförderten Stiftungen wurden mit der Vorbereitung des Bandes beauftragt, wobei auch die speziellen landeshistorischen Aspekte miteinzubeziehen waren. Daher stellt man bewusst institutionelle Ansprechstellen der Vertriebenen im Bundesland NRW vor, die als außerschulische Lernorte besucht und genutzt werden können. Hinzu kommt, dass es auf den Innenumschlagseiten neu gestaltete Karten gibt, die Paten- und Partnerschaftsverhältnisse zwischen Nordrhein-Westfalen und Schlesien anzeigen. Das flächendeckende Netz unterschiedlicher Kontakte ist offensichtlich.

Die 128 Seiten umfassende Publikation im DIN-A4-Format ist für Lehrkräfte aller Schulformen vorgesehen. Ein kompetentes „Autoren-Quartett“ arbeitete das sensible Thema in vier einzelnen Modulen durch überblicksartige Darstellungen und entsprechende Material- und Kartenteile so auf, dass unterschiedliche Schwerpunktsetzungen im Unterricht möglich sind. Bei der Einbeziehung des Materials kann jeder Lehrer den Umfang und die Aufgaben an den jeweiligen Lernstand seiner Klasse anpassen. Kürzungen oder Abwandlungen sind problemlos möglich.

Einer der Autoren ist Thorsten Altena, Studienrat am Dortmunder Käthe-Kollwitz-Gymnasium. In seinem Beitrag „Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert“ heißt es: „In dem an Ideologien und Kriegen reichen 20. Jahrhundert bilden Flucht, Vertreibung und Umsiedlung eine ebenso feste wie schreckliche Größe.“

Stephan Kaiser, Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen, thematisiert deutsche Schicksale im Osten. Er erläutert: „Flucht und Vertreibung sind stets individuelle und oft traumatische Erlebnisse. Es ist allerdings erforderlich, sie mit einer Gesamtsicht zu konfrontieren, um Lehren für die Zukunft zu ziehen.“

Der Realschulrektor und Leiter der Geschwister-Scholl-Realschule in Wadersloh, Wolfgang Maron, beschreibt das Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahre 1960.

Winfrid Halder, Direktor der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, behandelt den Zeitraum der 60er Jahre bis heute. In seinem Beitrag schreibt er: „Dass der öffentliche Umgang mit dem Thema Flucht und Vertreibung unverändert Schwierigkeiten birgt, die sich zuweilen sogar noch auf der Ebene der Politik innerhalb der EU niederschlagen, zeigte zuletzt der Streit um die Mitgliedschaft von BdV-Präsidentin Steinbach im Stiftungsrat der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. … Dies belegt, wie wichtig für das gegenseitige Verständnis auch heute noch eine sachorientierte Information über Vorgeschichte, Geschichte und Folgen der verschiedenen Vertreibungsvorgänge in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts noch immer ist.“

An der Praxis orientierte Gedanken darüber, wie Flucht, Vertreibung und Integration als Unterrichtsthema behandelt werden sollen, formulieren Altena und Maron in einem gemeinsamen Beitrag: „Wer Flucht und Vertreibung allein als abgeschlossenes historisches Phänomen oder gar originär deutsches Verhängnis als Folge des Zweiten Weltkriegs versteht, kann diesem Themenkomplex im Unterricht nicht annähernd gerecht werden. Flucht und Vertreibung sind nicht nur schicksalhafte Ereignisse, die prägend für das 20. Jahrhundert gewesen sind, sondern sie wirken bis in unsere jüngste Gegenwart nach und bestimmen so das öffentliche Bewusstsein und unsere Gesellschaft.“ D.G.

Die Druckschrift gibt es kostenlos auch im Internet unter: http://www.politische-bildung.nrw.de/handreichung/fluchtundvertreibung.pdf


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