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18.12.10 / Was der Damenwelt gefällt / Das Glasmuseum in Rheinbach zeigt Parfümflakons aus mehreren Jahrtausenden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-10 vom 18. Dezember 2010

Was der Damenwelt gefällt
Das Glasmuseum in Rheinbach zeigt Parfümflakons aus mehreren Jahrtausenden

Das Rheinbacher Glasmuseum widmet historischen und zeitgenössischen Parfümflakons eine Publikumsausstellung. Fläschchen aus böhmischer Herstellung sind auch dabei. Bereits 3500 Jahre alt ist das kleine Fayencegefäß, das mit einem wertvollen Salböl gefüllt war und der ägyptischen Königin Hatschepsut gehört hat. Die Inschriftenkartusche auf dem eleganten Gefäßkörper belegt die königliche Herkunft zweifelsfrei. Seit dem Sommer 2009 wird das Öl von Experten der Universität Bonn analysiert. Die Leiterin des Rheinbacher Glasmuseums, Ruth Fabritius, ist auf dieses Exponat aus der neuen Sonderausstellung „Nachbarin, Euer Fläschchen!“ besonders stolz. Das Flakon ist eine private Leihgabe, die im Ägyptischen Museum der Uni Bonn aufbewahrt wird.

Bei der Vorbereitung dieser Ausstellung hat die Museumsleiterin ein Experiment gewagt und einen Hilferuf an Sammler von Parfümflakons gerichtet. Die Aktion erinnert an die Dom-Szene aus Goethes „Faust“, in der Gretchen die Nachbarin um ein Fläschchen bat – gemeint war dort allerdings ein Riechfläschchen. Das Glasmuseum hat sowohl aus der nahen als auch aus der etwas entfernteren Nachbarschaft Exponate bekommen. Rund 50 Leihgeberinnen und Leihgeber aus der gesamten Region zwischen Zülpich und Bonn bis hinein in die Eifel haben sich gemeldet. Sie haben ihre gläsernen und duftenden Kostbarkeiten zur Verfügung gestellt, so dass eine sehenswerte Ausstellung entstehen konnte. „Die Resonanz meines ‚Hilferufs‘ war überwältigend. Nahezu 95 Prozent der Exponate sind private Leihgaben. Weitere Ausstellungsstücke stammen aus dem Glasmuseum Immenhausen und aus dem Europäischen Flakonglasmuseum in Kleintettau“, erläutert Ruth Fabritius.

Die Schau im Ratssaal des Himmeroder Hofes beeindruckt vor allem durch ihre Vielfalt. Wer die Ausstellung besucht, kann sich einen Überblick über mehrere Jahrzehnte industrieller Flakongestaltung verschaffen. Neben dem Parfümflakon der Pharaonin Hatschepsut sind weitere Raritäten zu sehen. So etwa gehören die römischen Balsamarien und die aufwendig veredelten Kostbarkeiten aus dem 19. Jahrhundert zu den ältesten Exponaten. Hervorzuheben sind hier etwa die drei römischen Unguentarien (spindelförmige Fläschchen) aus dem 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. und die Salbflasche mit Bastgeflecht aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.

Die meist geschliffenen Flakons aus Kristall- und Farbglas – darunter mehrheitlich Uran- und Jadeglas – stammen aus böhmischer Herstellung. „Nordböhmen, um 1930“ lautet die Datierung einer vierteiligen Toilettengarnitur bestehend aus gelb gebeizter Kassette mit Wurmdekor in Glanzgold. Eine weitere mehrteilige, partiell gelb gebeizte und mattierte Toilettengarnitur aus Nordböhmen ist mit einem Dekor in Schwarzlotmalerei (Malerei mit einer speziellen Schmelzfarbe) auf Poliergold versehen. Die Flakons aus dunkelblauem Überfangglas mit vergoldetem Facetten-Stöpsel wurden zwischen 1967 und 1975 von der Firma Franz Heide (ehem. Böhmen) produziert.

Kobaltblaues Glas ist auch in Form von einem Paar Flakons zu sehen, das mit Weißemailmalerei „Quarkmännchen“ (Kobolde) und Goldmalerei verziert ist. Die Stücke sind in Rheinbach von Heinz Markowsky um 1980 geschaffen worden.

Die unter Sammlern besonders hoch geschätzten Kreationen von René Lalique – zum Beispiel Parfümflakon-Anhänger und verschiedene Sondereditionen – haben einen Platz in der Ausstellung bekommen. Die Flakons zeichnen sich durch das von Lalique entwickelte Luftblasverfahren aus, das auch serielle Fertigung möglich machte.

Auf der Präsentation fehlt natürlich auch das Kölner Traditionshaus 4711 nicht. Neben ausgewählten Fläschchen sind auch Original-Plakate mit Kölnisch-Wasser-Motiven zu sehen. Darüber hinaus haben in zwei Vitrinen zeitgenössische Glaskünstler die Möglichkeit bekommen, kreativ gestaltete Flakons auszustellen.

Dieter Göllner

Die Ausstellung im Glasmuseum Rheinbach, Himmeroder Wall 6, ist bis zum 30. Januar 2011 dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet, Eintritt 2,50 / 1 Euro.


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