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25.12.10 / Vergiftetes Weihnachtsgeschenk / US-Notenbankchef Ben Bernanke kündigt an, seine Politik des billigen Geldes 2011 fortzusetzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-10 vom 25. Dezember 2010

Vergiftetes Weihnachtsgeschenk
US-Notenbankchef Ben Bernanke kündigt an, seine Politik des billigen Geldes 2011 fortzusetzen

Mit der Begründung, die hohe Arbeitslosigkeit von 9,8 Prozent bekämpfen zu wollen, hält die US-Notenbank an den niedrigen Leitzinsen fest. Auch sollen 2011 weiter US-Staatsanleihen aufgekauft werden.

Schöner die Kassen nie klingeln, als zu der Weihnachtszeit. Darauf setzt auch der US-Einzelhandel, der sich bereits im November über ein Wachstum von 1,2 Prozent freuen konnte. Zwar ist das nicht viel angesichts der Tatsache, dass der US-Konsum in den letzten beiden Jahren massiv eingebrochen war, aber die Hoffnung auf eine Erholung ist groß, schließlich wird die US-Wirtschaftsleistung zu 70 Prozent vom privaten Konsum getragen. Doch aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit im Rahmen der von den USA ausgegangenen internationalen Wirtschaftskrise brach der Konsum ein. Zwar liegt die Arbeitslosigkeit immer noch bei 9,8 Prozent und somit erschreckend hoch, doch Wünsche und Hoffnungen sind schließlich selten rational.

Auf den ersten Blick rational erscheint aber auch nicht der Umstand, dass viele US-Firmen 2010 hohe Profite verbuchen konnten, die Arbeitslosigkeit aber weiterhin auf sehr hohem Niveau stagniert. So hoch, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke die Schaffung von Arbeitsplätzen als wichtigste Aufgabe ansieht, die die USA zu meistern hat. Er findet es sehr besorgniserregend, dass mehr als 40 Prozent der Arbeitslosen bereits seit sechs und mehr Monaten ohne Arbeit sind. Daher schließt er auch nicht aus, dass die Notenbank Federal Reserve (Fed) 2011 weiter massiv Staatsanleihen aufkaufen wird. 2011 wird er auch den einzigen Miesmacher im Fed-Vorstand loswerden. Dann nämlich wird Thomas Hoenig, Notenbanker aus Kansas, turnusmäßig abgelöst. Hoenig ist der einzige im elfköpfigen Fed-Vorstand, der Bernankes lockere Geldpolitik kritisiert. Erst dieser Tage stimmte er bereits zum achten Mal in Folge gegen den Plan der Fed, bis Mitte 2011 monatlich Staatsanleihen im Wert von 75 Milliarden Dollar zu kaufen und den Leitzins weiter bei einer Spanne von Null bis 0,25 Prozent zu belassen. Hoenig gilt in den USA als Zinsfalke, weil er überzeugt ist, dass die laxe Geldpolitik der Fed langfristig die Inflationserwartung erhöht und außerdem die Wirtschaft destabilisiert. Bernanke hält dies für ausgemachten Blödsinn, denn, sollte es zu Inflation kommen, derzeit liegt die Geldentwertung bei 1,1 Prozent, könne die Fed innerhalb von 15 Minuten die Zinsen anheben. Auch würde seine Geldpolitik keineswegs die Wirtschaft destabilisieren, im Gegenteil. Denn durch die niedrige Zinspolitik könnten sich die Firmen günstig Geld leihen und so investieren. Und durch den Aufkauf von Staatsanleihen würde die US-Regierung von Barack Obama ihr geplantes neues Entlastungsprogramm finanzieren können. Unternehmen könnten dann bis Ende 2011 alle Investitionen sofort abschreiben. Schätzungen zufolge würden Bürger und Unternehmen in den kommenden zwei Jahren erneut mit mehr als 700 bis 900 Milliarden Dollar entlastet. Diese Summe wird zum größten Teil durch neue Staatsschulden finanziert werden müssen, was Bernanke mit dem Aufkauf von Staatsanleihen möglich macht. Der Notenbanker ist überzeugt, so die Wirtschaft weiter anzukurbeln, so dass dann auch wieder neue Arbeitsplätze entstehen.

Allerdings ist seine Strategie bisher nicht aufgegangen. Und schon sein Vorgänger Alan Greenspan hatte versucht, durch billiges Geld das Wirtschaftswachstum zu beflügeln. Was ihm zwar auch kurzfristig gelang, aber letztendlich in der Wirtschaftskrise endete, die Bernanke gerade mit seiner expansiven Geldpolitik auch zu Lasten des Auslands vergeblich zu bekämpfen versucht. Denn auch wenn die Profite von US-Firmen in den letzten Monaten gestiegen sind, so liegt das nicht an steigenden Firmenumsätzen, sondern, wie das renommierte britische Wirtschaftsmagazin "The Economist" meint, an den veränderten Kosten. Niedrige Zinslast, sinkende Steuerlast und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und wegen des niedrigen Dollarkurses erleichterte Exportbedingungen - dies zugegeben dank Bernanke -, aber auch eiserne Haltung bezüglich Neueinstellung und Gehältern. Neueinstellungen finden im maßgeblichen Umfang gar nicht erst statt und während die Produktivität in den USA in den letzten beiden Jahren um 4,2 Prozent stieg, stiegen die Löhne nur um 2,1 Prozent. Und zu allem Überdruss investieren die Firmen ihr Geld kaum in neue Produkte oder Maschinen, sondern horten es. Allenfalls die während der Krise gesenkten Dividenden der Aktionäre sollen demnächst wieder erhöht werden. Und so erwirtschafteten die Unternehmen 2010 ein ebenso hohes Bruttoinlandsprodukt wie 2007 - allerdings mit 7,5 Millionen weniger Arbeitnehmern.

Experten schätzen, dass dies der neue "Normalzustand" sein wird. Denn kleine Unternehmen fürchten nach den Erfahrungen der letzten Jahre neue Investitionen und setzen auf Liquidität und Großunternehmen expandieren lieber ins Ausland statt in der Heimat. China, Brasilien und Indien sind auch für US-Firmen beliebte Märkte wie Produktionsstätten. Zwar bedeutet das nicht immer, dass US-Arbeitnehmer ihren Job deswegen verlieren, allerdings vermindert die ausländische Billigkonkurrenz ihre Möglichkeiten, höhere Gehälter einzufordern. Der Autobauer General Motors stellt zwar inzwischen wieder Mitarbeiter ein, doch liegt deren Entlohnung weit unter der der Altbeschäftigten. Daran kann auch Bernankes riskante Geldpolitik nichts ändern.             Rebecca Bellano


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